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Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW3316.08.2023













Texte: Horst E. Wegener
Forever Young
Frankreich/Italien ´22: R: Valeria Bruni Tedeschi. Ab 17.8. Wertung: ****
Bild: Ad Vitam Production
Grünes Licht für einen der wenigen freien Workshop-Plätze bei der Theaterschule Les Amandiers in der französischen Stadt Nanterre zu erhalten, wo vor allem Regie-Gott Patrice Chéreau seine Kunst lehrte, erschien jungen Möchtegern-Schauspielern in den 1980er-Jahren wohl ähnlich erstrebenswert, wie es den Nachwuchs in Deutschland etwa zu Westberliner Zeiten an Peter Steins Schaubühne ziehen mochte. Hier wie dort bewertete man den Ansatz, wie beispielsweise Bühnenklassiker inszeniert wurden, als erstrebenswert herausragend. Dementsprechend wachsen im autobiografisch fundierten Drama der immer mal wieder zwischen Schauspielern und Regiearbeit hin und her wechselnden „Forever Young“-Filmerin Valeria Bruni Tedeschi Workshop-Kandidaten wie Stella (Tereszkiewicz) beim Vorsprechen in Nanterre schier wahnhaft über sich hinaus, spielt sich die Zwanzigjährige derart in Rage, dass sie auf der Bühne auch dann noch weitertobt, als ihr die Gutachter schon signalisiert haben, aufhören zu können. Die Zweifel bei der jungen Frau, ob man damit übers Ziel hinausgeschossen ist, relativieren sich für Stella einstweilen, nachdem sie an der Theaterschule angenommen wird. Da auch „Forever Young“-Strippenzieherin Bruni Tedeschi als junge Schauspielerin die Institution Nanterre absolvieren durfte, kennt sie sich aus – was der Charakterisierung ihrer unterschiedlichen Nachwuchsdarsteller zugutekommt, denen das Kammerspieldrama Kontur verleiht. Neben allseits bekannten Typen – darunter der Träumer, die Mimose, der Zyniker, die Schwärmerin und ihren Ausbildern - wird ausgiebig an jene denkwürdige Zeit in den 1980ern erinnert: Einerseits leuchtet die Geschichte Rivalitäten, Versagensängste, Liebeleien, Drogen, Todesfälle aus, bettet diese episodenhaft aufgefächerten Erzählstränge andererseits in jenes seinerzeit typische Klima zwischen sexueller Freizügigkeit, Macho-Dominanz, AIDS-Horror und Kalter-Kriegs-Angst ein. Vor der Leinwand fühlt man sich wie einem Klassentreffen Ehemaliger beiwohnend, bei dem man sich aus dem Blickwinkel Bruni Tedeschis früherer Zeiten erinnert - und der Ausbildung ein Denkmal setzt. Mitreißend geschauspielert, so kenntnisreich wie sehenswert.
D: Nadia Tereszkiewicz, Louis Garrell, Micha Lescot, Sofiane Bennacer, Clara Bretheau.


Die letzte Fahrt der Demeter
USA ´23: R: André Ovredal. Ab 17.8. Vorankündigung [font=Univers]Bild: Universal Studios[/font][font=Univers] [/font]
Dass die Fracht aus den Karpaten mit Ziel London der Besatzung des Handelsschiffes Demeter zum Verhängnis werden wird, ahnt zu Beginn niemand - weder eins der Crewmitglieder, der mitreisende Arzt an Bord, der Kapitän des Schoners oder die blinde Passagierin. Kaum ist man in See gestochen, werden die Tiere an Bord dahingerafft, zudem verschwinden erste Matrosen scheinbar spurlos. Die augenscheinlich nur mit Sand gefüllten Holzkisten entpuppen sich erwartungsgemäß als Ruhestätte des Fürsten der Finsternis, der sich Nacht für Nacht am Blut aller verfügbaren Vier- und Zweibeiner labt. Als die Demeter schließlich in London ankommt, fehlt von der Mannschaft jede Spur… André Ovredal, Norwegens Regiespezialist in Sachen Horror, hat sich an neuer Wirkungsstätte Hollywood eins der schauerlichsten Kapitel aus Bram Stokers Klassiker Dracula hergenommen, um unser Nervenkostüm nach allen Regeln des Genres das Nervenkostüm zu strapazieren. Garantiert nichts für Zartbesaitete.
D: Corey Hawkins, Aisling Franciosi, Liam Cunningham, David Dastmalchian, Javier Botet, Jon Jon Briones.


