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Filme im Kino

DDR-Drama: Und der Zukunft zugewandt04.09.2019



Wie war das nun mit dem Überleben im ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat auf deutschem Boden? Im Rückblick pochen unsere älteren Mitmenschen im Westen wie im Osten mitunter gern darauf, die einzig wahre Wahrheit durchlebt zu haben.  
Um so aufschlussreicher könnte auf den Westler die auf Tatsachen basierende Verfilmung des um Zwischentöne stets bemühten Ostlers Bernd Böhlich wirken. Der für einfühlsame Milieustudien à la „Du bist nicht allein“ zurecht gerühmte Regisseur bringt uns hier das Schicksal der überzeugten Kommunistin Antonia Berger nahe: Die hofft nach endlosen Jahren in Sibirien in einem Gulag, dass in den 1950ern für die DDR rosigere Zeiten heraufziehen mögen. Vor allem im Interesse ihrer elfjährigen Tochter Lydia liebäugelt Antonia stoisch mit der Perspektive eines gerechten Sozialismus. Andererseits wird die Gulag-Überlebende gezwungen, ihre Vergangenheit zu verschweigen – schon allein, weil am Vorbildcharakter der Sowjetunion nicht gerüttelt werden darf. Während Antonia darauf setzt, nurmehr mit anfänglichen Schwierigkeiten des Neustarts konfrontiert zu sein, aus denen sich irgendwann ein menschenfreundlicher Staat entwickelt, hält der Apparat weiterhin am Leitsatz „Wahrheit ist das, was uns nützt“ fest. Am Tag als die DDR dann erneut Geschichte ist, blickt die verbitterte, all ihrer Illusionen beraubte Antonia auf ein vergeudetes Leben zurück.
Dank seiner Hauptdarstellerin gelingt der Regie großes Schauspielerkino, präsentiert uns Alexandra Maria Lara einen schonungslosen Blick auf den DDR-Alltag. Auf den Gesprächen des Regisseurs mit Zeitzeugen basierend, meistert ihre Gulag-Überlebende glaubwürdig die erforderlichen Zwischentöne. So empfehlens- wie sehenswert.

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