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Filme im Kino

MoX Kinotipps KW1830.04.2025













Texte: Horst E.Wegener
Islands
Deutschland ´25: R: Jan-Ole Gerster. Ab 8.5. Wertung: *****
Mag sein, dass Toms (Riley) Idee von einem coolen Leben solange funktionieren konnte, wie er es gut fand, dort zu arbeiten, wo andere urlauben. Aber irgendwann ist dieses Müßiggänger-Vorhaben in trister Routine erstarrt, sehnt der Tennis-Lehrer mit einer überstrapazierten Schulter in einem All-inclusive-Hotel auf Fuerteventura tagtäglich nur noch das Ende seiner morgendlichen Pflichttrainerstunden für größtenteils unbegabte Urlauber herbei, um den restlichen Tag zu überstehen und sich dann allabendlich in der Strand-Disco besaufen zu können oder aus One-Night-Stands am nächsten Morgen an wechselnden Locations aufzuwachen. All dies ändert sich, als Anne (Martin) und Dave (Farthing) Maguire mit ihrem siebenjährigen Sohn Anton (Torrell) im Hotel aufschlagen. Anne bittet Tom, ihrem Sohn Tennisstunden zu geben – und vom ersten Augenblick an liegt eine irgendwie bekannte, erotische Spannung zwischen dem Coach und Antons Mutter in der Luft. Daran ändert auch die Begegnung Toms mit Annes Ehemann Dave nichts. Der Tennislehrer und die Maguires freunden sich soweit an, dass sich die Urlauber von Tom bald sogar jene weniger touristisch frequentierten Ecken der Insel zeigen lassen. Dabei dämmert es dem Fuerte-Guide während dieses Ausflugs, wie sehr es zwischen den nach außen auf Harmonie bedachten Eheleuten kriselt. Nach einer durchzechten Nacht, in der Tom Annes Mann begleitet, ist letzterer anderntags spurlos verschwunden. Bald befürchten alle das Schlimmste, ein Kommissar vom spanischen Festland beginnt mit mutmaßlichen Mordermittlungen. Derweil gibt Tom Annes Verhalten Rätsel auf. Ein Verdacht keimt in ihm auf… Bei Jan-Ole Gersters Mystery-Thriller scheint Suspense-Koryphäe Alfred Hitchcock Pate gestanden zu haben. Puzzle-Teile fügen sich nach und nach ineinander – oder vielleicht doch nicht? „Islands“ spielt mit Erwartungen und drängt einen zu Schlussfolgerungen, die sich immer wieder als falsch entpuppen. Sam Rileys abgehalfterter Tennislehrer Tom irrlichtert alkoholselig durch dieses undurchschaubare Gefühlslabyrinth, folgt den Spuren ins Unvermeidliche, während die geheimnisvolle Stacy Martin als Anne eine Femme fatale-Schönheit gibt, die stets zu wissen scheint, worauf sie sich einlassen kann oder muss. Dass der Film rund zwei Stunden dauert, fällt einem gar nicht groß auf, weil man den überraschenden Wendungen des in teils postkartenschönen Szenerien eingebundenen Plots atemlos folgt. Wann hatten wir zuletzt das Gefühl, im Kino nur keine Minute verpassen zu wollen? Eben!
D: Sam Riley, Stacy Martin, Jack Farthing, Dylan Torrell.


