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Gemischte Kost25.09.2024



Text und Foto: Rüdiger Schön

Eine, sich an fast alle Regeln der Filmkunst haltende Literaturverfilmung von Florian Frerichs. Üppig ausgestattet und gut besetzt mit Nikolai Kinski, Laurine Price und Detlev Buck verkörpert er das, was in Deutschland Großes Kino genannt wird. Und tatsächlich kann sich „Traumnovelle” fast mit Werken wie „Das Parfum” messen, wären da nicht einige unnötige Längen. Der Kinostart dieses Films in Deutschland steht schon fest: Es ist der 16. Januar 2025 geplant.
„Böse geboren” ist dagegen ein klassischer deutscher Kriminalfilm aus der „Polizeiruf”-Reihe, mit Anneke Kim Sarnau und Lina Beckmann in den Hauptrollen. Das klassische Krimis gut sein können, zeigt „Böse geboren” uneingeschränkt. Es geht um einen Mord an eine Tierschützerin in der ostdeutschen Provinz. Kalt, nüchtern und spannend inszeniert.
Eine ebenso deutliche Filmsprache ist bei „Bang Bang” zu erkennen, ein knallharter US-amerikanischer Boxerfilm, der in den polnisch geprägten Vororten von Detroit spielt. Alles ist hier grau und trist, und der entscheidende Boxkampf endet im Krankenhaus. Tim Blake Nelson spielt die Rolle des gescheiterten Champions grandios und bekam zurecht den Oldenburger Seymour Cassel Award als bester Schauspieler. Dass das Eintauchen in alte Traditionen auch schnell zu einem eher problematischen Zitieren alter Filmmythen werden kann, deuten die italienischen Beiträge „Marcello Mio” und „Electra“ an. Während „Marcello Mio”, u.a. mit der großen Catherine Deneuve besetzt, zumindest eine Idee erzählt und gelegentlich mit Komik und Unterhaltung punkten kann, verbleibt „Electra” auf einer sehr banalen Ebene (Rockstar und Journalist feiern mit ihren Freundinnen Party in Rom). Ja, der Film spielt in Rom, aber vom Geist Fellinis, wie im Pressetext angedeutet ist nichts zu spüren.
Frankreich präsentiert sich in der internationalen Reihe mit zwei Filmen. „The Second Act” beginnt enorm dialoglastig. Jeweils zwei Paare laufen gut 15 Minuten durch die schöne, herbstliche Landschaft der Dordogne und sind ununterbrochen am reden, was trotz manch emotionaler Ausbrüche eher wie ein Hörspiel wirkt. Dann treffen die beiden Paare in einem Restaurant aufeinander und die eigentliche Spielhandlung beginnt. Sein Honorar verdient hat auf jeden Fall Manuel Guillot, der seine Nebenrolle als Statist und Kellner genial spielt. Doch wie würde der wohlmeinende Kritiker sagen: Der Film bricht mit den Erwartungen des Publikums. Ganz anders das zweite französische Werk, „Ma Famille Chérie“. Klar, seit Claude Chabrol ist die Familienkomödie das Paradegenre des französischen Films. Und auch Isild Le Besco geht gekonnt zu Werk, und lässt die Konflikte einer Familie in all seinen Facetten hochkochen, tragisch wie fröhlich. Ein Film, der gut synchronisiert auch in deutschen Kinos sein Publikum finden dürfte.
Das Versprechen von Festivalchef Torsten Neumann, auf eine Reise durch die Welt des Kinos, erfüllte die Internationale Reihe also immerhin zum Teil. Es wäre aber schön gewesen, wenn mehr KünstlerInnen ihre Filme nach Oldenburg begleitet hätten.

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