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Keiner von uns hat alles auf diese Karte gesetzt!01.06.2021
Text und Foto: Ralf Koch
„Das neue Album, dazu 20 Jahre „One in a Million“, da hätte man ein richtiges Event draus machen können, aber leider geht das gerade alles nicht. Dabei kamen bereits erste Anfragen von Veranstaltern, aber derzeit sind nicht einmal gemeinsame Bandproben drin, wie soll man da realistisch Konzerte planen? Also abwarten und Däumchen drehen.
Allerdings verlief die Karriere der Band schon immer in Wellen: Gegründet 1991, ffn-Newcomer des Jahres 1992, Debütalbum 1995, nach ihrem zweiten Album 1996 mit einem 3-Album-Deal zum Genre-Primus für Progressive Rock, InsideOut, dem Label von dem nicht nur damals viele geträumt haben. „Definitiv! Das war bei uns auch so!“, lacht Tegeler. Aber die Euphorie wurde jäh gestoppt: „Der Labelchef erzählte mir nebenbei, dass sich die Sache mit den vom Label organisierten Touren und Label-Packages überhaupt nicht lohnen würde, und dass dieser Geschäftszweig extrem eingestampft werden sollte.“ Der erhoffte Schub blieb aus, die drei Alben 1999, 2001 und 2003 änderten die Lage der Band nur unwesentlich. „Wir hätten viel, viel mehr live spielen müssen. Dann hätten wir uns vielleicht einen Status erspielen können, von dem man vielleicht auch heute noch zehren könnte“, blickt Tegeler zurück. So wurden ihre Alben immer wieder Kritiker-Lieblinge in einer Sparte, die nicht ausreichend Publikum erreichte. Für manche zu Prog, für Metalheads mit zu viel Keyboards. „Wir haben ziemlich schnell erkannt, dass wir mit dieser Musik niemals besonders große Chancen auf Erfolg haben würden – und entsprechend hat keiner von uns alles auf diese Karte gesetzt. Wir haben alle ein Studium nebenbei fortgeführt und auch abgeschlossen. Natürlich gab es mal eine Zeit, in der ich mir das erträumt habe.“ Aber auch in einem Hobby-Projekt kann man sich wohlfühlen. „Wir haben alle unsere Jobs, Familie, Kinder – und das hat auch dazu geführt, dass wir so lange Pause dazwischen hatten – das war einfach eine Zeit, in der wir zu viele andere Dinge hatten, um die wir uns kümmern mussten.“ So kann ein Album wie „Spiral of Fear“ auch mal 9 Jahre dauern – oder wie beim neuen Album fünf. Die Songs kommen dabei fast ausschließlich von Sänger Volker Walsemann, Tegeler ist derjenige, der die Band zusammenhält und immer wieder motiviert. Wobei „zusammen“ eben auch relativ ist: „Den klassischen Weg mit gemeinsamem Proberaum und Treffen 2, 3 Mal pro Woche gibt es jedenfalls heute nicht mehr. Das war aber auch zuletzt vor 20 Jahren so.“ Und wem das zu sporadisch ist, der sucht sich ein Seitenprojekt:Tegeler hatte immer wieder andere Metal- und Death Metal-Projekte, zurzeit spielt er zudem gemeinsam mit Gitarrist Marco Ahrens und Bassist Heiko Spaarmann auch noch bei Bleeding aus Stade. Und mit allen Bands hofft man auf die Chance, bald wieder live spielen zu können. „Unser letztes Highlight war, als wir und Bleeding die Tournee von Psychotic Waltz begleitet haben. Und auch mit meiner anderen Band hatten wir gerade angefangen, live zu spielen, der erste Gig war auch richtig gut und hat Spaß gemacht und wir hatten auch schon mehrere Folgegigs geplant, aber schon der nächste fiel dann Corona zum Opfer. Und seitdem warten wir alle auf eine Fortsetzung, egal mit welcher Band.“ Bis es soweit ist, trifft man sich nur online, probt für sich und schickt sich Files hin und her. Rock`n ́Roll kann auch ganz trocken sein.
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