Oslo Stories: Träume
Norwegen ´24: R: Dag Johan Haugerud. Ab 8.5. Wertung: ***** Bild: Alamode Film
Johanne (Overbye) ist 17 und geht in Oslo aufs Gymnasium. Was sie künftig machen will, das weiß die Träumerin noch nicht so genau. Einstweilen liebäugelt sie damit, nach Beendigung der Schule ein Soziologie-Studium anzutreten, überdies natürlich jemanden kennenzulernen und sich zu verlieben – alle Möglichkeiten scheinen in ihrem Alter gegeben. Dann fällt Johanne zufällig ein Liebesroman in die Hände, der in ihr etwas weckt. Als sie dann ihrer neuen Französisch-Lehrerin (Emnetu) begegnet, trifft es die Schülerin wie aus heiterem Himmel: Johanne ist total verliebt in Johanna. Sucht deren Nähe, taucht sogar vor deren Privatwohnung auf. Ist selig, als sie hereingebeten wird – wobei Johanne es bei diesem Besuch nicht wagt, ihre Gefühle zu offenbaren. Immerhin schaut sie ab da regelmäßig bei ihrer Lehrerin vorbei, um sich das Stricken beibringen zu lassen… Doch kaum, dass die liebestrunkene 17-Jährige am Ziel ihrer Träume angelangt ist und zum ersten Mal die Wohnung der Lehrerin betritt, bringt die Regie einen zweiten Handlungsstrang ins Spiel, der Johannes Mutter (Torp) und Großmutter (Jacobsen) über einen vorläufig noch nicht als Buch publizierten Text der Tochter und Enkelin diskutieren lässt. Die Frage stellt sich unweigerlich: Enthüllt die Erzählerin da nur ihren Wunschtraum, oder rollt ihr Manuskript nicht weniger als den Missbrauch einer Schutzbefohlenen durch eine Lehrerin auf? So ambivalent die Position der Erzählerin bleibt, so stark unterscheiden sich die Ansichten von Johannes Mutter und Großmutter. Subtil kommen beim Hin- und herschalten zwischen den verschiedenen Handlungssträngen die unterschiedlichen Werte und Vorstellungen dreier Frauengenerationen zur Sprache, gelingen Regisseur Dag Johan Haugerud feinziselierte Dialoge, eine glaubwürdig inszenierte erste Liebessehnsucht, hervorragend geschauspielert und getragen von einer fantastischen Besetzung; in Berlin gab es bei der diesjährigen Berlinale für dieses Kapitel der „Oslo Stories“-Trilogie zurecht den Goldenen Bären.  
D: Ella Overbye, Selome Emnetu, Ane Dahl Torp, Anne Marit Jacobsen.


Thunderbolts
USA ´25: R: Jake Schreier. Ab 1.5. Vorankündigung Bild: Marvel
CIA-Direktorin Valentina Allegra de Fontaine (Louis-Dreyfus) hat eine Gruppe von Außenseitern in eine Falle gelockt. Ihre Hoffnung: Dass sich diese dysfunktionalen Antihelden ihrer jeweiligen Vergangenheit stellen, statt sich gegenseitig zu zerfleischen – und dass man dann nicht nur Erlösung findet und sich zu etwas Größerem zusammenschließt, bevor es zu spät ist. Finales Kapitel innerhalb der sogenannten fünften Phase des Marvel Cinematic Universe.  
D: Florence Pugh, Sebastian Stan, David Harbour, Wyatt Russell, Olga Kurylenko, Julia Louis-Dreyfus.


Klandestin
Deutschland ´24: R: Angelina Maccarone. Ab 1.5. Wertung: **** Bild: farbfilm verleih
Eine Explosion in der Frankfurter Innenstadt fordert Menschenleben. Man geht von einem Terrorakt aus und Mainhattan steht gewaltig unter Strom. Derweil muss der britische Künstler Richard Lawrence (Wilson) sein Tun umso gewissenhafter planen – gerade erst hat er den jungen Marokkaner Malik (Adda) unwissentlich in Europa eingeschleust. Eigentlich hatte Lawrence nun geplant, dem Illegalen zu einem Visum zu verhelfen. Dafür wollte er seine alte Freundin Mathilda (Sukowa) ansprechen – doch die ist nicht nur eine hochrangige Politikerin, sondern steht dem Zustrom von Migranten nach Deutschland mehr als kritisch gegenüber. Als Malik dann auch noch mit dem Anschlag in der Frankfurter City in Verbindung gebracht wird, läuft die Situation endgültig aus dem Ruder. Mit einem Mal stehen Leben und Karrieren aller Beteiligten auf dem Spiel…
In episodisch erzählten Kapiteln rollt der Politthriller aus verschiedenen Perspektiven die Ereignisse auf – wobei sich Wahrheit und Deutung mehrfach verschieben, bis das finale Kapitel die Geschichte objektiviert. Spannend, und thematisch hochaktuell.
D: Lambert Wilson, Barbara Sukowa, Habib Adda, Banafshe Hourmazdi, Katharina Schüttler.


Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm
Frankreich/Spanien ´24: R: Jonás Trueba. Ab 1.5. Wertung: **** Bild: Lisbeth Salas/ Losilusos films
„Man sollte das Ende feiern, nicht den Anfang!“, hat ihr Vater (Trueba) einst getönt – eine Weisheit, die Ale (Arana) im Gedächtnis blieb. Doch nun, da seine als Filmemacherin erfolgreiche Tochter den Spruch ihres Alten beherzt in die Tat umsetzen will, indem sie und ihr Lebensgefährte Alex (Sanz) nach 14 Jahren einen Schlussstrich unter ihre belanglos gewordene Liebe zu ziehen gedenken und dies mit einer Party feiern wollen, mag Ales Vater von seinem Spruch nichts mehr wissen. Derweil ist sich das trennungswillige Paar einig, schaut man sich Locations an, organisiert eine Band, schreibt eine Gästeliste. Zeitgleich zu den Vorbereitungen dieser Party überdenkt Regisseurin Ale die Endfassung ihres aktuellen Spielfilms, bei dem ihr Alex mitspielt. Während die Filmemacherin im Schnittstudio mit ihrem Cutter diskutiert, nutzt „Volveréis“-Regisseur Jonás Trueba dies, um eine Film-im-Film-Ebene einzuziehen, die Realität und Fiktion verwischt. Da in der Realität niemand verstehen kann, weshalb sich Ale und Alex überhaupt trennen wollen, glauben die Partygäste an einen Witz. Was „Volveréis“ wiederum Anlass bietet, Themen wie Beziehungen und Trennungen zu verhandeln und mit einer Hommage auf screwball-Kinoklassiker sowie der Film-im Film-Idee zu durchmischen. Klingt kompliziert? Lohnt sich trotzdem.
D: Itsaso Arana, Vito Sanz, Fernando Trueba, Andrés Gertrúdix.


Der Meister und Margarita
Kroatien/Russland ´23: R: Michael Lockshin. Ab 1.5. Wertung: ***** Bild: Capelight Pictures
Moskau in den 1930er-Jahren: Ein berühmter Schriftsteller (Tsyganow) fiebert der Premiere seines neuen Theaterstücks über Pontius Pilatus entgegen. Doch dann schlägt die Zensurbehörde zu, wird die Aufführung verboten, der fassungslose Autor gar aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Unter dem Einfluss seiner neuen Geliebten (Snigir) beginnt der Ausgestoßene mit der Arbeit an einem Roman, in dem die Gegner des kalt gestellten Meisters aus der Realität mit mystischen Mächten des teuflischen Woland (Diehl) konfrontiert werden. Überm Entwickeln des Stoffes passiert es dem Schriftsteller unversehens, dass sich auch er und seine Margarita zusehends als Teile der Fiktion ins Geschehen eingliedern. „Der Meister und Margarita“ ist erstaunlicherweise ´24 sogar noch in russischen Kinos gezeigt worden, obwohl er vom hernach vorausschauend gen Westen flüchtenden Regisseur Michael Lockshin mit reichlich Anspielungen auf die sowjetische Gegenwart gespickt wurde. Zudem kann das subversiv inszenierte Meisterwerk als extrem gelungenes Beispiel der filmischen Adaption des gleichnamigen Romanklassikers von Michail Bulgakow (herrlich diabolisch: August Diehl) gewertet werden; sehenswert!
D: August Diehl, Julia Snigir, Jewgeni Tsyganow, Claes Bang, Juri Kolokolnikow.

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