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Kafka trifft Jugendclub15.05.2024



Text und Foto: Thea Drexhage


So macht es auch der Jugendclub des Vereins Jugendkulturarbeit e.V. und holt Aspekte aus „Die Verwandlung“ in die zeitgenössische Lebensrealität der Jugendlichen. Denn wie mag sich ein Gregor Samsa nach diesem unerwarteten Erwachen fühlen? Vermutlich ziemlich einsam. Der Gedanke zum Thema „Einsamkeit“ kam Gina Schumm, die das Theaterprojekt leitet, schon früh im letzten Jahr: „das ist kein leichtes Thema. Als wir dann anfingen, dazu zu recherchieren, fiel uns die Einsamkeit von allen Seiten in den Schoß. Wir beginnen immer mit Schreibwerkstätten zu den neuen Themen und dieses Mal gab es ganz viele verschiedene Ideen. Aus diesen Fragmenten versuchen wir dann einen guten Text zu machen, in dem meist von jeder mitwirkenden Person etwas drin steckt.“
Mitgewirkt haben dabei unter anderem Justus Bösch, Jayden Maurer und Tara Meerbach, die alle schon eine Weile bei der Jugendkulturarbeit in Donnerschwee aktiv sind und jeweils ihren ganz persönlichen Zugang zum Thema Einsamkeit gefunden haben. „Für mich kann jede Person einsam sein. Das sieht man gar nicht immer von außen - man kann auch unter Menschen einsam sein. Man hat gemerkt, dass jede*r bei uns einen Bezug zum Thema hat und es als breites gesellschaftliches Thema zu betrachten ist.“, erklärt Jayden. „Überraschend war, dass der Zugang zur Einsamkeit gar nicht traurig sein muss.“, ergänzt Justus. So ist in dem fragmentarischen Stück, das nun den Titel „Ich sehe keine Elefanten“ trägt, auch etwas Lustiges und Hoffnungsvolles zu finden, inklusive Happy End. Aber Elefanten sind ja nun das genaue Gegenteil von Kafkas Käfer. Der Titel bezieht sich dabei auf die Redewendung „the elephant in the room“ – das für alle Sichtbare aber dennoch Unausgesprochene. „Wenn man das auf Einsamkeit bezieht, sind ja viele Leute einsam, aber sprechen das oft nicht aus. Wir wollen mit dem Stück den Elefanten im Raum ansprechen und zum Nachdenken anregen.“, erklärt Tara Meerbach. Gina Schumm wünscht sich dabei vor allem, dass die Zuschauenden vielleicht etwas über künftie Formen des Zusammenlebens nachdenken: „Wir sollten weg vom ewigen Konkurrenzdenken und uns wieder mehr um das menschliche Miteinander kümmern. Das höher, schneller, weiter haben wir lang genug gehabt.“
Seit vergangenem Herbst arbeitet die Gruppe aus 12 Schauspielenden an dem Stück, das am 22.5. Premiere im Theater wrede+ feiert und im Juni auch bei den Jugendtheatertagen Oldenburg aufgeführt wird. Es ist also ganz natürlich, dass auch die Aufregung bei den Beteiligten steigt. „Besonders einen Tag vorher ist die Anspannung richtig schlimm. Aber nach der Premiere kommt dann die große Erleichterung.“, erzählt Jayden auch in Hinblick darauf, dass das Stück zwei Premieren haben wird. Der Auftritt bei den Jugendtheatertagen sei dabei noch einmal eine ganz andere Herausforderung, schließlich erfolgt dieser vor vielen anderen Theaterspielenden. Zwar sei der Applaus dort lauter, aber die Kritik gleichzeitig auch nochmal eine ganz andere. Dennoch gibt es kaum ein schöneres Gefühl, als das lang erprobte endlich präsentieren zu können - und sind wir mal ehrlich? Wer achtet da schon auf kleine Fehlerchen?


Ich sehe keine Elefanten
Premiere am 22.5. um 20 Uhr im Theater wrede+
Weitere Termine auf www.mox-veranstaltungen.de

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