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Ich lebe den amerikanischen Traum05.03.2025



Interview: Olaf Neumann [font=Univers]Foto: Lolita Caroll Larriva[/font]

MoX: [font=Bembo]Mr. Larriva, wer ist die Tänzerin auf dem Cover des neuen Albums „!Brincamos!“?[/font][font=Bembo] [/font]
Tito Larriva: Das ist meine Frau Janet. Wir werden am 16. September 50 Jahre verheiratet sein. An jedem unserer Hochzeitstage denke ich unweigerlich an Blumen für Janet, weil es auch der Nationalfeiertag Mexikos ist.
MoX: Allein in vier Songs singen Sie über Tanz. Zufall?
Tito: Nun, ich war Mitglied des Nationalen Modernen Balletts von Mexiko City. Und in El Paso tanzte ich in „Carmen“. Ich kam zu dieser Kunstform, weil meine Freundin Tänzerin war und ich sie oft zum Ballettstudio begleitete. Dort gab es eine deutsche Lehrerin namens Ingeborg Häuser. Eines Tages sagte sie zu mir: „Tito, du bist jeden Tag hier. Jetzt kommst du und ziehst eine Strumpfhose an. Du wirst jetzt tanzen!“ Und ich habe es geliebt.
MoX: In dem Song „We danced“ heißt es: „Wir tanzten die ganze Nacht / Auf die Heilung / So viele Tage des Glücks / Mit goldenen Träumen der Unschuld“. Über welche Zeit singen Sie hier?
Tito: Über die Zeit, als meine Frau Janet und ich in Los Angeles zu all diesen Punk-Shows gingen und tanzten, bis wir Nackenschmerzen hatten. Wir konnten nicht einmal mehr laufen. Als Balletttänzer liebten wir den Pogo und den Slam Dance. Alles davon.
MoX: In „X The Soul“ singen Sie: „Lauf, bevor du alt wirst / Bevor du verkauft wirst / Bevor du kontrolliert wirst / Angst ist hoch / Lügen sind Gold“.
Tito: In „X The Soul“ geht es darum, dass viele Menschen sich im Zuge des Chaos’ ihre Seele austreiben lassen.
Lolita Larriva: Amerika ist zu einer Oligarchie geworden. Diese Welt ist so was von gierig. Die Leute sind so sehr auf ihre eigene Sicherheit fixiert, dass sie sich nicht mehr mit ihrer Seele verbinden. Das ist beängstigend.
MoX: Sie haben in Ihren Songs immer wieder die Gefühle und Erfahrungen von Chicanos, Mexikanern und Einwanderern thematisiert. Warum gab es in dieser Gruppe so viele Trump-Wähler?
Tito:Die Antwort ist komplex, aber ich denke, dass es Latinos im Allgemeinen schwerfällt, eine Politikerin zu wählen. Das ist Teil ihrer Macho-Kultur. Auch das Chaos in unserem Land verwirrt die Wähler. Die Leute sind nicht bereit, Nachforschungen über politische Kandidaten anzustellen, weil sie durchdrungen sind von der Besessenheit von diesem seltsamen Mann, der Amerika auf keine gute Art erobert hat.
MoX:In Europa haben viele darauf gehofft, dass Kamala Harris gewinnt. Umso größer war dann der Schock.
Tito:Die Ignoranz in unserem Land ist größer als erwartet. Einige wussten nicht einmal, wer Harris ist. Fragen Sie die Leute auf der Straße, wer der amtierende Vizepräsident ist, und niemand wird ihn kennen. Es ist nur eine kleine Gruppe, die dieses Chaos verursacht, aber es funktioniert wirklich.
MoX:Trump hat seinen Wählern die „größte Abschiebeaktion in der amerikanischen Geschichte“ versprochen. Macht Ihnen das Angst?
Tito: Nun, ich bin kein US-Bürger, ich bin Mexikaner. Sie könnten mich leicht ausweisen, wenn meine Green Card nicht mehr gültig ist. Das wäre keine schöne Sache, aber ich würde es akzeptieren und hätte kein Problem damit, in Mexiko zu leben. Vielleicht bin ich dort sogar besser versichert.
Lolita: Tito ist ein bisschen privilegiert, weil wir Familie in Mexiko haben. Er hat immer noch eine Verbindung zu diesem Land. Aber viele andere sind illegal in den USA, sie sind viel verletzlicher. Sie machen gerade eine furchtbare Zeit durch.
