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„Der Ursprung der Welt“ von Liv Strömquist23.02.2021

„Der Ursprung der Welt“ von Liv Strömquist

MoX: Worum geht es in dem Buch?
Gesine Geppert: Ich möchte eine Lanze brechen für Grafiknovellen. Ich finde, das ist eine richtig tolle Literaturgattung, nämlich eine, die von allem das Beste vereint. Während sich der Text auf Grund der Begrenzungen durch die Sprechblasen auf das Essentielle konzentrieren muss, dienen die kunstvollen Bilder der Untermalung, während man sich bei Romanen diese vorstellen muss. Der Ursprung der Welt behandelt Frauen beziehungsweise weiblich gelesene Körper und deren Rolle in unserer jetzigen Gesellschaft, aber auch die historisch gewachsene Rolle, also welche Rollen Frauen in verschiedenen Kulturen hatten und haben. Es werden Themen wie die Menstruation angesprochen – alles Themen, von denen wir langsam merken, dass es nicht nur die zwei biologischen Geschlechter gibt, sondern eben noch viel mehr. Solche Punkte behandelt sie auf ganz spannende und schöne Art und Weise dadurch, dass sie nicht eine chronologische Geschichte erzählt, sondern indem sie verschiedene Themen oder historische Zeiten in Sequenzen abhandelt. Oft werden historische Beispiele aufgegriffen. Sie erzählt beispielsweise von der Exotisierung von Frauen in Zeiten des Kolonialismus. Das ist ein Thema, mit dem man sich sonst vielleicht nicht auseinandersetzen würde, aber in dem Moment wo es auf vier Seiten kurz beschrieben wird, eröffnet es einen Einstieg. In diesem Fall ist es die Geschichte von Saartjie Baartman, einer Frau die nach England verschleppt worden ist und dort auf Bühnen auftreten musste, um als Bild für englische Kolonialherren herzuhalten, über das vermeintlich exotische, fremde Geschlecht. Das fand ich total spannend, da ich mich mit ihr beispielsweise auch in meinem Studium beschäftigt habe. Es ist die Geschichte einer Frau, die unglaublich berührend und wichtig zu erzählen ist.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Gesine Geppert: Ich habe das Buch in Papierform gelesen, nachdem ich es von Freunden empfohlen bekommen habe. Erschienen ist es 2017 im Avant Verlag. Seitdem fiebere ich allen neuen Veröffentlichungen von ihr entgegen. Im deutschsprachigen Raum sind das mittlerweile vier.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Gesine Geppert: Liv Strömquist finde ich im Bereich der Grafiknovellen total klasse, weil sie alle Altersklassen anspricht. Der Zeichenstil ist relativ kindlich, den ich persönlich gar nicht unbedingt als ästhetisch empfinde. Da finde ich Sachen, die naturalistisch sind im Grunde schöner. Es werden schwere Themen, vor denen man sich sonst vielleicht drücken würde, von Liv Strömquist in sehr kurzen und komplexen Sequenzen inhaltlich toll dargestellt. Ich finde jeden historischen Kontext für sich ganz, vielleicht weil ich auch Ge-schichte studiert habe.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Gesine Geppert: Das Tolle ist, dass man das Buch allen Altersgruppen empfehlen kann. Nur für Kinder ist es denke ich nicht unbedingt geeignet, weil es in Teilen doch zu komplex wird, aber Jugendliche und alle Altersstufen von Erwachsenen kann man Stömquists Werk sehr ans Herz legen. Jeder wird andere Erkenntnisse aus diesem Buch ziehen. Es gibt so viele Dinge, die man lernen kann, dass ich denke, dass es jedem gut tun würde, diese Grafik-Novelle anzuschauen.
MoX: Was wissen Sie über die Autorin?
Gesine Geppert: Liv Strömquist ist eine schwedische Politikwissenschaftlerin und zeichnet verschiedene feministische Grafiknovellen sowie kurze Sequenzen für Zeitungen und Magazine. In ihrer Muttersprache hat sie schon einige Bücher mehr veröffentlicht, als bisher ins Deutsche übertragen wurden.

Interview und Foto: Thea Drexhage


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