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Nur wenn man den Mund aufmacht, kann man gehört werden19.02.2025
Text und Foto: Thea Drexhage
Vor der Wahl in Deutschland zeigt sich auch, dass Kirche der Politik durchaus etwas zu sagen hat. So sprach Pastorin Sonja Brockmann bei dem Lichtermeer für Demokratie auf dem Oldenburger Schlossplatz und appellierte u.a. an die CDU, doch das C in ihrem Namen zu berücksichtigen und danach zu handeln, denn gerade in der Asylpolitik gehen christliche Werte und die Vorstellungen einiger Parteien weit auseinander. „Dabei positioniere ich mich nicht gegen Parteien. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine gute Demo-kratie überparteiliche Lösungen findet. Die Stärke unserer Demokratie liegt darin, dass wir das ganze Spektrum zu Wort kommen lassen, solange die Werte unserer Gesellschaft und die demokratischen Grundsäulen unangetastet bleiben.“, erklärt sie. Ob sie diese Rede überhaupt halten solle, musste die 41-Jährige gut überlegen, denn man mache sich so als öffentliche Person angreifbar, doch es schien ihr schließlich notwendig, sich zu äußern. Generell liegt ihr viel an einem demokra-tischen Austausch, gerade vor der Wahl. So gründete sie das Nikolai Forum für Demokratie in der Kirchengemeinde Eversten und widmete einen Gottesdienst diesem Thema, um vor der Wahl ins Gespräch zu kommen. Den Wunsch Pastorin zu werden entwickelte Sonja Brockmann unter anderem während des Religionsunterrichts in ihrer Schulzeit. „Dort bin ich in Berührung gekommen mit Texten von Dorothee Sölle oder Bonhoeffer, also durchaus politischen Texten und das hat mich total gefesselt, denn ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie man für Gerechtigkeit eintreten kann.“, so Brockmann. Ein Theologiestudium war die logische Konsequenz, dieses umfasste nicht nur das Studieren der Bibel, sondern ebenso Geschichte, Philosophie und Sprachen. Ihr Gemeinde-praktikum, das während des Studiums erforderlich ist, führte sie in eine deutsche Gemeinde nach Schottland, bevor sie als Assistentin am Lehrstuhl noch ein Jahr in Bern verbrachte. Irgendwann wuchs der Wunsch, in die Heimat zurükkzukehren für das Vikariat, also den praktischen Vorbereitungsdienst für angehende Pastor*innen, welches sie bei der Oldenburgischen Landeskirche in Osternburg antreten konnte. In der Gemeinde Nikolai sind ihre Aufgaben nun vielfältig: „Die schönste Aufgabe ist es, Menschen zusammen-zubringen und Räume zu öffnen. Denn ich begreife die Kirche Herberge, einen Ort, an dem alle Menschen willkommen sind und sich begegnen können. Natürlich wollen wir die Menschen mit Gott und der Botschaft Jesu Christi verbinden, aber eben auch miteinander. Zu uns kommen auch Kulturchrist*innen, weil sie unsere Werte teilen, wo der Glaube aber vielleicht nicht so fest ist.“ Dort, wo Verantwortung für viele Menschen liegt, gibt es immer Herausforderungen. Zu erkennen, was die Gemeinde braucht, so zu arbeiten, dass niemand ausgegrenzt wird und der Herausforderung der Kirche in aktuellen Zeiten gerecht zu werden, erfordert ein gewisses Multitaskingtalent. Kein Wunder also, dass die Arbeit Sonja Brockmann im Alltag nie ganz verlässt. Aber es gibt Routinen, die es ihr ermöglichen, doch für einige Momente den Kopf freizukriegen. Dazu gehört neben dem Gebet vor allem ihre Patchworkfamilie mit fünf Kindern, die immer für Leben im Haus sorgen. Doch komplett von der Arbeit abschalten möchte Sonja Brockmann zuhause im Pfarrhaus auch gar nicht: „Mir ist es wichtig, berührbar zu bleiben. Es ist ein schöner Teil meiner Arbeit, für Menschen in schwierigen Momenten, aber auch in den schönen da sein zu können. Oft begleiten mich ihre Geschichten und Herausforderungen unserer Gemeinde nach Hause, wo ich weiter nach Lösungen suche und neue Perspektiven finde.“