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Filme im Kino

MoX Kinotipps KW0819.02.2025













Texte: Horst E. Wegener
Sing Sing
USA ´23: R: Greg Kwedar. Ab 27.2. Wertung: ***** Bild: 2023 Divine Film LLC
“Sing Sing” klingt nach einer jener scheinbar typischen Knast-Geschichten, bei der man uns Gefängnisinsassen näherbringt, die ein Theaterstück proben und aufführen – und uns peu à peu sympathisch werden. Allerdings verfolgt Regisseur Greg Kwedar keinen Feelgood-Movie-Ansatz, fühlt er sich eher dem sozialkritischen Kino eines Mike Leigh oder Ken Loach verpflichtet. Mithilfe des sogenannten RTA-Programms, das in US-Gefängnissen für Rehabitation through the Arts (sprich: Wiedereingliederung durch die Künste) steht und durchaus erfolgreich Anwendung findet, können sich verurteilte Straftäter dem beinharten Alltag hinter Gittern in der Realität für ein Weilchen mental entziehen. Einer dem diese Auszeit offenbar guttut, ist in Kwedars Spielfilm John „Divine G“ Whitfield (Domingo), Insasse im berühmt-berüchtigten New Yorker Sing Sing-Knast: Dazu verurteilt rund 24 Jahre in einer Zelle abzusitzen, hat er sich der Gefängnis-Theatergruppe angeschlossen, die in schönster Regelmäßigkeit Klassiker einstudiert. Und vielseitig begabt wie er ist, gilt Whitfield längst als Star und Strippenzieher der Truppe. Einer, dessen Wort Gewicht hat bei der Auswahl der Stücke, der Besetzung der Rollen – und natürlich auch bei einer nicht unwichtigen Frage wie jener, wen man überhaupt neu ins Team holt. Während die anderen Teilnehmer eher skeptisch auf Clarence „Divine Eye“ Maclins Ansinnen reagieren, bei der nächsten Aufführung mitmischen zu wollen, weil sie ihn bislang im Umgang eher als arg aufbrausend wahrnehmen konnten, plädiert Whitfield dennoch dafür, dem Hitzkopf eine Chance zu geben. Setzt sich mit seinem Votum durch – und hat bald darauf mächtig daran zu knabbern, dass ihm der Neue in puncto Stückauswahl einen Strich durch die Rechnung macht, indem Maclin die Truppe überzeugt, statt des beabsichtigten Shakespeare-Dramas eine Zeitreise-Farce aufzuführen, die Elemente der ägyptischen Mythologie mit der Legende von Robin Hood, dem Horrorfilm „Nightmare on Elm Street“ sowie Hamlet zusammenpuzzelt. Zudem wird dem Neuling die Aufgabe zugewiesen, in der Anarcho-Farce auf Prinz von Dänemark zu markieren – was der toll bewerkstelligt. Gleichzeitig ist Whitfield darauf konzentriert, einem intern tagenden Gefängnisausschuss nachvollziehbare Gründe für seine vorzeitige Begnadigung zu liefern. Dass sich die Ausschussmitglieder im Rahmen ihrer Befragung immer weniger sicher sind, ob sie nicht zuguterletzt als „Opfer“ von Whitfields schauspielerischem Manipulations-Geschick dastehen, lässt für den Befragten eine Welt wie ein Kartenhaus in sich zusammenkrachen.
Die Szenen, in denen die harten Jungs proben, sich selbst und ihre Rollen erforschen und versuchen, ihren Part und die Welt insgesamt zu verstehen, geraten der Regie lang, aber nie langweilig. Aus der Zuschauerperspektive können wir viel über Film, Theater und den Wert der schönen Künste lernen, während man „Sing Sing“ schaut. Kurzweilig – mit echten Ex-Knackis und RTA-Teilnehmern furios glaubwürdig besetzt und unterm Strich ganz großes Kino!
D. Colman Domingo, Clarence Maclin, Paul Raci, Sean San José, Jon-Adrian Velazquez, David J. Giraudy, Sean Johnson.


