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MoX Musikerin-Porträt: Satirisch, direkt, gut: Blond04.05.2022

MoX Musikerin-Porträt: Satirisch, direkt, gut: Blond

Nina und Lotta Kummer kommen aus einer musikalischen Familie. Während der Vater Mitglied der DDR-Band Ag. Geige war, kennt man vor allem die Brüder Felix und Till Kummer von der erfolgreichen Indierockband Kraftklub. Dass die Frauen in der Familie in keiner Weise den Männern nachstehen, zeigen die beiden Schwestern gemeinsam mit Keyboarder und Kindheitsfreund Johann Bonitz in der Formation „Blond“, die in den letzten Jahren kaum noch aus der Festivalwelt wegzudenken ist. Blond sind witzig. Blond sind jung. Blond machen Spaß. Mal auf Englisch, zunehmend mehr auf deutsch. Ihr erster Hit, die Single „Spinachi“ strotzte nur so vor Selbstironie. Doch in den letzten Jahren nutzen Nina und Lotta ihre Position immer öfter, um feministische Themen anzusprechen und Tabus zu brechen. Sei es mit dem Song „Thorsten“ über das leidige Thema Mansplaining, vor allem dann, wenn man als Künstlerin unterwegs ist „Thorsten, das hättest du mir so nicht zugetraut, Ich hab' die Technik ganz alleine aufgebaut, Natürlich muss da nochmal jemand drüber schauen, Doch ich hab' das ganz ordentlich verkabelt für 'ne Frau“ oder der Single “Es könnte grad nicht schöner sein“, die sich mit der, noch immer in der Öffentlichkeit tabuisierten, Menstruation beschäftigt. Verpackt werden die Inhalte in sarkastische Texte mit ohrwurmverdächtigen Melodien und enorm unterhaltsamen Liveshows, sodass mit Sicherheit auch der ein oder andere verklemmte Herr der Schöpfung vor den Festivalbühnen ins Tanzen kommt, bevor er merkt, worum es tatsächlich geht. Auf der Bühne überzeugen sie durch schrille Outfits, kunstvolle Performances und einer mitreißenden Art, die eine direkte Verbindung zum Publikum schafft. Damit haben Blond ein unverkennbares Alleinstellungsmerkmal im trivialen Indie-Pop-Rock geschaffen und bieten vor allem jungen Mädchen und Frauen eine musikalische Alternative mit wichtigen Inhalten, abseits der belanglosen und oftmals misogynen Popindustrie. Die jüngste Single der Band trägt den Titel „Du und Ich“ und nimmt sich, auf äußerst verquere Art und Weise der ernsten Thematik der sexualisierten Gewalt an – doch es gibt eben Themen, die mehr als einen dreiminütigen Song brauchen, um in der Öffentlichkeit repräsentiert zu werden. Daher nutzt die Band seit 2021 ihre immer größer werdende Plattform, um auch abseits der Musik über sexualisierte Gewalt aufzuklären. Gemeinsam mit dem KOSMOS Chemnitz und dem Verein Wildwasser e.V. wurde die „Hütte der sexualisierten Gewalt“ geschaffen, in welcher anonymisiert über 70 Geschichten von Betroffenen geteilt wurden. Die Hütte stand lange Zeit in Chemnitz mitten auf dem Marktplatz und wurde auch auf dem Reeperbahnfestival aufgebaut. Mit dem Abbau der Hütte war das Thema für die Musiker*innen jedoch noch nicht beendet. So gibt es die Geschichten nun als gedrucktes Buch und frei zugängliches Hörbuch mit dem Titel „Das Hörbuch der sexualisierten Gewalt“ auf allen bekannten Streamingdiensten. Alle Einnahmen, die dadurch generiert werden, spenden Blond dem Verein Wildwasser e.V., welcher Betroffenen hilft und seit langem wichtige Aufklärungsarbeit auf diesem Gebiet leistet.

Text: Thea Drexhage
Foto: Anja Jurleit mit Pressefreigabe durch Landstreicher Booking

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