MoX: Haben Sie als Künstler in den USA nicht mehr Möglichkeiten als in Mexiko?
Tito: Ich weiß nicht, ob es hier besser ist, es ist einfach der Ort, an dem ich lebe. Ich denke, ich könnte meine kreative Arbeit auch in Mexiko gut machen. Vielleicht würde mich das inspirieren, etwas anderes zu schreiben. Aber für die Einwanderer, die nichts haben, ist es viel schwieriger. Diejenigen, die hier versuchen, ein besseres Leben zu führen, leiden im Moment am meisten. Wir sind im Moment eine Einheit aus Angst, Chaos, Elend und Schock. Wirklich.
MoX:Ist das Leben in Amerika für Sie persönlich gefährlicher geworden?
Tito:Ja, aber ich weiß nicht, wie sehr. Hier in Austin erlebe ich Rassismus auf einer sehr realen Ebene. Es ist fast so, als hätte Trump die Kanäle geöffnet und die Rassisten sind plötzlich überall. Die haben das Gefühl, dass sie einem ihren Rassismus unverblümt ins Gesicht sagen können, ohne Folgen. Das ist mit Sicherheit gefährlich.
MoX: Gibt es auf dem Album auch Optimismus?
Tito:Oh ja, auf „!Brincamos!“ geht es wirklich um Optimismus. Aufgrund der Erfahrung der Pandemie, die jeder durchgemacht hat. Wir springen und tanzen fast vor Freude, dass wir Covid überstanden haben. Und es gibt auch Humor in einigen Songs. Ich war so froh, dass ich wieder anfangen konnte zu arbeiten. Ich habe wirklich geglaubt, dass ich nicht mehr in der Lage wäre, Musik zu schreiben. Ich klopfe auf Holz.
Lolita: Die Menschen, die derzeit an der Macht sind, sind extrem gierig. Aber ich spreche auch viel mit jungen Leuten. Sie sind viel klüger als ich es in ihrem Alter war. An ihnen sehe ich, dass in Amerika auch viele positive Dinge passieren.
MoX: Sie sind mit der Musik der Sixties aufgewachsen, mit Songs von Bob Dylan. Der trat am 22. März 1984 mit Ihrer damaligen Band The Plugz bei David Letterman auf und spielte ein punkiges Drei-Song-Set. Wie kam es dazu?
Tito: Ohne unser Wissen muss Dylan uns live gesehen haben. Am nächsten Tag bekamen wir einen Anruf: „Bob will, dass ihr zu ihm nach Hause kommt und mit ihm jammt“. Also ging die Band am Morgen zu ihm. Ich ging nicht mit, ich war ja der Sänger, er brauchte mich nicht. Das ging neun Monate so. Am Ende wollte Bob mit den Plugz in New York im Fernsehen auftreten. Der Auftritt in der David Letterman Show war ein historischer Moment. Die Plugz ahnten das nicht, sie taten einfach, was Dylan ihnen sagte. Sie wurden für den Job bezahlt.
MoX: Später haben auch Sie mit ihm musiziert. Wie kam es dazu?
Tito:Wir baten Dylan, auf unserem Song „Rising Sun“ Mundharmonika zu spielen. Er kam dann tatsächlich zu uns ins Studio und sagte: „Tito, ich habe schon viel von dir gehört!“. Und ich erwiderte: „Ich habe auch viel über dich gehört, Bob!“ In dem Moment kam ich mir wie ein Idiot vor. Aber er war sehr nett zu mir, und ich war so dankbar, dass er auf unserer Platte mitgespielt hat
MoX: Ist für Sie als Einwanderer der „amerikanische Traum“ in Erfüllung gegangen?
Tito:Ich denke nicht wirklich darüber nach, aber wenn ich nicht in Amerika gewesen wäre, hätte ich das alles vielleicht nicht machen können. In diesem Land kann man sicher noch viel erreichen. Ich glaube nicht, dass es vorbei ist, auf keinen Fall. Aber der Kampf hat begonnen. Wir müssen uns wehren und mehr Mitgefühl und Empathie entwickeln. Ich hoffe, wir werden das schaffen.
MoX: Schenken Sie dem Publikum mit Ihrer Musik ein bestimmtes Lebensgefühl?
Tito:Meine Hoffnung ist, dass die Leute zu unseren Konzerten kommen, vor Freude hüpfen und ihre Probleme für zwei Stunden vergessen. Das ist alles, was ich geben kann.


Tito & Tarantula spielen am 19.3.

in der Kulturetage, OL.

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