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Buch-Tipps

MoX Buchtipps05.04.2023









Texte: Joachim Mittelstedt
Uwe Timm:
Der Verrückte in den Dünen, Über Utopie und Literatur
dtv, 12
Uwe Timm, 1940 geboren, studierte Germanistik, Philosophie, später Soziologie und Volkswirtschaftslehre. Den Aufbruch der 68er Generation begleitete er aktiv. Das Thema zieht sich durch sein reichhaltiges literarisches Werk. In diesem Essay-Band berichtet er über seine Gedanken zum Thema Utopien. Das ist fast immer für Leserinnen und Leser ein Gewinn. Denn klar ist: es muss anders werden damit es besser werden kann. Utopien sind also gefragt. Und da hat der sensible, kritische und durchaus ‚konkrete‘ Denker, Reisende und Schriftsteller einiges zu bieten. Wichtig auch: nur ‚Utopie‘ reicht nicht immer. Auch das Gelingen darf nicht zu kurz kommen.


Ulrich Wickert:
„Die Schatten von Paris“
Piper, 22,-
Mr. Tagesthemen, geboren 1942, hat schon immer ein großes Faible für Frankreich gehabt. Da passt es hervorragend, dass seine Krimis auch dort spielen. Diesmal gerät Ermittlungsrichter Jacques Ricou in ein besonderes Gemisch aus politischem Sumpf, hinterhältigen Intrigen und Verrat. Fünf gezielte Schüsse haben zunächst einen Mann, Angehöriger einer Eliteeinheit des französischen Geheimdienstes, in der Nähe des Genfer Sees niedergestreckt. Sieht wie eine Hinrichtung aus. Trotz großer Behinderungen durch wichtige politische Akteure gelingt es Ricou zusammen mit seiner Freundin, der Investigativ-Journalistin Margaux, systematisch den Spuren nachzugehen, die beide finden. Ulrich Wickert gelingt es auch in diesem Roman hervorragend, fundiertes politisches Insiderwissen und französisches Lebensgefühl zusammen zu bringen. Und was man als Leser kaum erwartet: auch ein Hauch von 007 weht durch seinen Plot.


Patti Smith: Buch der Tage
Kiepenheuer & Witsch, 32,-
Patti Smith, Punk-Ikone, Künstlerin, Fotografin und so vieles mehr, hat hier ein schönes Anregungs-Buch vorgelegt. Ein Jahr, das Jahr 2018, 365 Tage, führt sie uns damit durch ihre ganz eigene Erinnerungswelt. Es ist ein Sammelsurium über vieles, was ihr in diesem Jahr an kleinen und großen Begegnungen und Erlebnissen so wichtig war, um es in einem Foto festzuhalten. Ein stilles Buch voller Schönheit und Aufmerksamkeit für die großen und vor allem auch die kleinen Dinge. Zu jedem Bild gibt es einen erklärenden Eintrag. Mit dem Band bietet die genaue Beobachterin unserer Welt, die auch schon mal für den ‚strumpeligen‘ und genialen Bob Dylan den Literatur-Nobelpreis abholt, was ihr in den Tagen so auf- und eingefallen ist. Ein schönes Jahresbuch zum Blättern und Genießen. Denn jeder Tag ist kostbar.


Dörte Hansen: Zur See
Penguin, 24,-
Veränderungen auf dem Land, besonders an der Grenze zum Meer, sind das große Thema von Dörte Hansen. Denn da, beim Meer, stellt sie in ihrem dritten Roman „Zur See“ fest, gebe es eine besonders große Sehnsucht der Menschen. Gerade Inseln, denn als Mensch muss man ja etwas Festes unter den Füßen haben, hätten es den Menschen schon immer angetan. Gerade die Menschen, die Leid erfahren haben oder auch gesundheitlich angeschlagen sind, brauchen Meer, Wasser und Wind. Hintergrund ist diesmal die Familie Sander mit ihrer 300-Jahre alten Geschichte. Alle handelnden Personen haben einen sehr eigenen Zugang zu Wasser, Meer und Inseln. Als gute Beobachterin mit einem Hang zur Melancholie und einer großen Portion Herzenswärme berichtet die Autorin hier vom Wandel und dem Verschwinden alter Traditionen. Lebensgeschichte und Unterhaltung vom Feinsten.

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