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David gegen Goliath30.04.2024



Text und Bild: Thea Drexhage
Pro Musik, der Verband Freier Musikschaffender hat schon Anfang des Jahres eine Petition gestartet, die Spotify an den vertraglichen Änderungen hindern sollte. Diese zählt mittlerweile über 57.000 Unterschriften und wird unter anderem unterstützt von Größen wie Stoppok, Gregor Meyle oder Von Wegen Lisbeth. Auch Daniel Bremer und Alex Schlüter besser bekannt als Duo Letterbox Salvation, schließen sich dem an und gehen dabei noch einen Schritt weiter: ihre jüngste Single „Favorite Shirt“ wird nicht auf Spotify zu hören sein. Einerseits ist das mit Einbußen verbunden, denn als größter Musikstreaminganbieter mit einem Marktanteil von 31,7% ist Spotify nicht nur eine potenzielle Einnahmequelle, sondern generiert auch neue Hörer*innen durch den Algorithmus, der immer mal wieder neue Musik basierend auf den eigenen Hörgewohnheiten vorschlägt. Auf der anderen Seite war die Entscheidung jedoch eine einfache. „Unserer Meinung nach ist das Vorgehen von Spotify total willkürlich und extrem kapitalistisch, was in der Kunst eigentlich nicht geht. Wenn solche Konzerne groß genug sind und Geld haben, dürfen sie sich scheinbar herausnehmen, was sie wollen und dabei bleiben dann tausende auf der Strecke. Wir kämpfen dafür, dass das Bezahlungsmodell wieder ein bisschen fairer wird, wie beispielsweise bei Deezer, die gerade von einem Pro-Rata Abrechnungssystem auf ein User-Centric Abrechungssystem umstellen.“, erklärt Daniel Bremer, Sänger und Gitarrist von Letterbox Salvation.
Pro-Rata, das bedeutet, dass alle Einnahmen die durch die Abos der Nutzer*innen generiert werden zusammengenommen werden und dann, je nach Streams anteilig auf die Künstler*innen und Rechteinhaber*innen ausgezahlt werden – das bedeutet, dass das Geld der Nutzer nicht zwingend bei den Künstler*innen ankommt, die sie hören, sondern vor allem bei den ganz großen Playern mit den meisten Streams. Bei User-Centric handelt es sich um das Gegenteil, denn dabei geht das Geld der Hörer*innen an die Bands und Artists, die sie aktiv streamen. Dabei wird allerdings nach Hörer*innen abgerechnet, nicht nach einzelnen Streams.
Aber wo findet man nun die neue Single von Letterbox Salvation? Bei allen anderen Streaminganbietern und auf Bandcamp. Bandcamp sei dabei laut Daniel Bremer die beste Möglichkeit, seine Lieblingsmusiker*innen zu unterstützen, denn die jeweiligen Seiten werden direkt von den Bands geführt und beinhalten neben der Musik auch Infos und News sowie Verlinkungen zum bandeigenen Shop – neben Shows sind die Einnahmen durch Tonträger und Merchandise die wichtigste Finanzquelle für Künstler*innen – gerade im Indie-Bereich. Aber auch abseits des Streamings gibt es Hürden. Das Zeitalter der CD ist vorbei, die Kasette ist wieder im kommen, aber nur bei einer kleinen Gruppe Liebhaber*innen. Will man stattdessen als kleinerer Act seine Musik auf Schallplatte pressen lassen, bedeutet dies, neben hohen Produktionskosten, erstmal eines: warten. Denn die Presswerke sind ausgelastet. „Viele internationale Künstler lassen mittlerweile in Deutschland pressen und wenn dann eine Adele mit ihrer riesigen Auflage kommt, dann sind die Presswerke über Jahre ausgebucht. Das passierte bspw. bei unserer letzten Platte. Aber es gibt mittlerweile auch Presswerke, die sich auf Indiebands konzentrieren und nicht für die großen Majorlabels produzieren. Natürlich hat man dabei auch keinen Umsatz wie eine große Band, aber es ist eben schön, etwas Haptisches, ein Produkt, auf das man stolz ist, produziert und entworfen zu haben, weitergeben zu können.“, so Bremer. Indie Band zu sein, bedeutet eben nicht nur, Musik zu schreiben, sondern auch die Maschine rund herum am laufen zu halten, neben den eigentlichen Berufen. Das bedeutet Management, Booking, Promo und spielen, spielen, spielen. Derzeit hofft die Band, diesen Sommer noch auf ein paar Festival-Line-Ups landen zu können, allerdings hat sich auch dort die Lage seit Corona erschwert, denn viele möchten natürlich ausgefallene Touren und Gigs nachholen. Neben den Auftritten sind auch neue Singles in Planung, wie darauf warten, ins Studio gebracht und schließlich veröffentlicht zu werden. Bis dahin kann man sich von „Favorite Shirt“ überzeugen – ein Song, der irgendwie auch von den etwas schwereren Zeiten im Leben, in Beziehungen, in Freundschaften handelt, aber vor allem davon, wie schön es ist, diese zu überstehen, sich wieder mit alten Freunden zu treffen und dafür das vielleicht schon etwas verstaubte Lieblingsshirt aus dem Schrank zu holen.
Letterbox Salvation live: 14.5. Emden, Cafe Einstein, Bollwerkstraße 24, 20 Uhr Beginn | Eintritt frei

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