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Filme im Kino

MoX Filmtipp: Three Thousand Years of Longing26.08.2022




Text: Horst E. Wegener
Dass Dr. Binnie seit ihrer Ankunft schon mehrfach geisterhafte Wesen in der Stadt und im Kongressgebäude zu sehen glaubte, hält sie ein Stück weit der geschichtsträchtigen Atmosphäre Istanbuls zugute – die märchenhafte Metropole am Bosporus gilt immerhin als das Tor zwischen Okzident und Orient. Um sich noch eine kleine Belohnung zu gönnen, nachdem ihr Vortrag beendet ist, schaut die Kongressteilnehmerin auf einen Sprung in einem Antiquitätenladen vorbei und ersteht dort einen kleinen Glasflakon. Nach ihrer Rückkehr ins Hotel beschließt sie am nächsten Tag, die erstandene Glasflasche gründlich zu reinigen. Dabei löst sich der Verschluss, entweicht dem Fläschchen ein Geist (Elba). Um ein für allemal frei zu kommen, offeriert der Dschinn seiner Erlöserin drei Wünsche. Doch die zutiefst skeptische Wissenschaftlerin zögert. Mutmaßt, dass jedem, der sich auf so etwas einlasse, ein mieses Ende drohe. Um sie umzustimmen, beginnt der Flaschengeist damit, ihr die Geschichte seines Lebens zu erzählen. Im Gegenzug öffnet sich die nurmehr für ihre Forschung lebende Einzelgängerin Alithea peu à peu dem Dschinn gegenüber. Bald umkreisen ihrer beiden Erzählungen einander – während Regisseur George Miller jede Gelegenheit wahrnimmt, um seine Kammerspielhandlung im Hotelzimmer in märchenhafte Gefilde  aus Tausendundeiner Nacht zu überführen und sie zu bildermächtigen Fantasy-Episoden auszubauen. Die Erlebnisse des Flaschengeists münden in eine intellektuelle Auseinandersetzung mit der privat spröden Wissenschaftlerin ein, die sich um Fluch und Segen von Wünschen drehen und von Motiven aus dem Gilgamesch-Epos bis hin zu Geschichten aus Shakespeares Liebes-Reigen gespeist werden. Der durch seine „Mad Max“-Endzeitkino-Hits weltweit bekannt gewordene Filmer Miller hat mit „Three Thousand Years of Longing“ eine Kurzgeschichtensammlung der britischen Autorin A.S. Byatt adaptiert und das von ihm gern als „anti-Mad-Max-Werk“ bezeichnete Ergebnis mit Idris Elba als muskelbepacktem, Spock-spitzohrigem Dschinn und Tilda Swinton als Berufs-Skeptikerin ideal besetzt, um es zu einer Art Aladdin für Erwachsene auszubauen.
D: Tilda Swinton, Idris Elba, Aamito Lagum, Nicolas Movawed, Matteo Bocelli, Pia Thunderbolt, Berk Ozturk, Anthony Moiset, Alyla Browne.

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