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Filme im Kino

Kino KW2810.07.2024













Texte: Horst E. Wegener


Love lies bleeding
USA/GB ´24: R: Rose Glass. Ab 18.7. Wertung: ***** Bild: Anna Kooris
Die USA gegen Ende der 1980er-Jahre: Kraftpaket Jackie (O´Brian) aus Oklahoma beschließt, in einem öden grenznahen Nest irgendwo in New Mexiko einen Zwischenstopp einzulegen. Bevor es sie weiter nach Las Vegas zieht, wo die bisexuelle Powerfrau  liebend gern an einem Bodybuilding-Wettbewerb teilnehmen würde,  will sie im örtlichen Gym ein paar Runden trainieren. Und lernt prompt die zurückgezogen lebende Managerin des Fitnessstudios, Lou (Stewart), kennen. Da Jackie sich dann spontan in eine Prügelei mit einem anderen Bodybuilder hineinziehen lässt, weil sie Partei für die offen lesbische Lou ergreift, kommt ihr deren Angebot, doch noch ein bisschen länger im Kaff zu bleiben, nicht ungelegen. Jackie und Lou werden ein Paar. Obendrein sucht sich Lous neue Freundin einen Gelegenheitsjob – und fängt ausgerechnet als Bedienung im Schießsport-Club von Lous Erzeuger (Harris) an. Was ihr nicht klar ist: Dass der Alte ein schlimmer Finger ist, den das FBI liebend gern einbuchten würde – allein, es fehlen die Beweise. Und obwohl die Tochter des Seniors das Ansinnen der FBIler, ihren Alten ans Messer zu liefern, strikt von sich weist, ist Lou auf den Crime-Lord, der möglicherweise sogar ihre spurlos verschwundene Mutter ermordet hat, wütend genug, um jeglichen Kontakt zu ihm seit Jahren zu verweigern. Damit nicht genug, macht es Lou absolut fassungslos, dass ihr Brutalo-Schwager JJ (Franco) ihre Schwester Beth (Malone) immer mal wieder ungestraft krankenhausreif schlägt.
Filmerin Rose Glass stellt ihr lesbisches Powerfrauen-Pärchen in den Mittelpunkt der sich wild überschlagenden Ereignisse, lässt sie zielstrebig gegen Lous mafiöse Sippe vorgehen, um gegen Ende über die Männerwelt triumphieren zu können. Dabei geht es nicht nur bei den brutalen Szenen richtig zur Sache, auch die Liebesszenen haben es in sich: Ein Verdienst von Hollywoods schauspielerischem Vorzeige-Chamäleon Kristen Stewart und Katy O´Brian, einst Polizistin und Bodybuilding-Profi, die sich in Hollywood eine zweite Karriere als Schauspielerin sichern mochte. Die Regie versteht sich derweil auf atmosphärische CinemaScope-Bilder, puzzelt ihr Genre-Kino aus Zitaten à la „Bound“, „Red Rock West“, „Thelma & Louise“ Noir-mäßig zusammen. Ein blutig-schwarzhumorig-abgründiger Cineasten-Geheimtipp, bis ins Finale hinein beständig absolut unvorhersehbare Story-Volten schlagend. Dringende Empfehlung!
D: Kristen Stewart, Katy O´Brian, Ed Harris, Jena Malone, Dave Franco, Anna Baryshnikov.


