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Filme im Kino

MoX Kino-Tipps KW4111.10.2023













Text: Horst E. Wegener


Killers of the Flower Moon
USA ´23: R: Martin Scorsese. Ab 19.10. Wertung: ***** Bild: Apple TV+
Die USA in den frühen 1920er Jahren: In der Öffentlichkeit gibt sich Rinderbaron William Hale (De Niro) als Freund der Osage-Indianer, doch insgeheim geht es ihm um Zugriffsmöglichkeit auf die Förderrechte jener riesigen Ölvorkommen, die im Bundesstaat Oklahoma auf dem Land von Osage-Stammesmitgliedern entdeckt wurden. Letztlich hat die Entdeckung den Rothäuten quasi über Nacht zu wahnwitzigem Reichtum verholfen - was bei vielen weißen Siedlern Unmut und Hass auslöst, gar zur Ermordung von immer mehr Indianern führt. Da die örtliche Polizei wenig Interesse am Aufklären dieser Morde an den Tag legt, kommt eine von Edgar J. Hoover neu gegründete Behörde ins Spiel: das FBI. Tom White (Plemons), ehemaliger Texas Ranger, wird nach Oklahoma beordert. Vor Ort offenbart sich ihm ein Sumpf des Verbrechens, dämmert´s dem Ermittlungsbeamten peu à peu, dass selbst höchste Polit-Kreise in diese skandalöse Mordserie verstrickt sind. Derweil setzt Strippenzieher Hale lieber den perfiden Plan um, seinen aus dem Ersten Weltkrieg heimkehrenden Neffen Ernest (DiCaprio) zur Ehe mit der Indigenen Molly (Gladstone) zu drängen. Denn nach dem Tod von Ernests diabeteskranker Angetrauter würden deren Rechte am geerbten Grundbesitz mitsamt Öl umgehend auf ihren Ehemann übergehen – womit der Zugriff für dessen Onkel möglich wäre. Doch ganz so glatt, wie es sich der alte Hale vorstellt, lassen sich seine Überlegungen nicht realisieren. Während Molly kränkelt, verfolgt ihr naiver Gemahl zusehends mehr eigene Pläne. Und die sind mit denen von Ernests Onkel immer weniger deckungsgleich. Obwohl Regie-Altmeister Martin Scorsese seine Adaption einer auf tatsächlichen Vorfällen fußende Mordserie mit DiCaprio und DeNiro starträchtig besetzt, wird den beiden Hollywood-Größen die Schau von der indigenen Newcomerin Lily Gladstone glatt gestohlen. Sie ist eine echte Entdeckung in dieser düsteren amerikanischen Tragödie, die uns der 80-Jährige Filmemacher als Mix aus Krimi, Western, Milieustudie und Abrechnung mit der Vergangenheit in epischer Länge näher bringt.  
D: Leonardo DiCaprio, Robert De Niro, Lily Gladstone, Jesse Plemons, Brendan Fraser, John Lithgow, Tantoo Cardinal.

Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger
Island/GB/Deutschland ´22: R: Hafsteinn Gunnar Sigurdsson. Ab 12.10. Wertung: **** Bild: Netop Films
Was tun, wenn einem der erste geplante Urlaub mit dem neuen Freund bevorsteht, die Tickets  für den Ferienflieger gebucht sind – und man wie Sarah (Leonard) unter extremer Flugangst leidet? Um ihre bislang niemandem gegenüber eingestandenen Panikattacken noch rechtzeitig in den Griff zu bekommen, meldet sich Sarah zu einem Kurs an, der den Teilnehmern die Angst vorm Fliegen nehmen soll. Todesmutig bricht sie im Kreise ihrer Leidensgenossen am Tag vor dem beabsichtigten Urlaub zu einem „Testflug“ auf. Doch dann häufen sich die Schwierigkeiten – beginnend mit massiven Turbulenzen, die nicht nur die Maschine auf dem Flug gen Island extrem beschädigen, sondern erst recht dem erhofften Selbstvertrauen der Kursteilnehmer zusetzen. Im Rahmen eines unfreiwilligen Aufenthalts in einem Wellness-Hotel eskaliert die Lage vollends nachdem sich die Gruppe vor Ort mit recht absonderlichen Ereignissen konfrontiert sieht.  Obwohl Flugangst für viele Menschen ein todernstes Thema abgibt, macht sich „Fearless Flyers“-Regisseur Hafsteinn Gunnar Sigurdsson einen Mordsspaß daraus, die Ängste und Panik über den Wolken gekonnt auf die Schippe zu nehmen. Das sorgt für einige Situationskomik, der oft unerwartet ein Stimmungswechsel folgt, um die grundsätzlich originelle Idee der Komödie auf ein angemessen ernstes Niveau zu heben – wohl mit dem Hintergedanken, dass man den Bezug zur Wirklichkeit nicht gänzlich außer Acht lassen will.
D: Timothy Spall, Lydia Leonard, Ella Rumpf, Sverrir Gudnason, Simon Monyonda, Rob Delaney.