Like a complete Unknown
USA ´24: R: James Mangold. Ab 27.2. Wertung: ***** Bild: 2024 Searchlight Pictures
Mit nichts weiter als seiner Akustikklampfe auf den Rücken geschnallt und dem Vorhaben, dereinst ein weltberühmter Musiker zu sein, trampt Landei Bob Dylan (Chalemet) anno 1961 vom US-Bundesstaat Minnesota nach New York. Dort will der 19-Jährige einerseits der Folksinger-Größe Woody Guthrie nach Möglichkeit einige Eigenkompositionen vorspielen, und sich ansonsten im Musiker-Melting-Pot behaupten, ´nen Schlafplatz auftun, Songs schreiben, sie live performen, einen Plattenvertrag absahnen, berühmt werden. Seinem Idol stattet Dylan dann in einem Krankenhaus in New Jersey einen Besuch ab, wo er bei seiner Stippvisite auch Pete Seeger an Guthries Klinikbett vorfindet – und alle beide Musikergrößen sind vom außergewöhnlichen Talent des Unbekannten begeistert. Mit seinen mystischen Darbietungen füllt Dylan bald Live-Locations im New Yorker Künstlerviertel West Village und seine Songs führen die Charts an. Der Egomane beginnt Liebesbeziehungen mit Sylvie Russo (Fanning) und der bekannten Musikerin Joan Baez (Barbaro). Im Jahr 1965 folgt ein weiterer Höhepunkt in Dylans Karriere, als er auf dem Newport Folk Festival zur E-Gitarre greift und Folk mit Rock verknüpft. Damals nicht unumstritten, heute Teil seines Mythos. Mit „Walk the Line” hat Regisseur James Mangold vor gut zwanzig Jahren Johnny Cash ein cineastisches Denkmal gesetzt. Das gelingt ihm nun abermals perfekt mit dem Portrait der Singer-Songwriter-Ikone Bob Dylan. Wie der zum Poet´ seiner Generation wurde, verdeutlicht uns Mangold, indem er Timothée Chalamets furios gelungene Dylan-Verkörperung beim unentwegt Komponieren, Singen, Aufführen und in die Welt tragen zeigt. Jedes Lied, das einem auf Anhieb einfällt, wird eingespielt, manche in voller Länge – so gesehen erzählt Mangold seine Geschichte mit der Musik. Und es geht einem verblüffenderweise vor der Leinwand immer wieder so, als würde uns Chalamet selbst die bekanntesten Dylan-Klassiker hier zum allerersten Mal vorsingen und spielen. That´s entertainment!
D: Timothée Chalamet, Edward Norton, Elle Fanning, Monica Barbaro, Boyd Holbrook, Scoot McNairy.