Ein kleines Stück vom Kuchen
Iran/Frankreich/Schweden/Deutschland ´24: R: Maryam Moghaddam, Behtash Sanaeehn. Ab 11.7. Wertung: ***** Bild: [font=montserrat, Arial, sans-serif]Hamid Janipour / Alamode Filmverleih[/font]
So sehr die nun schon seit 30 Jahren verwitwete Iranerin Mahin (Farhadpour) jenes immer seltener stattfindende Kaffeekränzchen im Kreise ihrer Freundinnen herbeisehnt, so sehr nervt es die ehemalige Krankenschwester, wie schnell die Gespräche in der Runde ausschließlich Krankheiten, Gebrechen und all die anderen Altersthemen streifen! Unsere lebenslustige Teheranerin fasst den Entschluss, sich ein amouröses Abenteuer gönnen zu wollen. Ein heikles Vorhaben im Iran, wo die Sittenpolizei mit harter Hand auf Einhaltung der vorgegebenen islam-konformen Regeln pocht – weshalb Zweisamkeit, wie sie unserer alleinlebenden Witwe vorschwebt, außerhalb jeglichen Ehealltags völlig undenkbar erscheint. Sei´s drum - beim Besuch eines Restaurants hört die Siebzigjährige dann anderntags, dass im Speiseraum ein ebenfalls alleinlebender Witwer zu Gast ist. Und zu Mahins großem Glück entpuppt sich ihr mögliches Date nicht nur als gutaussehender älterer Gentleman namens Faramarz (Mehrabi), sondern er verfügt obendrein über ein Taxi. Kurzentschlossen passt die lebenslustige Rentnerin den Taxifahrer nach ihrem Restaurantbesuch draußen ab, um sich nach Hause fahren zu lassen. Diese Tour eröffnet Mahin die Chance, um mit Faramarz zielstrebig seine und ihre Lebensumstände anzusprechen - und in eine Einladung in die gemütliche Parterrewohnung des Fahrgasts einzumünden. Dort entfaltet sich bei Kuchen, Wein, Musik und zusehends beschwipsterem Tänzchen in trauter Zweisamkeit eine fürwahr magische Nacht, in der mit Lust gegen so ziemlich jedes Verbot der Sittenpolizei verstoßen wird. Das in tragikomischem Tonfall inszenierte Kammerspieldrama feiert eine amouröse Rebellion älterer Herrschaften. Wenig überraschend fürs Regiegespann Moghaddam/Sanaeehn, dass ihr „Ein kleines Stück vom Kuchen“ vom Teheraner Regime noch vor Fertigstellung negativ bewertet wurde – weshalb man den Filmemachern ihre Reisepässe entzog, um eine Einladung zur diesjährigen Berlinale zu unterbinden. Während Moghaddam/Sanaeehn ein Prozess im Iran droht, konnten die Mullahs zumindest die Uraufführung der so beeindruckend geschauspielerten wie mutigen Teheraner Gegenwartsstudie beim Berliner Prestigefilmfestival nicht verhindern.
D: Lili Farhadpour, Esmaeel Mehrabi, Mohammad Heidari.


To the Moon
USA ´24: R: Greg Berlanti. Ab 11.7. Wertung: **** Bild: CTMG
Wenn wir über die 1960er Jahre nachdenken, dann fällt uns recht schnell dieser wahnwitzige Wettlauf zwischen den USA und der Sowjetunion ein, die als die jeweils erste Nation Menschen auf dem Mond landen lassen wollten. Der Kalte Krieg tobte, Versagen war für God´s own Nation definitiv keine Option – so dass man angesichts der vielen Schwierigkeiten, die der dringend erwünschten Mondlandemission schon vorm Start ins All das Abheben erschwerten, auf alle Eventualitäten vorbereitet sein wollte. Da das pannengeplagte Projekt unentwegt aus dem Ruder lief, bekam Cole Davis (Tatum), der Leiter der Apollo-11-Mission die Marketing-Spezialistin Kelly Jones (Johannson) an die Seite gestellt, die der Öffentlichkeit gegenüber Probleme wortreich untern Teppich kehren sollte. Parallel dazu wurde es Jones´ top-secret-Aufgabe, die Mondlandung obendrein in einem Filmstudio zu inszenieren – eine back-up-Lösung für den Notfall, die NASA-Mann Davis ganz und gar nicht schmeckt.
Greg Berlantis historisch verbürgte Apollo-11-Mission nimmt mit viel screwball-Tempo, Humor,  Nostalgie sowie dem sich hinreißend fetzenden Star-Duo Scarlett Johannson und Channing Tatum die Mondlandungs-Hysterie und die wilden Spekulationen um eine getürkte Landung aufs Korn. „To the Moon“ verweist auf eine Ära, in der die Kalten Krieger sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Hemisphäre alles unternahmen, um die öffentliche Meinung zu manipulieren; erinnert wird an diese Zeit traumkinogerecht im Stil einer Romantic Comedy.
D: Scarlett Johansson, Channing Tatum, Nick Dillenburg, Anna Garcia, Jim Rash, Ray Romano, Woody Harrelson.