Anselm – Das Rauschen der Zeit
Deutschland ´23: R: Wim Wenders. Ab 12.10.Wertung: **** Bild: Road Movies
Die Idee zum Künstlerportrait des Malergenies nahm vor mehr als dreißig Jahren erste Züge an: Anfang der 1990er weilte Anselm Kiefer in Berlin, um seine bis dahin größte deutsche Einzelausstellung in der Neuen Nationalgalerie zu planen. Nach den Vorbereitungen tagsüber schaute der Künstler des Abends gern in einer Kneipe vorbei, die seinerzeit auch das Stammlokal des Filmemachers Wim Wenders war. Die beiden Kunstschaffenden kamen ins Gespräch, man freundete sich an. Und irgendwann schlug Kiefer Wenders ein filmisches Portrait vor – soweit, so gut. Zwar war der Filmemacher interessiert, arbeitete damals jedoch überwiegend in den USA, während es Kiefer nach getaner Berlin-Ausstellung wieder gen Südfrankreich zog. Erst 2019 ergab es sich, dass der Maler den Filmemacher ins Atelier nach Barjac einlud. Die weitläufigen Räumlichkeiten boten sich als zentraler Drehort für Wenders Künstlerportrait in 3-D an – bei denen der Dokumentarfilmer dem 78-Jährigen nahe kommt, indem er Kiefer bei der Arbeit  an seinen großformatigen Bildern beobachtet. Statt auf Interviews oder Kommentare aus dem Off zu setzen, punktet Wenders lieber, indem er die Kunst für sich selbst sprechen lässt. Ergänzend werden etwa Szenen mit Anselm als Zehnjährigem oder mit Mitte Vierzig nachgestellt, die einem Kiefers Weg aus dem Odenwald gen Weltruhm einleuchtend vermitteln. Und man muss unumwunden attestieren, dass die Annäherung des Filmers an seinen Ausnahmekünstler kongenial gelungen ist.
Doku.



Der Schatten von Caravaggio
Italien/ Frankreich ´22: R: Michele Placido. Ab 12.10. Wertung: **** Bild: Goldenart Production

Um 1610 in Italien: So grandios Michelangelo Merisi, besser bekannt unter seinem Alias Caravaggio, als Maler arbeitet, so sehr entsetzt die in vielen seiner Bilder zu entdeckende tiefere Wahrhaftigkeit den Papst und seine Kardinäle. Es wird gemunkelt, dass das Malergenie sich auf der Suche nach geeigneten Modellen bisweilen unter Prostituierten, Betrügern und Trunkenbolden umschaut, um diese dann auf der Leinwand in allseits verehrte Größen der Kirche zu verwandeln. Hinzu kommt ein von Sauf- und Sex-Eskapaden geprägter Alltag – nachdem Caravaggio einen langjährigen Rivalen im Duell tötet, droht ihm wegen Mordes ein Prozess. Der Maler setzt sich aus Rom gen Genua ab, wo ihm in Constanza Sforza Colonna und Kardinal Del Monte mächtige Fürsprecher den Rücken stärken. Ein Begnadigungsgesuch bei Papst Paul V. wird auf den Weg gebracht, während der Heilige Vater seinerseits jemand beauftragt, Lebenswandel und Werk Caravaggios genauestens zu überprüfen. Dieser Schatten zieht seine Untersuchung mit inquisitorischer Entschlossenheit durch…
Regisseur Michele Placido gelingt eine herausragend besetzte und thrillend inszenierte Künstlerbiografie.
D: Riccardo Scamarcio, Isabelle Huppert, Louis Garrel, Michele Placido, Micaela Ramazzotti, Lolita Chammah.



