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Wochenzeitung DIABOLO:
Von Hölzchen auf Stöckchen
„Formt und färbt euch!“: Lars Unger stellt im Kunstforum aus31.01.2019

<i>Wochenzeitung DIABOLO:</i><br />Von Hölzchen auf Stöckchen<br />„Formt und färbt euch!“: Lars Unger stellt im Kunstforum aus

text und fotos  |  BRITTA LÜBBERS

Die Formen sind gerade und klar konturiert, die Farben tönen laut. Hölzchen liegen auf Stöckchen, rechte Winkel laufen auf Wollreste zu, Papier knäult sich. Flies und Folie schimmern: Lars Ungers Arbeiten haben zahlreiche Ebenen, hier einzutauchen ist ausdrücklich er-wünscht.

Erstmals sind Werke des Oldenburger Künstlers in einer Einzelausstellung zu sehen. Lars Unger kommt vom Bühnenbild, und das ist spürbar, auch wenn die meisten der gezeigten Kunstwerke die Größe eines Setzkastens haben. Unger, der auch Erfahrungen als Theatermacher hat, studierte Bühnenbild und freie Kunst an der Academie Minerva in Groningen und an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Mehr und mehr wandte er sich in den Folgejahren der freien Kunst zu. Er ist Gründer der Künstlergruppe Bosmos, die Aufführungen an der Grenze von Bildender Kunst, Popkonzert und Musiktheater entwickelt und dazu Raum, Objekte, Licht und Musik in den Mittelpunkt ihres Schaffens stellt. Die Gruppe hatte bereits zahlreiche Projekte und Ausstellungen im In- und Ausland.
Im Kunstforum der Werkschule hat Unger jetzt einen Solo-Auftritt, und den bestreitet er elegant und souverän. Wer seine Arbeiten würdigen will, sollte länger vor ihnen verweilen. In verschiedenfarbigen Setzkästen sind Hölzer und Stäbe über- und untereinander geschichtet, gerade so, als hätte auf engem Raum ein Mikado-Wettbewerb stattgefunden. Der Blick streift durch eine eigenwillige Architektur aus Gängen und Winkeln, ein fast summendes Gewirr, Labyrinthe hinter Holz, zuweilen ist nur ein kleines Guckloch ausgerissen, ein Spalt offen, der Einblick in das Innenleben der Wandkästen bietet. Die Arbeiten heißen „Cluster“ oder „Surface“ und sind nicht leicht zu deuten. Ihre Mechanik erinnert an das Innere eines Trafohäuschens, ihre Eleganz an eine Mondrian-Adaption in 3-D.
An anderer Stelle hängt ein Stück Sperrholz, dessen Oberfläche von einer Art Vorhangstoff halb verdeckt ist – wer mag, kann darin die Reverenz an ein Theaterfenster sehen.
Die erst kürzlich entstandene und titelgebende Installation „Formt und färbt euch!“ ist eine bunte, schrille Ansammlung von Stäben und speerartigem Holz, angereichert mit Glitzerfolie, Wolle und Wellpappe. Inspiriert zu dieser Arbeit wurde Lars Unger durch Demonstrationszüge. Er habe dabei vor allem an das prozess- und protesthafte solcher Aufmärsche gedacht, erklärt der Künstler, weshalb er auch Aufsteller, Schilder und Flaggen verwendet hat. Der Titel der Schau ist zugleich die Aufforderung, Farbe zu bekennen.
Lars Unger hat für zahlreiche Theater gearbeitet, jetzt bespielt er seine eigene Bühne – materialreich, gekonnt und originell.

„Formt und färbt euch!“
23. Januar bis 15. März
Kunstforum Oldenburg, Rosenstraße 41

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