Bird
GB/Frankreich/Deutschland/USA ´24: R: Andrea Arnold. Ab 20.2. Wertung: **** Bild: House Bird Limited
Die zwölfjährige Bailey (Adams), ihr etwas älterer Halbbruder Hunter (Buda) und ihr arbeitsloser, viel zu junger Dad Bug (Keoghan) hausen zusammen mit weiteren Aussteigern in einem besetzten Haus am Rande von Kent, nahe der britischen Metropole London. Da Baileys Mom Peyton (Jobson) schon seit längerem mit ihrem derzeitigen Partner, dem Brutalo Skate (Nelson-Joyce) am anderen Ende der Stadt lebt, ist´s für ihre Zwölfjährige leidvoller Dauerzustand, ohne familiären Zusammenhang aufwachsen zu müssen. Doch dann eröffnet Dad seinen Kids, dass er heiraten will. Und Bailey ahnt, dass ihr auch mit dem Einzug von Dads Zukünftiger (Box) ins besetzte Haus keine warmherzige Ersatzfamilie vergönnt sein mag. Notgedrungen sucht das Mädchen anderswo nach Bestätigung und Abenteuern. Auf einem ihrer Streifzüge durch die Umgebung begegnet Bailey Bird, einem verträumten, warmherzigen Fremden, der auf der Suche nach seinem Vater durch die Gegend vagabundiert; die beiden Außenseiter freunden sich an.
Regisseurin Andrea Arnold beweist Feingefühl in ihrer rauhen Milieustudie über die sozial Schwächsten, Außenseiter und Halbwüchsige. Besonders Newcomerin Nykiya Adams überzeugt in der Rolle einer Zwölfjährigen, die sich nicht mal mehr in Bezug auf ihre Geschlechtsidentität sicher ist, weshalb sie auf kurze Haare und androgyne Kleidung steht. Am Ende von „Bird“ unterstreicht die Regie aber berührend und ganz in der Tradition des britischen working-class-Filmers Ken Loach stehend, was die zum Erwachsen-werden gezwungene Halbwüchsige den ganzen Film über gesucht hat: wie wichtig familiärer Zusammenhalt ist und bleibt.
D: Nykiya Adams, Barry Keoghan, Franz Rogowski, Jason Buda, Frankie Box, Jasmine Jobson, Joanne Matthews, James Nelson-Joyce.


Bad Genius
Kanada ´24: R: J.C. Lee. Ab 20.2. Wertung: **** Bild: Constantin Film
Lynn (Liang) ist eine Schülerin, die nur beste Noten schreibt – und dank eines Stipendiums auf eine Elite-Highschool in den USA geht. Zu gerne würde sie irgendwann auf die renommierte Juilliard School in New York überwechseln, um sich dort als Pianistin zu vervollkommnen. Nur dafür fehlt erst recht das Geld, das auch ihr alleinerziehender Vater Meng (Wong) kaum aufzutreiben vermag. Umso verlockender erscheint dem Highschool-Ass die Idee der aus reichem Hause stammenden Mitschülerin Grace (Hickson), der die Hochbegabte durch Prüfungen hilft: Ihr Vorschlag für Lynn, diese könne sich doch ein System überlegen, das auch anderen lernfaulen Klassenkameraden durch Schummelei zum Bestehen der Tests verhelfe – gegen Cash natürlich. Das daraufhin von der Einser-Schülerin entwickelte Betrugssystem funktioniert bestens und beschert Lynn finanzstarke Interessenten angesichts des anstehenden S.A.T., jenes US-typischen Highschool-Tests, der über die Zukunft von Jugendlichen und für welche Uni sie künftig qualifiziert scheinen entscheidend ist. Die Sicherheitsvorkehrungen beim S.A.T. sind enorm, aber Schwachstellen lassen sich in jedem System finden…
„Bad Genius” ist das amerikanische Remake des äußerst erfolgreichen thailändischen Betrugsthrillers von 2017, der wiederum auf wahren Begebenheiten beruht. Das Duplikat behält die Story zum größten Teil bei, modifiziert jedoch Charaktere und Schauplätze – wodurch der Film einen eigenen Rhythmus findet, sich neben dem Original durchaus behaupten kann. Und unterhält.
D: Benedict Wong, Callina Liang, Jabari Banks, Taylor Hickson, Samuel Braun, Sarah-Jane Redmond.


