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Spielerische Beobachtungen - Ausstellung „Sturdy Black Shoes“ im Edith-Russ-Haus29.07.2020



Text und Foto: Christoph Kienemann

Die Ausstellung Sturdy Black Shoes der in Moskau lebenden Künstlerin Taus Makhacheva ist derzeit im Edith-Russ-Haus zu sehen. Im Werk der Künstlerin finden sich verschiedene Medien wie Installationen, Fotografie, Video und Performance wieder. Mit einem spielerischen und humorvollen Unterton setzt sich Makhacheva mit dem Alltag in ihrer Heimat Dagestan auseinander und reflektiert Feierlichkeiten sowie alltägliche Rituale.
Was passiert, wenn verschiedene Kulturen und Traditionen aufeinandertreffen? Wie können wir unsere Geschichte und ihre Überlieferungen besser verstehen? Mit diesen Grundfragen befasst sich die russische Künstlerin Taus Makhacheva in ihrer Oldenburger Ausstellung. Zu sehen sind eine Vielzahl an Videoinstallationen, in denen Performances oder Dokumentationen der Künstlerin zu sehen sind. Dabei schlüpft Makhacheva oftmals in die Rolle einer kulturellen Anthropologin oder nimmt die Gestalt der Superheldin Super Taus an. Diese Vorgehensweise eröffnet dem Publikum neue Zugänge zu ihnen sonst verschlossenen Welten. „Makhachevas vermeintlich eindeutige Metaphern enthalten immer ein dichtes Geflecht kultureller und historischer Verweise, deren Vielschichtigkeit sich erst in der Wahrnehmung ihres Gesamtwerks allmählich erschließt“, kommentieren die Leiter des Edith-Russ-Hauses, Edit Molnár und Marcel Schwierin, das Werk von Makhacheva, die die Ausstellung kuratiert haben.
Eine Metapher oder ein Code mit dem sich die Ausstellung befasst, ist die Heldenverehrung. So kann man Super Taus dabei beobachten, wie sie einen Ort für ein Denkmal für Maria Korkmasowa und Khamisat Abdulaewa sucht. Die beiden Museumswärterinnen stoppten Anfang der 90er-Jahre einen Museumsräuber auf frischer Tat. In Dagestan, Moskau und Paris soll daher ein geeigneter Platz für die Frauen gefunden werden. Damit stellt die Künstlerin Fragen nach der Sichtbarkeit von Alltagshelden und insbesondere von Frauen im öffentlichen Raum. Kontrastiert wird diese Arbeit mit einer Videosammlung zum gestischen Vokabular im Straßenleben von Makhachkala. Hier ist ein Theater der Männlichkeit zu sehen, das das Straßenleben in Dagestan bestimmt. Vor der Kamera wird offenbar, wie konstruiert und künstlich die Gesten der Macht und ritualisierten Gewalt eigentlich sind.
Ein weiteres Thema der Werke von Makhacheva ist die Frage, wie die post-sowjetische Gesellschaft den Ausgleich zwischen traditioneller Vergangenheit und nationaler, zeitgenössischer oder lokaler Kultur findet. So lässt sie einen Seiltänzer mit Kunstwerken dagestanischer Künstler*innen über einen Abgrund balancieren, wodurch diese  der Amnesie der Kunstgeschichte entrissen werden. Die Installation „Let me be part of a narrative“ kontrastiert die offizielle Geschichte mit der kollektiven, persönlichen Erinnerung. So werden in den Erfolgsnachrichten über sowjetische Errungenschaften im Sport persönliche Schicksale sichtbar, zeigen die Bilder von Hundekämpfen in Dagestan, dass die Region ihre eigenen Symbole entwickeln kann, die ihr nicht von außen aufgezwungen werden.
Taus Makhacheva wurde 1983 in Moskau geboren. Ihre Arbeiten wurden bereits weltweit gezeigt, unter anderem im Tate Modern (London), Von Abbemuseum (Eindhoven), Centre Pompidou (Paris), Uppsala Konstmuseum (Uppsala), Moscow Museum of Modern Art (Moskau) und Red Brick Art Museum (Beijing). Sie ist zudem Trägerin des Kunstpreises „Europas Zukunft“.
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