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Serie: Künstler von Hier - 11 Fragen an … Karin Bröhldick13.11.2019





text und foto  | Karin Eickenberg

Das Maritime ist ihre Leidenschaft. So studierte sie zunächst Meeresbiologie, hatte jedoch schon mit Anfang Zwanzig ihre ersten Einzelausstellungen als Künstlerin. Bei ihren abstrakt naturalistischen Bildern arbeitet Bröhldick mit vollem Körpereinsatz, vor allem mit Händen und Schwämmen – „den Pinsel  brauche ich nur zum Signieren“. Ab und zu lässt sie aber auch mal experimentell Wind und Regen mitmalen. Mutig sein, sich ausprobieren, das gilt bei ihr für alle Lebensbereiche.    

DIABOLO: Wie sind Sie zu Ihrer Malerei gekommen?
Bröhldick: Ich glaube, man sucht es sich nicht aus, welches das richtige Ausdrucksmittel ist. Sprache, Musik oder Malerei – meine Ausdrucksform ist die Malerei. Mit einer eigenen Werkstatt und viel Platz für kreative Projekte konnte ich mich in dem kleinen Dorf, in dem ich aufwuchs, ausprobieren und verwirklichen. Ich hatte immer die Möglichkeit zu experimentieren und auch größere Projekte umzusetzen. Inspiriert hat mich häufig mein Onkel, der Ölbilder malte. Der Geruch von Ölfarbe und die Bilder auf der Staffelei – das hat mich sehr beeindruckt und geprägt. Ich habe mich aber nie auf Malerei allein festgelegt, vielmehr war kein Stück Holz oder Metall vor mir sicher. Ich bewahre schöne Stücke immer so lange auf, bis sie mir erzählen, was aus ihnen werden soll und dann lege ich los.
DIABOLO: Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewirken?
Bröhldick: Ich habe kein besonderes Anliegen mit meinen Bildern hinsichtlich politischer oder gesellschaftskritischer Natur. Es ist vielmehr so, dass Malen etwas ist, das ich tun muss. Ich erzähle auf diese Weise Geschichten, die erzählt werden wollen. Ich finde es jedes Mal spannend und beeindruckend, von vielen Menschen verstanden zu werden – auch ohne Worte. Ich finde es aber genauso schön, wenn die Menschen, die sich mit meinen Bildern auseinandersetzen, eine ganz andere Geschichte erzählen. Wenn die Bilder etwas mit ihnen machen, sie sich an etwas erinnern, an Freude oder auch an Kummer. Wenn die Bilder so stark sind, dass sogar der Geruch und Geschmack von Salzwasser erlebt werden.
DIABOLO: Mit welchen Themen setzen Sie sich auseinander?
Bröhldick: Mein Vater ist zur See gefahren, ich selbst habe Meeresbiologie studiert und bin in Ostfriesland aufgewachsen. Dass der Himmel und die Weite der Meere in meinem Leben eine große Rolle spielen, verwundert nicht. Mit Stürmen auf hoher See und einem wolkenverhangenen Himmel bin ich groß geworden und damit drücke ich meine Gefühle aus.  
DIABOLO: Wo und wie arbeiten Sie?
Bröhldick: Seit 13 Jahren habe ich mein Atelier in der Alten Brennerei Hilbers in Etzhorn. Herr Hilbers bezeichnet mich oft als „die Keimzelle“ dieser Ateliergemeinschaft, da mit meiner Suchanzeige in der Zeitung alles begann. Ich suchte zusammen mit dem befreundeten Künstler Siebelt Lengert ein Atelier und Herr Hilbers hatte den Brennereibetrieb gerade aufgegeben und suchte eine Perspektive für das Gebäude. Ich sage mal: Ein schöner Zufall. Denn in diesen 13 Jahren hat sich die Brennerei zu einem für Oldenburg einzigartigen Ort für Kunst, Kultur und Handwerk entwickelt.
