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Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW3713.09.2023













Tel Aviv –Beirut
Frankreich/ Deutschland/ Zypern ´22: R: Michale Boganim. Ab 18.9. Wertung: **** Bild: Sophie Dulac Distribution

Im Nahen Osten ist´s der Bevölkerung seit Jahrzehnten partout nicht vergönnt, nachbarschaftlich konfliktfrei leben zu können – eine Tragödie, in die Regisseurin Michale Boganim ihr israelisch-libanesisches Familien- und Kriegsdrama von den frühen 1980er-Jahren bis 2006 einbettet. In „Tel Aviv – Beirut“ leidet die aus Frankreich stammende Myriam (Adler) als Ehefrau eines israelischen Soldaten von Anfang an stark unter der häufigen Abwesenheit Yossis (Elkabetz), der noch nicht einmal bei der Geburt seines Sohnes bei ihr ist. Da die Hisbollah vom nahen Libanon aus die gesamte Region mit Attentaten überzieht, geht die Einheit von Myriams Mann in den 1980ern gegen diesen Terror beiderseits der Staatsgrenze entschlossen vor. Bei einem seiner Einsätze lernt Yossi den südlibanesischen Kämpfer Fouad (Bouab) kennen, dessen Tochter Tanya (Seurat) er das Leben rettet; man schließt Freundschaft. Da Fouad Christ ist, gilt er in den Augen der Hisbollah als Kollaborateur der Israelis, muss seine Familie nach dem plötzlichen Abzug der israelischen Einheiten anno 2000 um ihr Leben fürchten. Mit Yossis Hilfe gelingt Fouad und Tanya zwar die Flucht über die libanesisch-israelische Grenze, doch auch hier finden die in ärmlichen Verhältnissen überlebenden Exilanten kaum Frieden. Tanyas Vater beginnt zu kränkeln. In Myriams und Yossis Ehe kriselt es da schon längst, ist man sich fremd geworden, lässt sich scheiden. Dass ihr Ex dem gemeinsamen Sohn Gil (Bokobza) dann Jahre später erfolgreich das Auslandsstudium in Frankreich ausreden kann, um ihn stattdessen fürs Militär zu gewinnen, entsetzt Myriam total. Dann wird Gil zusammen mit anderen Soldaten von der Hisbollah entführt – und es ist an Tanya, Myriam nicht nur um Medikamente für ihren schwerkranken Vater zu bitten, sondern ihr obendrein bei der Suche nach deren gekidnapptem Sohn auf libanesischer Seite beiseite zu springen.Die Themen Terror, Flucht, Exil, Verzweiflung, Depression sind allgegenwärtig in „Tel Aviv – Beirut“, Kriegsmüdigkeit überlagert Kampfhandlungen – und die Regie ergreift nie Partei für das eine oder das andere Land. Stattdessen taucht die französisch-israelische Filmemacherin Michale Boganim kenntnisreich in die Geschichte zweier Familien ein, deren Frauen im Grunde zwar auf unterschiedlichen Seiten stehen, die sich dennoch anfreunden, um gemeinsam der vermeintlich zwingenden Logik des Gegeneinanders zu trotzen. Höchst sehenswert.
D: Avishai Cohen, Zalfa Seurat, Shlomo Elkabetz, Sarah Adler, Younes Bouab, Noam Bokobza, Amit Shushani, Maayane Elfassy Boganim.

