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MoX Soundcheck20.04.2022











Es gibt Gedichte, die so wundervoll geschrieben sind, dass einem als Komponist beim Lesen oder Hören unweigerlich Melodien und Rhythmen dazu in den Sinn kommen. Aber erst nach sieben Soloalben fühlte sich die Vorzeige-Jazzerin und Wahlhamburgerin Ulita Knaus jetzt endgültig reif, Werke ihrer Lieblingsdichterinnen zu vertonen und mitsamt Band zum Swingen zu bringen.
Das Ergebnis knüpft an Standards  aus der großen Songbook-Ära von George Gershwin oder Cole Porter an, muss den Vergleich mit ihnen mitnichten scheuen. Beeindruckend wie eh und je: Ulitas ausdrucksstarke Gesangsstimme - gehört gehört.

Irnini Mons: IRNINI MONS (VÖ: 22.4.)
Die Auflösung der szenebekannten Hardcorepunk-Formation Decibelles mögen Fans der Lyoner Truppe besser verkraftet haben angesichts des sich zügig Zusammenschließens einiger Bandmitglieder zur Nachfolgetruppe Irnini Mons. Benannt nach einem Vulkan auf der Venus vermengt die Vierercombo Stonerrock und Artnoise mit Hardcorepunk, versucht man den Irrsinn dieser Tage zu einem faszinierend-brodelnden Post-Punk-Strom aus stoischen Drums, hakenschlagenden Gitarren und surreal anmutenden Chorälen zu verdichten.
Verständlich, dass die Musiker nach Corona-bedingter Zwangspause Liveauftritte herbeisehnen. Bis Irnini Mons in der Region vorbeischauen können, dauert´s noch ein Weilchen – Vorfreude garantiert schon mal der Kauf ihres Albums.

Future Jesus & The Electric Lucifer: KOSMO CURE (VÖ: 22.4.)
Allein schon der sperrige Bandname lässt vermuten, dass man hier nichts Mainstreamig-Geglättetes erwarten sollte. In der Tat hat sich die Truppe aus Düsseldorf einem Mix aus Jazzrock, spacigen Elektro-Jams, futuristischen und experimentellen Klängen, pulsierenden Synth- und E-Bässen verschrieben, die mit tanzbaren Beats unterlegt werden. Nervenzerrende Noisegewitter liegen der Rheinischen Combo auf „Kosmo Cure“ genauso wie kosmische Krautkapriolen und galaktische Grooves. Nostalgisch frohgemut – und kühn.

Joshua Hyslop: WESTWARD (VÖ: 22.4.)
Um Nervosität vorm Auftritt gar nicht erst zuzulassen und um das Publikum genauer einschätzen zu können, absolvierte Singer-Songwriter Joshua Hyslop zu Beginn seiner Karriere einen wahren Marathonlauf von mehr als 100 intimen Hauskonzerten. Wer wollte, konnte in der Region von Vancouver ein paar Freunde zusammentrommeln, Speis und Trank bereitstellen – und Hyslop für einen Wohnzimmer-Gig buchen, inklusive Dinner und Smalltalk bis in die Nacht. Mehr Fanbindung dürfte kaum vorstellbar sein. Bald waren auch Nordamerikas Kritiker von den Folkpop-Alben des Kanadiers schwer angetan. Mit aufkommender Pandemie, dem Tod zweier seiner Freunde und der Verantwortung, in diesen Zeiten Vater zu werden, überkam Hyslop eine schwere Depression, die er mit Komponieren bekämpfte. Die „Westward“-Songs entpuppen sich als Lobgesang auf die Beharrlichkeit und auf so viele Wiedergeburten, wie nötig, um jedwede Krise zu überstehen.

My Baby: SAKE SAKE SAKE (VÖ: 22.4.)
Verzerrte Slidegitarrentöne umspielen die erdig-kehlige Rockröhre der My Baby-Frontfrau und formen dank pulsierender TripHop-Beats die einzigartige Mischung aus Swamp-Blues, Folk, Electronica und Soul zu dancefloortauglichen Tracks. Dem neuseeländischen Gitarristen Daniel Johnston und dem niederländischen Geschwisterpaar Joost (Drums) und Cato van Dijk gelingt es immer wieder, mit minimalen Mitteln die maximale Bandbreite darzustellen.
Das Ergebnis: Harter Anschlag, freies Abdriften, eine bestechend unromantische Versöhnung der Gegensätze; so viel Wut, so viel Mut – so gut.

Autor: Horst E. Wegener

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