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„Louise“ von Ursel Bäumer16.04.2025



Interview und Foto: Thea Drexhage


[font=Bembo]Der Roman ist weitestgehend geschrieben als innerer Monolog, sodass man das Gefühl hat, beim Lesen in die Psyche der jungen Bourgeois einzutauchen. Dabei steht nicht ihr künstlerisches Schaffen im Vordergrund, sondern ihre innere Zerrissenheit. Es beschreibt sie als junge Frau, die in einer sehr wohlhabenden Familie aufwächst. Ihre Eltern haben Wandteppiche produziert und damit ein florierendes Geschäft. Der Krankheitsverlauf ihrer Mutter, die sie geschätzt und geliebt hat, die aber auch aus ihrer Krankheit heraus die junge Louise in das Familienunternehmen eingebunden hat sowie das ambivalente Verhältnis zu ihrem Vater, das geprägt war durch ständige Seitensprünge und so einen Machtgestus, den er als Geschäftsmann an den Tag legte, wird beschrieben. Bis zur Hälfte des Buches wird die Kindheit oft auch fragmentarisch beschrieben, sodass man nicht immer weiß, um welche Zeit es gerade genau geht. Ab der zweiten Hälfte geht es darum, wie sie versucht auszubrechen. Sie beginnt ein Studium der Mathematik an der Sorbonne. Wandelt also auf anderen Pfaden obwohl sie ab 12 schon künstlerisch tätig war. Damit wollte sie Logik in ihr Leben einkehren lassen, merkte aber schnell, dass es das doch nicht ist. Im Geschäft ihres Vaters teilt sie sich dann einen kleinen Teil ab und strebt danach Galeristin zu sein. Sie lernt ihren späteren Mann kennen und geht dann mit ihm kurz bevor die Kriegszeiten wirklich ausbrechen, nach New York. Gerade im letzten Kapitel werden dabei Arbeiten wie ihre riesigen Spinnenskulpturen aus Bronze und ihre fragmentierten Arbeiten, angerissen und ein Verständnis für diese geschaffen.[/font][font=Bembo] [/font]
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Imke Kannegießer: Der Versuch, in die Psyche dieser Künstlerin zu schauen, ohne sich konkret an festen zeitlichen Stationen zu orientieren. Und obwohl es Einblicke gibt, die sich um autobiografische Richtig-keit bemühen, hat man das Gefühl, man taucht ein in eine Zerissenheit, die sich exemplarisch an dieser Figur abarbeitet, aber die auch ganz viel Spiel lässt, um sich selbst darin wiederzufinden. Sprachlich passiert das ganz wunderbar, weil uns der innere Monolog in ihre Gedankenwelt eintauchen lässt, die sich sehr stark an einem natürlichen Denken orientiert. Es gibt beispielsweise viele Wieder-holungen von einzelnen Sätzen und Begrifflichkeiten, die ganz nah an den Gedanken sind, wie wir im Alltag auch selbst funktionieren. Wenn man sich dieser sprachlichen Eigenarten hingibt, ist dieses Buch ein ganz sensibles Porträt.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Imke Kannegießer: Es ist einerseits ein Buch für ein kunstaffines Publikum, das vielleicht die ein oder andere Arbeit von Louise Bourgeois kennt. Andererseits ist es aber auch ein tolles Porträt, das keine Vorkenntnisse braucht. Zwar werden auch einige Arbeiten angerissen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass man sofort ein Bild von diesen im Kopf haben muss beim Lesen. Das ist, glaube ich, auch die große Stärke von diesem Buch, dass es sich an ganz viele Menschen richten kann, die aber dann durch das Lesen dieses Porträts Lust bekommen, mehr zu erfahren.
MoX: Wie haben sie das Buch gelesen?
Imke Kannegießer: In gedruckter Form. Aufmerksam geworden bin ich einerseits durch meine Arbeit auf die Künstlerin Bourgeois, die sich selbst zwar nie als Feministin bezeichnet hat, aber nach wie vor ein großes Vorbild für eine Vielzahl von Künstlerinnen ist. Auf Ursel Bäumer, die in Bremen lebt, wurde ich Anfang des Jahres aufmerksam, als sie fragte, ihr Buch hier im Rahmen einer Veranstaltung vorstellen zu können.

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