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Improvisiert oder mit Noten?05.03.2025



Text & Foto: Thea Drexhage

Doch gerade im Geigenunterricht, den die damals 12-Jährige zuhause in Dortmund von einem Geigenlehrer bekam, fehlte der Musikerin irgendwann etwas Wesentliches. Vielleicht war es die Gemeinschaft? Die Geige verblieb irgend-wann auf dem Weg durch die Pubertät still in ihrem Köfferchen. Mit 21 motivierte ihre Mutter sie, es doch noch einmal zu versuchen. Mit einer neuen Lehrerin, einer Musikstudentin, wurde das Feuer neu entfacht. Ein Musikstudium erschien auf einmal ein attraktiver Weg. Neben ihrem damaligen Informatikstudium begann Ulla Levens wieder fleißig zu üben, in Laienorchestern zu spielen und auch noch Klavier zu lernen. Mit ihrem Partner fiel dann die Entscheidung nach Oldenburg zu ziehen, wo sie Musik und Mathematik auf Lehramt studieren konnte. Doch statt im Anschluss an die Schule zu gehen, blieb sie an der Uni. „Das Studium war eine Fundgrube der praktischen Betäti-gung. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich im Instrumental-bereich der Uni bleiben wollte.“, erzählt sie. Neben ihrer halben Stelle blieb ihr viel Zeit für die eigene Musik – in Orchestern in Bremen und Oldenburg und der Basel-Sinfonietta spielte sie und begegnete auf dem Weg auch der improvisierten Musik. „Als klassisch ausgebildete Instrumentalistin fragt man sich erst einmal, wo die Noten sind. Und man traut sich anfangs gar nicht, eine eigene Melodie und einen Rhythmus zu entwickeln.“, gesteht sie. Doch diese Bedenken konnte sie schnell ablegen und begann auch, Improvisation zu lehren. In Oldenburg fanden sich schnell diverse Projekte, um dieser Leidenschaft zu frönen. In einem Trio zum Beispiel: Levens, Bartmann, Worgull spielen improvisierte Musik u.a. mit ganz untypischen Instrumenten wie dem Berimbau, dem Hümmelchen und dem Akkordeon. Es geht auch noch ungewöhnlicher, beispielsweise im inklusiven BlueScreen Ensemble des Blauschimmel Ateliers, wo nicht nur Instrumente zum Klingen gebracht werden, sondern alles, was spannende Töne und Rhythmen erzeugen kann. Einmal im Monat wird in der Musikschule, im Blauschimmel Atelier oder im Wilhelm13 zur offenen Bühne geladen (nächster Termin 14.3.). „Das Schöne an der improvisierten Musik ist: man kann nichts falsch machen, denn alles entsteht aus dem Moment. Aus einem schrägen Ton oder einem versehentlich lauten Knall kann in Folge etwas ganz Spannendes entstehen – eine Antwort darauf oder eine Imitation“, erklärt die 71-Jährige und möchte gern alle Menschen in Oldenburg ermutigen, einmal vorbeizuschauen, nicht nur zum Lauschen, sondern zum aktiven Mitgestalten. Musikalische Vor-kenntnisse sind dabei nicht erforder-lich. Durch ihre Arbeit mit der Musik aber auch ihre persönliche Neugier auf die Welt, war Ulla Levens viel auf Reisen und nahm dabei immer neue Inspirationen mit. Durch einen Zufall lernte sie zum Beispiel die afro-brasilianische Freundin einer Studienkollegin kennen, welche sie kurze Zeit später in Brasilien besuchte. Dort kam Levens dann mit dem Berimbau in Kontakt – einem afro-brasilianischen Musikbogen, der vor allem von den Capoeiristas im Rahmen ihres Kampftanzes benutzt wird. Es ist ein auf den ersten Blick sehr einfach wirkendes Instrument – ein Holzbogen mit einer einzigen Saite und einem Klangkörper (z.B. einem Flaschenkürbis). Beim Spielen wird die Saite dann mit einem Holzstäbchen und einem Stein manipuliert, um gewünschte Klänge zu erzeugen. Dieses Instrument und die damit einhergehende Kultur lösten in ihr eine so große Faszination aus, dass sie nicht nur lernte den Berimbau zu spielen, sondern ein ganzes Buch über die Geschichte und moderne Einsatzmöglichkeiten verfasste.

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