Retribution
USA/ Frankreich/ Deutschland/ Spanien ´23: R: Nimród Antal. Ab 14.9. Wertung: *** Bild: Studiocanal SAS
Pech für Hedgefond-Manager Matt (Neeson), dass er ausgerechnet zu dieser Fahrt seine beiden Kinder mitnehmen mochte. Denn kaum haben sich´s die Kids auf der Rückbank des Autos bequem gemacht und Daddy ist bereit, loszufahren, nimmt er einen Anruf an, in dessen Verlauf ihm klar wird, dass unter dem Fahrersitz eine Bombe platziert wurde. Sollte Matt aussteigen, flöge sein Wagen in die Luft – und käme er auf die Idee, Hilfe zu rufen, würde der mysteriöse Anrufer die Bombe fernzünden. Dem schockierten Vater bleibt nichts weiter übrig, als den ihm fernmündlich übermittelten Instruktionen Folge zu leisten, weshalb eine nervenzerfetzende Autofahrt durch Berlin beginnt. Wem´s bekannt vorkommt: Richtig – dies ist ein weiteres Remake eines spanischen Originals namens „Anrufer unbekannt“ aus dem Jahr 2015. Und wie schon zuvor Regisseur Christian Alvart mit Wotan Wilke Möhring in „Steig. Nicht. Aus“ spielt auch der jetzt mit Hollywood-Veteran Liam Neeson starbesetzte Kammerspielthriller auf spreeathener Straßen. Zwar ist es durchaus von Vorteil, die früheren Versionen nicht zu kennen, weil´s somit spannender bleibt – doch über die Logik der Story sollte man nicht weiter nachdenken. Und der in die Jahre gekommene Actionheld Neeson dürfte es genossen haben, dieses Mal hinterm Steuer sitzend eine Hauptrolle absolvieren zu können.
D: Liam Neeson, Embeth Davidtz, Matthew Modine, Jack Champion, Lilly Aspell, Noma Dumezweni, Emily Kusche.

Fallende Blätter
Finnland/Deutschland ´23: R: Aki Kaurismäki. Ab 14.9. Wertung: **** Bild:  Sputnik Oy
Der Irrungen-und-Wirrungen-Reigen beim cineastischen Dauerthema Boy meets Girl dient sich auch in Aki Kaurismäkis lakonischer Tragikomödie „Fallende Blätter“ als Thema an, das variiert werden will. Holappa (Vatanen) arbeitet in einer Metallfabrik, ist depressiv und alkoholsüchtig. Um auf andere Gedanken zu kommen, schließt sich der Suffkopp eines Abends seinem Kollegen Huotari an – in einer Karaokebar fällt ihm Ansa (Pöysti) auf. Da sie alle beide zu schüchtern sind, dauert´s, bis die sich von Minijob zu Minijob hangelnde Ansa und Holappa über ihre Schatten springen. Regisseur Kaurismäki nutzt die Gelegenheit, um uns Kinogängern eine seiner kongenial gegen den Strich gebürsteten Slowmotion-Liebesgeschichten vorzusetzen; beim diesjährigen Filmfestival von Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet.
D: Alma Pöysti, Jussi Vatanen, Janne Hyyytiäinen, Nuppu Koivu.

A Haunting in Venice
USA ´23: R: Kenneth Branagh. Ab 14.9. Vorankündigung Bild: Walt Disney Company
Der Zweite Weltkrieg hat halb Europa in Schutt und Asche gelegt – und Meisterdetektiv Hercule Poirot (Branagh) den Glauben an die Menschheit fast komplett verlieren lassen. Nach all den miterlebten Verbrechen hofft er im selbst auferlegten Exil Venedig Frieden zu finden. Nur widerwillig nimmt der Ruheständler die Einladung zu einer Séance an Halloween anno 1947 in einem Spuk-Palazzo an. Da einer der Gäste zu Tode kommt, bittet Mystery-Autorin Ariadne Oliver (Fey) Poirot zu ermitteln und das Mysterium eines obendrein verschwundenen Mädchens zu klären.
Nach „Mord im Orient-Express“ und „Tod auf dem Nil“ setzte Starschauspieler und Regieroutinier Kenneth Branagh bei der Verfilmung dieses weniger bekannten Agatha Christie-Krimis auf einen Genre- und Tonwechsel. Das opulente Ausstattungskino mit prächtigen Kostümen vor pittoresken Kulissen bleibt ein Muss, ansonsten legen ersten Trailer nahe, dass „A Haunting in Venice“ auf Horror, Thrill und Spuk baut; keine Pressevorführung vorab.
D: Kenneth Branagh, Tiny Fey, Michelle Yeoh, Kyle Allen, Camille Cottin, Jamie Dornan, Jude Hill.
The Expendables 4
USA ´23: R: Scott Waugh. Ab 21.9. Vorankündigung Bild: Leonine
Sobald die Welt mal wieder am Abgrund steht und  alle konventionellen Optionen ausgereizt sind, wird  Marsh (Garcia) aktiv  - um Söldnerchef Barney Ross (Stallone) seine sogenannte Expendables-Crew zusammentrommeln zu lassen. Das in die Jahre gekommene Kampfsport-Urgestein dieser Spezial-Einheit findet es an der Zeit, die Verantwortung für den anstehenden Einsatz vorausschauend an seinen Kumpel Lee Christmas (Statham) abzutreten. Mit im Boot neben Lees schlagkräftiger Lebensgefährtin Gina (Fox) oder altbekannten Expendables-Haudegen wie dem maulfaulen Schweden Gunner  Jensen (Lundgren) und Toll Road (Couture) ist auch Neuzugang Easy Day (50 Cent). Und mal ehrlich: die Verjüngung der Senioren-Riege tut not, nachdem der aktuelle Auftrag maximalen Expendables-Kampfgeist einfordert.  Denn Fiesling Rahmat (Uwais) hat einen Frachter mit nuklearem Material in seine Gewalt gebracht – und führt damit weißgott nichts Gutes im Schilde.  Zugegebenermaßen hat es von 2014 bis jetzt ganz schön lange gebraucht, um Teil 3 der Kino-Actioner-Reihe von Sylvester Stallones Expendables-Starriege den nunmehr anstehenden vierten Teil nachfolgen zu lassen. Gut möglich, dass Stallones Expendables-Spezi Arnold Schwarzenegger nach drei Einsätzen das Handtuch schmiss, weil er vorausschauend die Meinung vertrat, dass die jüngeren Expendables-Kämpfer ihren Veteranen-Verein locker an die Wand spielen würden. Und da betagt rüberzukommen nie und nimmer in Arnies Sinn gewesen wäre, hat dessen Entscheidung jetzt auch Expendables-Urgestein Stallone mächtig zu denken gegeben. Ob´s mit  Statham und Co weitergehen kann, hängt aber vor allem vom Publikumszulauf ab. Mal seh´n.
D: Sylvester Stallone, Jason Statham, Dolph Lundgren, Megan Fox, 50 Cent, Andy Garcia,Randy Couture, Curtis Jackson, Tony Jaa, Iko Uwais.