DIABOLO: Ihre kreative Eigen-Art?
Bröhldick: So vielschichtig wie Himmel und Meer sind, so male ich auch in vielen Schichten. Die Bilder entstehen nie in einem Rutsch sondern entwickeln sich über viele Tage oder Wochen. Die Farbschichten werden auf- und zum Teil wieder abgetragen. Durch diese Technik entsteht die Tiefenwirkung, die ich mir wünsche. Hier entstehen Spannungspunkte, die durch das Bild führen und an denen der Blick hängenbleiben kann.
DIABOLO: Ein Höhepunkt in Ihrer bisherigen Arbeit?
Bröhldick: In der Malerei meinen Stil gefunden zu haben. Wenn man meine Bilder vor 2013 sieht, sind sie mit meiner heutigen Arbeit nicht zu vergleichen. Mit meinem jetzigen Thema und den großen Formaten fühle ich mich wohl und bei mir selbst künstlerisch angekommen.
DIABOLO: Ein aktuelles Projekt?
Bröhldick: Nachdem ich einen Musiker der friesischen Metalband „Skalnastal“ kennengelernt habe und ich die Musik fantastisch finde, arbeite ich an der Covergestaltung der nächsten CD. Zu Recherchezwecken bin ich auch auf die Insel Amrum gefahren, um die Stimmung der Insel und des mystischen Ortes Skalnastal zu erspüren. Zwei Entwürfe sind bereits entstanden.
DIABOLO: Wo ist Ihre Kunst zu sehen?
Bröhldick: Die Brennerei hat jeden ersten Sonntag im Monat geöffnet und an jedem Adventssonntag. An diesem Tag ist das Atelier kein Arbeitsort sondern eine  Galerie. Meine Bilder finden Sie in vielen Kanzleien und Arztpraxen im weiten Umkreis von Oldenburg, Hamburg und Ostfriesland. Da ich aber auch Schmuck herstelle, sehen Sie meine Werke auch an vielen Hälsen in ganz Norddeutschland.
DIABOLO: Was bedeutet Erfolg für Sie?
Bröhldick: Wenn mein künstlerisches Schaffen die Menschen berührt. Mitzuerleben und zu erfahren, dass sich Menschen über das freuen, was ich mit meinen Werken ausdrücke. Wenn Menschen sparen, um meine Bilder erwerben zu können, ist es für mich das größte Geschenk und Bestätigung, die ich mir als Künstlerin nur wünschen kann.
DIABOLO: Wie lebt es sich als Künstlerin in Oldenburg?
Bröhldick: Oldenburg ist klein genug, um mich als Landei nicht zu verschlucken und groß genug, um selbst nach 13 Jahren immer noch Neues zu entdecken. Ein unbeschreibliches Glück ist natürlich die Vielfältigkeit der Künstler und Künstlerinnen in der Brennerei Hilbers, der Austausch untereinander und mit unseren regelmäßigen Öffnungstagen die Möglichkeit, Publikum zu haben. Die Brennerei wäre in einer größeren Stadt sicher einer von vielen kreativen Orten, in Oldenburg ist er einzigartig.
DIABOLO: Ein Wunsch, ein Plan, eine Vision?
Bröhldick: Ich genieße die Freiheit, mich nicht am Puls der Zeit bewegen zu müssen sondern künstlerisch nur meinem Instinkt folgen zu dürfen. Natürlich würde ich meine Bilder und Kunstwerke aus dem Atelier gerne einmal in einer großen Ausstellung sehen, mit genügend Platz und ausreichend Licht für alle meine Werke. Selbstverständlich würde ich gerne noch viel mehr Menschen mit meinen Bildern ansprechen und ihnen Geschichten erzählen von den Weiten ostfriesischer Landschaften, Stürmen auf hoher See und dem Zerrissen- und Verbundensein mit dem eigenen Ich.  
 
Kontakt: www.atelier-habitus.de

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