DogMan
Frankreich ´23: R: Luc Besson. Ab 12.10. Wertung: **** Bild: Shanna Besson
Da ist den Polizisten im Rahmen einer Verkehrskontrolle ein fürwahr bizarrer Fisch ins Netz gegangen: Ein Typ mit Schusswunden im Rücken, der im pinken Abendkleid in einem Lastwagen voller Hunde unterwegs war. Douglas Munrow (Jones) wird zum Verhör aufs Revier verbracht, wo er vor Psychiaterin Evelyn seine verstörende Lebensgeschichte ausbreitet. Mit einem sadistischen Vater von klein auf großwerdend, wird Dough vom tyrannischen Alten umgehend zu dessen Kampfhunden in den Zwinger gesteckt, nachdem er es wagte, seinen Erzeuger darauf hinzuweisen, dass die Vierbeiner zu selten zu fressen kriegen. Zwar überlebt der Youngster die vorhersehbaren Attacken der Zwingergefährten, doch dann fesselt ihn im Teenageralter ein Gewehrschuss des Vaters für immer an den Rollstuhl. Im Waisenhaus, in dem man den völlig verwahrlosten Dough dann unterbringt, vereinsamt der sich nach wie vor als Hundenarr fühlende Teenie – bis eine junge Lehrerin ihm Shakespeare, die Kunst des Rollenspiels und der Verkleidung näher bringt. Im Erwachsenenalter übersiedelt der Einzelgänger dann in ein verlassenes Schulgebäude, das er zum Tierheim für streunende Kläffer ausbaut. Den kostspieligen Unterhalt seiner vielen Lieblinge finanziert Dough durch Einbrüche, die die gelehrigen Vierbeiner eigenständig verrichten. Da es immer seltener unblutig bei diesen Raubzügen zugeht, hat man bald sowohl einen Ermittler der Versicherung als auch eine Ganoven-Gang auf den Fersen.
„DogMan“ ist Psychodrama, Passionsgeschichte, Thriller sowie Comedy mit Drag-Performances und raffiniert choreografierten Hunde-Stunts in einem. Im Gedächtnis bleibt dem Kinogänger vor allem Caleb Landry Jones schauspielerische Tour de Force, inszeniert vom französischen Mainstreamfilmer Luc Besson, der einmal mehr tief in die menschlichen Abgründe blickt.
D: Caleb Landry Jones, Jojo T. Gibbs, Christopher Denham, Clemens Schick, Marisa Berenson.



Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste
Schweiz/Österreich/Deutschland/Luxemburg ´23: R: Margarethe von Trotta. Ab 19.10. Bild: [font=Arial, sans-serif]Wolfgang Ennenbach/Alamonde Film[/font]

Zwar liegen Welten zwischen der freiheitsliebenden Ingeborg Bachmann (Krieps) und ihrem Schriftsteller-Kollegen Max Frisch (Zehrfeld), doch nachdem sich die beiden in Paris kennen lernen, katapultiert es die Turteltäubchen im Nu auf Wolke Sieben. Die Bachmann ist Österreicherin, Frisch Schweizer – also kommt man überein, dass sie zu ihm nach Zürich zieht. Doch in der spießig- engstirnigen Schweiz eckt Ingeborg umgehend an. Weder gelingt es ihr, zu schreiben, noch funktioniert ihre Partnerschaft mit Max wie erwünscht, lässt die Liebe der beiden peu à peu erkalten.  Ingeborg nimmt Reißaus gen Rom, jene weltoffene Stadt, in der die beziehungsgestresste Schriftstellerin zwar wieder aufblüht, doch bald wird sie dort von ihrem eifersüchtigen Max heimgesucht und bedrängt. Dass diese toxische Liebesbeziehung zweier berühmter Literaten zum Scheitern verurteilt ist, kann man auch in den Feuilletons und den Boulevardmagazinen jener pré-feministisch aufgestellten Wirtschaftswunderzeit nachlesen. Filmemacherin Margarethe von Trotta kleidet ihre Chronik der Bachmann/Frisch-Affäre in eine Rückblende ein, die Ingeborg Bachmann während eines exotisch-farbenfrohen Trips durch Ägypten ihre Beziehung zum Ex Max Frisch überdenken lässt. Zwar wird emotionaler Dialog-Kitsch weitestgehend ausgespart, doch die Besetzung der Hauptrollen mit dem glaubwürdig schauspielernden Duo Krieps/Zehrfeld kann die Nüchternheit der von Trotta praktizierten Regieleistung nur selten überdecken.  
D: Vicky Krieps, Ronald Zehrfeld, Tobias Resch, Basil Eidenbenz, Luna Wedler, Marc Limpach.

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