Die einfachen Dinge
Frankreich ´23: R: Éric Besnard. Ab 21.9. Wertung: ****-vier Punkte Bild: SND
Irgendwo im ländlichen Nirgendwo der französischen Alpen verreckt dem Großstadtneurotiker Vincent Delcourt (Wilson) sein Sportcoupé. Und zum Pech einer Autopanne fernab der nächsten Ortschaft kommt prompt das fehlende Mobilfunknetz hinzu. Glücklicherweise tuckert dann Pierre (Gadebois) auf seinem Motorrad die bergige Serpentinenstraße herauf. Passiert den liegengebliebenen Wagen, kehrt dann aber um. Und erbarmt sich des Anzugträgers, indem er den Fremden zu sich in seine jwd-gelegene Hütte mitnimmt. Klar ist, dass wohl kaum zwei Menschen vorstellbar scheinen, die ihren Alltag gegensätzlicher gestalten: Hier der hektische Topmanager, der keine Sekunde still sein mag, dort der schweigsame Aussteiger, der weder Strom noch Handy-Empfang benötigt. Wozu auch? Als Selbstversorger liefert ihm Mutter Natur alles, was er zum Essen und Trinken braucht, Feuerholz inklusive. So sehr dem einsilbigen Brummelkopf die Redseligkeit des Gasts auf den Senkel geht, mit Holzhacken, Schnapsbrennen, Kochen lässt sich das Monologisieren des Städters größtenteils überhören. Falls Pierre dann Vincent mal antwortet, driften die Gespräche schnell in verbale Auseinandersetzungen ab. Andererseits findet der unter Panikattacken leidende Business-Neurotiker Vincent mit der Zeit zu sich, kommt er zur Ruhe.
Wie schon in seinem Erfolgsfilm „Birnenkuchen mit Lavendel“  ist Regisseur Éric Besnard vor allem an traumschönen Landschaftsbildern interessiert, taucht höchstens mal ein Bär auf. Ansonsten drehen sich die Gespräche der beiden Mannsbilder zusehends mehr um die einfachen Dinge, die das Leben schön machen. Wenig überraschend gehört auch die Liebe zu einer Frau, die es zu erringen gilt, dazu – was Pierres begehrenswerte Nachbarin ins Spiel bringt. Entschleunigungskino - trés francais.
D: Lambert Wilson, Grégory Gadebois, Marie Gillais.

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