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Wochenzeitung DIABOLO:
Blickwinkel
Ausstellung Anerkennung im Stadtmuseum22.11.2018

<i>Wochenzeitung DIABOLO:</i><br />Blickwinkel<br />Ausstellung Anerkennung im Stadtmuseum

text und foto |  Christoph Kienemann

Natürlich ist unsere Gesellschaft vollkommen aufgeklärt, gleichberechtigt und alle Menschen haben die gleichen Rechte und Chancen. So stereotyp denken viele Menschen. Dabei wird nicht nur übersehen, dass viele Gruppen nach wie vor um ihre gesellschaftliche Anerkennung kämpfen müssen, sondern dass gesellschaftliche Anerkennung ein Zustand ist, der oftmals erst nach langen Kämpfen erreicht wurde. Die Ausstellung Anerkennung nimmt eine Reihe von Gruppen in den Blick und begleitet sie auf ihrem Weg zur gesellschaftlichen Anerkennung.

Vor 100 Jahren erkämpften sich Frauen das Wahlrecht und damit war ein großer Schritt in Richtung gesellschaftlicher Anerkennung getan. Doch von Gleichberechtigung und gleicher Teilhabe an der Gesellschaft war in der Weimarer Republik für Frauen nach wie vor nicht die Rede. Die Einführung des Frauenwahlrechts nahm das Oldenburger Stadtmuseum zum Anlass, sich über die Geschichte des Strebens nach gesellschaftlicher Teilhabe Gedanken zu machen. Welche Gruppen kämpften für ihre Anerkennung, welche Gründe gab es dafür, wie argumentierten ihre GegnerInnen?  Dabei wird nicht nur die Geschichte – etwa des Frauenwahlrechtes – beleuchtet, sondern die Ausstellung nimmt insbesondere unsere Gegenwart in den Blick. Hier hat sich nicht nur das Museumspersonal ausgetobt und eine wissenschaftliche Perspektive geschaffen, vielmehr entstand die Ausstellung in Kooperation mit vielen VertreterInnen der Oldenburger Zivilgesellschaft, z.B. mit dem Atelier Farbsinn oder dem CSD Nordwest. Sie brachten ihre ganz speziellen und persönlichen Blickwinkel in die Ausstellung ein und geben der Ausstellung ein persönliches Gesicht.
Den Einstieg zur Ausstellung finden die BesucherInnen über das Frauenwahlrecht. In einfacher und verständlicher Sprache wird kurz und knapp der historische Hintergrund zur Einführung des  Frauenwahlrechtes geschildert. Es folgt ein Überblick über die Chronologie des Frauenwahlrechts in der Welt und mit Helene Lange und Margarete Gramberg werden wichtige Oldenburgerinnen vorgestellt, die sich für Frauenrechte eingesetzt haben. Einem ähnlichen Ansatz verfolgen auch die weiteren Stationen der Ausstellung. Im Erdgeschoss werden die Themen Armut, Analphabetismus und Obdachlosigkeit thematisiert. Hier fließen auch die Ideen und Erzeugnisse der Oldenburger Werkschule, der ABC-Selbsthilfegruppe oder der Bahnhofsmission mit ein. Den BesucherInnen erschließen sich auf diese Weise unterschiedliche Zugänge zu den einzelnen Themenbereichen. Historisches wird mit aktuellem vermischt und museale Objekte stehen nebeneinander. Auf diese Weise soll erlebbar werden, wie sich Ausgrenzung anfühlt oder angefühlt haben muss. In der Neuen Galerie werden dann die Themen Homosexualität, Behinderung und Migration aufgenommen. Auch hier steht aktuelles neben historischem. So zeigt das Stadtmuseum eine Ausstellung, die eben nicht nur ein Rückblick ist, sondern die BesucherInnen auch anregt, über die verschiedenen Formen von Ausgrenzung nachzudenken, die in unserer Gesellschaft bestanden und immer noch bestehen. Dieser Reflexionsprozess kann daher gelingen, da die Ausstellung eben auch Menschen eine Stimme gibt, die noch heute von Ausgrenzung betroffen sind. Wie fühlt es sich beispielsweise an, in einer Gesellschaft zu leben, jedoch kein Wahlrecht zu haben? An manch einer Stelle wäre es allerdings wünschenswert gewesen, die Verbindungen zwischen den einzelnen Themenbereichen zu betonen, dennoch liefert Anerkennung viele erhellende Momente.

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