Madam Sidonie in Japan
Frankreich/Japan/Schweiz/Deutschland ´23: R: Élise Girard. Ab 11.7. Wertung: *** Bild: Majestic/ Celine Bozon
Eigentlich passt es der Französin Sidonie Perceval (Huppert) gar nicht, dass sie anlässlich einer Neuauflage ihres vor vierzig Jahren erschienenen autobiografisch grundierten Debütromans „Die Silhouette“ in Japan von ihrem dortigen Verleger zu einer mehrtägigen PR-Stippvisite nach Fernost eingeladen wurde. Die Schriftstellerei hat Madame ohnehin längst aufgegeben – und die zurückgezogen lebende Erfolgsliteratin befürchtet, mit dem Reden über ihren Romanerstling an schmerzhafte Erinnerungen zu rühren. Immerhin verarbeitete Sidonie in „Die Silhouette“ ihr Weiterleben nach dem tödlichen Autounfall der Eltern. In Japan angekommen, besteht ihr dortiger Verleger (Ihara) darauf, seinen Gast zu Interviews zu begleiten – und ihr die Gegend rings um Kyoto zu zeigen. Beim Besichtigen der vielen Tempel und Schreine und Sehenswürdigkeiten lässt sich Kenzo Mizoguchis Stargast allmählich auf die uns Europäern fremde Kultur ein, kommen sich die Französin und ihr japanischer Begleiter näher. Derweil erscheint Sidonie hartnäckig ihr verstorbener Mann Antoine (Diehl), dessen tragischer Unfalltod die Überlebende erst recht zum sich zurückziehen veranlasste. Da aber auch Sidonies Gastgeber bislang schon etliche Schicksalsschläge verdauen musste, weiß Kenzo, dass man sich am besten behutsam nähert…
Trotz geballt angetippter Schicksalsschläge schwebt Regisseurin Élise Girard kein bleiernes Drama vor. La Huppert harmoniert par excellence mit ihrem japanischen Gegenüber, während sich die Regie zu kulturellen Unterschieden, Verlustängsten, Trauerarbeit und der Kunst des Weiterlebens Gedanken macht, das Tempo verlangsamend in erlesenen Szenerien schwelgt; eine Elegie, die mitunter arg postkartengeschönt wirkt.
D: Isabelle Huppert, Tsuyoshi Ihara, August Diehl, Yuko Hitomi, Aurore Catala.


Ich – Einfach unverbesserlich 4
USA ´24: R: Chris Renaud. Ab 11.7. Wertung: **** Bild: Universal Pictures
Vom Superschurken zum Vorstadt-Familienvater? Kann passieren, wenn man Felonious Gru heißt, mit Lucy Wilde, sprich: der Dame seines Herzens zum einen verheiratet ist, die beiden mit Baby Gru Junior ein gemeinsames Kind haben – und um einen herum zusätzlich drei Adoptivtöchter plus wuselige Minions das Familienbild komplettieren. Da sich der geläuterte Familienvorstand mittlerweile als Teil der Anti-Bösewicht-Liga betrachtet, gilt Grus Sippe selbst in den Augen von Silas Ramspopo, dem Chef besagter Anti-Verbrecher-Liga fürs Zeugenschutzprogramm und somit fürs Leben in der Vorstadt als qualifiziert. Doch dann bricht Megaschurke Maxime Le Mal aus dem Gefängnis aus. Um an Gru heranzukommen, mit dem der Ausbrecher noch eine alte Rechnung offen hat, kidnappt der Gangster kurzerhand Baby Gru. Keine Frage, dass sich die komplette Familie des entführten Juniors umgehend eine Rettungsaktion überlegt; man steht umso unschlagbarer da, weil ein Superserum fünf der Minions in Mega-Minions mit besonderen Fähigkeiten verwandeln konnte.
Mit Blick aufs Ergebnis erwartet das Kinopublikum computeranimierte Nonstop-Action par excellence – ein perfekter Familienspaß in hollywood´scher Sommerblockbusterqualität.
Animationsfilm.


Deadpool & Wolverine
USA ´24: R: Shawn Levy. Ab 24.7. Vorankündigung Bild: Disney
Da Deadpool alias Wade Wilson (Reynolds), der Mutant mit der großen Klappe, und Wolverine alias Logan (Jackman), der stille Held mit den Stahlklauenpranken, einander kein bisschen grün sind, ist´s unvermeidlich, dass sie einander zunächst an die Gurgel gehen – trotz Logans angeschlagener Konstitution, die von jenen noch nicht komplett ausgeheilten Verletzungen aus seinem Vorgänger-Wolverine-Abenteuer herrühren. Doch dann dämmert´s den beiden Marvel-Kraftpaketen gottlob rechtzeitig, dass es einen gemeinsamen Feind gibt, der mit allen Mitteln bekämpft werden muss.
Erste Clips, die der Verleih der Presse erst nach MoX-Redaktionsschluss vorab zeigen würde, verheißen einen big-Budget-Actioner auf Hollywood-Sommerkinoniveau.  
D: Ryan Reynolds, Hugh Jackman, Emma Corrin, Matthew Macfadyen, Morena Baccarin, Jennifer Garner, Rob Delaney.

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