Kandahar
USA/Saudi-Arabien ´23; R: Ric Roman Waugh. Ab 17.8. Wertung: *** Bild: Leonine
Seinen Auftrag, eine nukleare Forschungsstation im Iran mit einer Schadsoftware zu infizieren, hat CIA-Freelancer Tom Harris (Butler) erfolgreich beendet. Auf dem Rückweg nach London legt er einen Zwischenstopp in Dubai ein – wo ihm sein dortiger Kontaktmann Roman Chalmers (Frimmel) einen derart lukrativen Job in Afghanistan anbietet, dass Harris kurzentschlossen einwilligt. Doch kaum ist der undercover-Profi am neuen Einsatzort in Herat gelandet, fliegt seine Identität auf. Die einzige Chance des Enttarnten: Sich von Herat aus durch die Wüste bis nach Kandahar durchzuschlagen, um von dort aus an Bord einer britischen Militärmaschine ausgeflogen zu werden. Gemeinsam mit seinem ortskundigen Übersetzer Mohammad „Mo“ Doud (Negaban) bricht Harris auf, verfolgt von iranischen Spezialkräften, Taliban-Kämpfern sowie dem pakistanischen Geheimdienstler Kahil Nasir (Fazal).  Das aus der spannungsgeladenen „… has fallen“-Actionerserie bestens miteinander vertraute Regie-Hauptdarsteller-Gespann Waugh/Butler bietet abermals auf, was einem genretypisch unverzichtbar erscheint: rasante Verfolgungsjagden, explosive Kämpfe, exotische Szenerien, Thrill. Und Drehbuchautor Mitchell La Fortunes Wissen als ehemaliger militärischer Geheimdienstoffizier sorgt fürs entscheidende Quäntchen Authentizität beim Mainstream-Kracher.
D: Gerard Butler, Tom Rhy Harries, Farhad Bagheri, Mark Arnold, Nina Toussaint-White, Navid Negahban, Travis Fimmel, Ali Fazal.

Kannawoniwasein
Deutschland ´23; R: Stefan Westerwelle. Ab 17.8. Wertung: **** [font=Univers]Bild: Lieblingsfilm/SadOrigami[/font][font=Univers] [/font]
Finn (Selcuk) scheint mal wieder vom Pech verfolgt: Geplant war, dass der zwischen seinen getrennt lebenden Eltern hin und her eiernde Halbwüchsige das Wochenende wie üblich beim Papa in der Provinz zubringen soll. Da aber der Papa arbeiten muss, wird der Junior postwendend zur Mutter zurück geschickt. Im Zug nach Berlin wird dem Kind dann sein Rucksack samt Bahnticket geklaut – eine Pechsträhne, die sich Zug um Zug zur Serie ausweitet! Da ihm das Zugpersonal nicht glauben mag, wird Finn der Polizei übergeben. Und die bauen mit dem Bürschlein im Streifenwagen prompt einen Unfall. Aus dem zweiten in den Crash verwickelten Wagen befreit sich die zwölfjährige Jola (Engels), greift sich den Jungen. Überredet ihn, gemeinsam abzuhauen. Geplant ist, Finns Rucksack zurückzuholen – und sich in Richtung Meer durchzuschlagen, wo man sich´s das restliche Wochenende über am Strand nett machen könnte.
Regisseur Stefan Westerwelles Roadmovie für Kinder kupfert von „Emil und die Detektive“ bis „Tschick“ ab, was passend erscheint. So unglaubwürdig einem die Pleiten-Pech-und-Pannen-Serie immer mal wieder vorkommen könnte, dass die Regie ihr junges Ausreißer-Duo ernst nimmt, lässt „Kannawoniwasein“ zum spaßigen Sommerabenteuer werden. Unterhaltsam.  
D: Miran Selcuk, Lotte Engels, Leslie Malton, Joachim Foerster, Eko Fresh.


