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Düstere Zukunftsaussichten à la DAVE18.01.2022



Text: Horst E. Wegener
Die Stunde des Computer-Nerds kommt in Gang, nachdem er von Laborchef Fröhlich auserwählt wird, den Zentralrechner DAVE mit eigenen Erinnerungen zu füttern. Die Hypothese von Syz´ Chef: Solch menschliche Erinnerungspartikel sollten das Superhirn in die Lage versetzen, die „operative Intelligenz“ seiner Entwickler irgendwann zu übertreffen. Wird DAVE dann aus freien Stücken zu denken und zum Wohle aller zu handeln beginnen? Dieser Fragestellung widmet sich Schriftstellerin Edelbauer fortan verstärkt. Zum mainstreamigen SciFi-Roman oder gar Endzeit-Krimi taugt „DAVE“ allerdings selbst dann nicht, als ein technischer Störfall in Daves Bewusstseinswerdung einzugreifen scheint.
Je verwirrender sich der Plot entwickelt, desto akademischer geraten die philosophisch-gesellschaftspolitischen Einschübe zur Künstlichen Intelligenz. Zudem spickt Edelbauer ihren Text mit Fachwörtern und latinisierten Begriffen, verweist sie auf Filmklassiker wie 2001, Solaris oder Blade Runner. Mag sein, dass dies ein Stück weit der Herkunft der Romanautorin geschuldet ist: Als Tochter einer journalistisch arbeitenden Ethnologin und eines schriftstellernden Philosophen verwundert es uns kaum, zu hören, dass Raphaela Edelbauer mit Größen wie Bernhard, Jelinek und Turrini sozialisiert wurde. Seit 2009 veröffentlicht die mittlerweile am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien lehrende Akademikerin in Literaturmagazinen und Anthologien; gleich fürs Debütwerk „Entdecker“ wurde ihr 2018 der Rauriser Literaturpreis zugesprochen. In den Folgejahren stand sie erst mit „Das flüssige Land“  und jetzt mit „DAVE“ erneut auf den Shortlists für den Deutschen und den Österreichischen Buchpreis. Im Fernsehmagazin „Druckfrisch“ verriet die Wienerin kürzlich, dass sie an der ersten Fassung ihres utopischen Romans schon als 19-Jährige gearbeitet habe. Dreimal habe sie „DAVE“ neu geschrieben, um eine Form zu finden, die dem Stoff angemessen sei. Das jetzt vorliegende Endergebnis erinnert an eine von M.C. Eschers irrealen Treppenhaus-Zeichnungen, aus der es keinen Ausweg gibt – für niemanden.
Raphaela Edelbauer ist im Rahmen der LiteraTour Nord am 23.1. ab 11 Uhr im Landesmuseum OL zu Gast. Der Besuch der Lesung aus ihrem Roman „DAVE“ wird von der Literaturwissenschaftlerin Silke Behl moderiert; vorherige Reservierung per E-Mail ist unumgänglich. Foto: Victoria Herbig

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