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MoX Soundcheck KW3711.09.2024









Texte: Horst E. Wegener

Scott & Lila: SCOTT & LILA (VÖ: 13.9.)
Berlin im Frühling anno 2019: Als die in Paris geborene, aber hierzulande aufgewachsene Vollblut-Jazzsängerin Lila den Amerikaner Scott zum ersten Mal musizieren hörte, konnte sie nicht anders und musste einfach in das ihr bestens bekannte greatest-hits-Potpourri mit einsteigen. Neben den vielen schwer beeindruckten Zuhörern war auch der durch Europa tingelnde Straßenmusiker aus Chicago begeistert – so sehr, dass er und Lila alsbald nicht nur musikalische sondern auch private Duo-Pläne schmiedeten. Und dann begannen die beiden durch Europa und Asien zu touren, bis ihnen die aufkommende Pandemie eine gut zehn monatige Zwangspause in einem Dschungeldorf in Sri Lanka einbrockte: Zeit genug, um Material fürs erste gemeinsame Album zu sammeln, dem sie sich nach ihrer irgendwann fortgesetzten Weltreise in die Wahlheimat Berlin zurückkehrend mit Feuereifer widmen mochten. Die furios gelungene Melange aus Jazz, Blues und Indie-Folk glüht geradezu vor Leidenschaft – merci.
Gia Ford: TRANSPARENT THINGS (VÖ: 13.9.)
Da es ihr widerstrebe, nurmehr über sich selbst zu schreiben, tauche sie lieber tief in die Persönlichkeiten ihrer Mitmenschen ab, bekannte die britische Dreampop-Sängerin Molly McCormick alias Gia Ford im Vorfeld der „Transparent Things“-Veröffentlichung einem Reporter des Rolling-Stone-Magazins gegenüber. Wobei es vor allem Figuren am Rande der Gesellschaft sind, die Gia in ihren Songs ins Zentrum rückt. Dass dabei Geschichtchen entstehen, die total film-noir-mäßig rüberkommen, ganz so als hätte sich Raymond Chandler mit Donna Tartt auf ein paar rasiermesserscharfe Lyrik-Miniaturen zusammengetan, passt wunderbar zum mal kristallklar und dann wieder samtig klingenden Organ der Seelenschmeichlerin, das die emotionale Tiefe eines Requiems erkundet.


Jungle by Night: SYNERGY (VÖ: 13.9.)
Schon zur Schulzeit war es für die Jungs-Clique um Pyke, Pieter, Tierson, Jac und Co. das Größte, den Proberaum zu blockieren, um sich in die goldene Ära der afrikanischen Popmusik vertiefen zu dürfen. Die vielen gemeinsamen Sessions der damals noch zu neunt drauflos jammenden Amsterdamer Teenies mündeten dann ab 2010 in erste Single-, EP- und CD-Produktionen ein, die man unterm Bandnamen Jungle by Night zusehends erfolgreicher auf den Markt brachte. Auch nach dem Abgang von zweien der Gründungsmitglieder kommt die eklektische Mischung aus Ethnojazz, Afrobeat und Funk, gewürzt mit einer Prise Blues, Rock und Dub bei den Fans in aller Welt hervorragend an. Für „Synergy“, ihr mittlerweile achtes Album, haben sich die Instrumental-Spezialisten jetzt gleich mehrere Gesangs-Koryphäen zusätzlich ins Aufnahmestudio geholt, amalgamieren sie ebenso unbefangen wie verbindlich glücklich machenden Allwettergroove-Pop, der seinesgleichen sucht.


Lady Blackbird: SLANG SPIRITUALS (VÖ: 13.9.)
Kunstfertigkeit, Stimmgewalt und eine überwältigende Präsenz: Lady Blackbird vereint alles, was eine Diva ausmacht. Das Publikum eroberte sie schon mit ihrem 2021er Debütalbum „Black Acid Soul“ im Sturm – was die Unvergleichliche unter anderem ihrer göttlichen Gesangsstimme mit einer phänomenalen Bandbreite verdankt, die sie ganz nebenbei dazu befähigt, in Sekundenschnelle glaubhaft emotional von Freude auf Herzschmerz umzuschalten. Das Wahnsinns-Talent der anno 1985 im Südwesten der USA geborenen Vollblutmusikerin wurde schon von ihrer Kirchengemeinde frühzeitig gefördert und brachte Marley Munroe, wie die Lady mit bürgerlichem Namen heißt, im Alter von Zwölf ihren ersten Platten-Vertrag ein. Dass sich die Songs, die ihr beim christlichen Label zugedacht werden sollten, nie passend anfühlten, dämmerte der Heranwachsenden erst sehr viel später. Nachdem sie sich aufgrund ihrer queeren Identität lange als Sünderin gefühlt hatte und erst im Musikmekka New York zu sich stehen konnte, brachte der Ansatz von Lady Blackbirds derzeitigem Produzenten Chris Seefried den endscheidenden Durchbruch hin zu stimmig-persönlichen Tracks – erlaubt ist bei „Slang Spirituals“, was wahrhaftig klingt.


Please Madame: EASY TIGER (VÖ: 13.9.)
Die Mitglieder der 2010 in Salzburg gegründeten Indierock-Formation Please Madame bekennen sich in Interviews freimütig dazu, mit der Musik von Austropoprock-Röhre Christina Stürmer aufgewachsen zu sein. Umso mehr mochte sich das Salzburger Quartett geehrt fühlen, als zuletzt wieder die Anfrage kam, ob man nicht Lust habe, mit der Stürmer auf Tournee zu gehen. Gesagt, getan – aber auch ohne derlei PR-Unterstützung durchs verehrte Vorbild laden die Songs der Vierer-Truppe das Publikum beständig zum  lauthals Mitsingen der Refrains und intensiven Abtanzen ein. Wieso? Ganz klar: Weil Please Madame-Lyrics das Lebensgefühl der Generation in ihren Zwanzigern perfekt widerspiegeln und die präzise durchdachten Alltags-Beobachtungen eine nahezu hypnotische Wirkung entfachen.

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