Fisherman´s Friends 2 – Eine Brise Leben
GB ´22: R: Meg Leonard, Nick Moorcroft. Ab 24.8. Wertung: **** [font=Univers]Bild: Splendid Film[/font][font=Univers] [/font]
Die Veröffentlichung ihres ersten Albums machte die Mitglieder des lokalen Shantychors im englischen Provinznests Port Isaac  an der pittoresken Küste von Cornwall weithin berühmt. Doch mit so viel Ruhm umzugehen, stellt die Fisherman´s Friends-Mannsbilder vor allzu große Herausforderungen. Noch vor der Veröffentlichung einer eingeplanten Nachfolge-Produktion verlieren die singenden Seebären bei einem Live-Auftritt glatt die Nerven – woraufhin sie von ihrem Plattenlabel eiskalt abserviert werden. Aufgeben gilt jetzt erst recht nicht! Kurzentschlossen gucken sich Jim (Purefoy), Leadville (Johns), Rowan (Swainsbury) und Co. das anstehende Glastonbury Festival aus, Großbritanniens größtes Musikspektakel – wo die Fisherman´s Friends-Truppe mit einem Auftritt als Vorgruppe von Stargast Beyoncé liebäugelt.
Wie schon der erste Film so basiert auch die Fortsetzung auf einer wahren Geschichte. Dass diese dabei höchstwahrscheinlich mit reichlich Seemannsgarn garniert wurde – schon recht! Das Wiedersehen mit den rauhbeinigen Originalen macht definitiv Spaß, zudem hinterfragt die Regie gekonnt die Geschäftsstrukturen der Musikindustrie. Teil II thematisiert den auf Künstlern oftmals lastenden Druck, einem Erfolgsdebüt ein nicht minder vielversprechendes Zweitwerk hinterherschieben zu müssen. Und überhaupt machen diese Feelgood-Landschaftsaufnahmen Lust aufs Urlauben in Cornwall – oder?
D: James Purefoy, Dave Johns, Imelda May, Sam Swainsbury, Jade Anouka, Ramon Tikaram.


L´Amour du monde – Sehnsucht nach der Welt
Schweiz ´23: R: Jenna Hasse. Ab 24.8. Wertung: **** [font=Univers]Bild: mindjazz pictures[/font]
Von diesen Sommerferien erwartet die 14-jährige Margaux (Moussa) herzlich wenig. Ihr Vater, mit dem sich das Mädel ein Hotelzimmer in einem verschlafenen Nest am Genfer See teilt, hat entweder die Arbeit oder seine neue Freundin im Kopf. Und im örtlichen Kinderheim, in dem die Heranwachsende einen Praktikumsplatz ergattern konnte, ist ferienbedingt kaum was los. Dort geht einem vor allem Heimkind Juliette (Demicran) permanent auf die Nerven – offenbar ist die Siebenjährige, vom Vater hier zwischengeparkt, nachdem ihre Mutter verstarb, ähnlich unzufrieden mit der Welt um sich herum wie Praktikantin Margaux. Gleich beim ersten gemeinsamen Ausflug nimmt das rebellische Kind Reißaus, hechtet in den nahen See. Gottlob ist ein junger Fischer zur Stelle, der die Nichtschwimmerin geistesgegenwärtig aus dem Wasser zieht. Da Margaux ebenfalls in den See gesprintet ist und weder sie noch ihre durchnässte Schutzbefohlene dann im Kinderheim erzählen, wie das alles passieren konnte, entsteht zwischen den beiden Mädchen peu à peu Nähe und Vertrautheit. Zu den kleinen Fluchten in die Umgebung, die Margaux und Juliette alsbald angehen, stößt schnell auch jener junge Fischer Joel (Oosterhoff) dazu, den ebenfalls die Frage nach seiner Zukunft umtreibt. Soll er in die einstige Heimat Indonesien zurückkehren, deren Wirklichkeit mit den Sehnsuchtsbildern, die ihm im Kopf herumspuken, nicht deckungsgleich scheinen – oder das Angebot eines befreundeten Fischers annehmen, der Joel seinen Betrieb am Genfer See übergeben würde?  Regiedebütantin Jenna Hasse zeigt ein Talent fürs Beobachten ihres sehenswert schauspielernden Trios, das einen Sommer lang seine Tagträumereien und kleine Fluchten genießt.
D: Clarisse Moussa, Erin Demicran, Marc Oosterhoff, Adèle Vandroth, Pierre Mifsud.

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