Flight Risk
USA ´24: R: Mel Gibson. Ab 20.2. Wertung: *** Bild: Tobis Film
Ein machbarer Job, sagt sich Polizistin Madolyn Harris (Dockery). Schließlich geht es lediglich darum, den in Alaska aufgespürten Buchhalter eines festgesetzten Gangsterbosses nach Anchorage zu überführen, wo er die Zeit bis zur Aussage vor einem New Yorker Gericht abgeschirmt zubringen soll – ohne dass einer von Mafioso Morettis Killer der Plaudertasche Winston (Grace) eine tödliche Kugel verpassen könnte. Um schnellstmöglich durch die Wildnis nach Anchorage zu kommen, entscheidet sich Harris fürs Fliegen und vertraut sich sowie ihren in Ketten gelegten Kronzeugen einer betagten Propellermaschine an. Erst über den Wolken realisiert die Polizistin, dass ihr permanent kaugummi-kauender Pilot Daryl Booth (Wahlberg) von Moretti gekauft wurde – mit dem Auftrag, Winstons Aussage zu verhindern. Vom Psycho zunächst ausgeknockt, kann sich Harris dann zwar befreien und Booth ihrerseits fesseln, doch damit ist nur eins von vielen weiteren sich auftuenden Problemen beseitigt. Denn weder ist´s der Polizistin klar, inwieweit sie Plappermaul Winston vertrauen kann und ob man Booth anhaltend kampfunfähig hat, noch weiß sie, in welcher Richtung Anchorage liegt, während ihr Spritvorrat allmählich zur Neige geht – und sowohl zum Fliegen als auch zum Landen bräuchte es eigentlich einen ausgebildeten Piloten…
In Mel Gibsons Thrillerkammerspiel ändern sich die Machtverhältnisse an Bord ständig, wird vor den Augen der Kinogänger ein nervenzerfetzendes Katz- und Maus-Spiel in Gang gesetzt, mit teils brachialhumorigen One-Linern gewürzt; Hochspannung bis zuletzt garantiert.
D: Mark Wahlberg, Michelle Dockery, Topher Grace, Monib Abhat.


Bridget Jones – Verrückt nach ihm
GB/USA/ Frankreich ´24: R: Michael Morris. Ab 27.2. Vorankündigung Bild: Universal Pictures
Warum nur stehen so viele ältere Frauen derzeit auf blutjunge Männer mit Mutterkomplex? Ob uns Bridget Jones (Zellweger), Romanheldin von Bestseller-Autorin Helen Fielding, in ihrer vierten Kinokomödie Antworten zu diesem Phänomen liefern mag? Nach dem Tod des geliebten Ehemanns Mark Darcy (Firth) kümmert sich die verwitwete Bridget als alleinerziehende Mutter um ihren Neunjährigen Billy und ihre Vierjährige Mabel. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Freundeskreis, Arbeitskollegin Miranda, ihrer Mutter sowie gelegentlich von ihrem ehemaligen Liebhaber Daniel Cleaver (Grant). In ihrem Umfeld herrscht Einigkeit darüber, dass es für Bridget nach vier Jahren Trauer höchste Zeit wäre, familiäre Verpflichtungen und Arbeitswelt um ein möglichst belebendes Liebesleben zu ergänzen. Nur muss es dann unbedingt dieser gut 30 Jahre jüngere Charmeur Roxter McDuff sein? Während sich das verwitwete Muttertier den Baggerversuchen des Möchtegern-Lovers gegenüber zugeknöpft verhält, sieht sich Bridget zusehends mehr mit Vorurteilen der vermeintlich perfekten Mütter in der Schule ihres Neunjährigen konfrontiert. Dass einem dort ständig der Naturwissenschaftslehrer (Ejiofor) ihres Filius´ übern Weg läuft, gibt Billys Mom erst recht zu denken.  Optionen zuhauf, aus denen frau ihre Auswahl treffen sollte, um wieder ins Liebesleben zurückfinden zu können…
Ein neues Kapitel im Leben der allseits bekannten Beziehungschaotin Bridget Jones, starbesetzt - und auf einer Romanvorlage beruhend. Wetten, dass die Mainstreamromanze auch auf der Kino-Leinwand wieder wie gehabt ihr Publikum finden dürfte?
D: Renée Zellweger, Hugh Grant, Emma Thompson, Leo Woodall, Colin Firth, Chiwetel Ejiofor.

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