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CRYPTID I Joyn +11.11.2020



Es ist heute gar nicht so leicht, ein wirklich eigenständiges Werk zu erschaffen, wenn man ständig in einem Wettbewerb mit Genreklassikern steht. So leidet auch „Cryptid“ darunter, dass man natürlich immer wieder Vergleiche zu Klassikern des Teen-Horrorfilmes zieht. Zu Klassikern aus den 80ern wie etwa „Nightmare on Elm Street“, aber auch „Scream“, der an sich ja eigentlich selbst eine Hommage war, mit Versatzstücken der 80er-Filme spielte – dabei aber etwas erschaffen hat, das seinerzeit schon wieder ein Original geworden ist. Und so finden sich in „Cryptid“ viele bekannte Versatzstücke. Da gibt es eine Gruppe von Jugendlichen aus gut situierten Mittelstandsfamilien, die alle eine hübsch gelegene Vorstadtschule in einer nicht unbedingt dicht urbanisierten Gegend besuchen (hier ist es in Schweden). Es gibt ein bisschen familiäre Hintergrundgeschichten (hier ist es der vermeintliche Selbstmord der Mutter von Niklas, der im Mittelpunkt der Handlung steht). Da sind die netten Schüler, es gibt den Bully. Das alles ist hinlänglich bekannt, weshalb die Macher der Serie sich ganz schön ins Zeug legen müssen, um etwas mehr zu bieten als bekannte Massenware. Was ihnen in der Figurenzeichnung tatsächlich gelingt, da sie die Laufzeit der Serie (10 x 22 Minuten) nutzen, um vor allem Niklas, seiner älteren Schwester Lisa und seiner Ex-Freundin Maya etwas Tiefe zu verleihen. Niklas etwa kommt nur mit illegalen Pillen über die Runden (weil er sich weigert, sich mit dem Tod der Mutter auseinanderzusetzen), Lisa sucht diese Auseinandersetzung in irritierender Kunst, Maya gibt indes die Punk-Revoluzzerin, offenbart aber mehr und mehr ein verletzliches Wesen auf der Suche nach einem Platz in der Gesellschaft, in der sie sich aus verschiedenen Gründen fremd fühlt. Leider verrät schon der Titel, um was es geht. Cryptid ist ein Begriff aus der Kryptozoologie, also jenem Forschungsbereich, der Nessi und dem Yeti auf der Spur ist. Dass es um so etwas geht, ahnt Niklas noch nicht, als vor seinen Augen ein Klassenkamerad explodiert. Sie reden, haben noch einen kurzen Streit, dann zerfetzt es den Jungen in 1000 Einzelteile. Und niemand hat eine Erklärung. Zwischen Teen-Horrorfilm und Vorstadtdrama bewegt sich die schwedische Produktion, die zum Ende hin einige Ideen einbringt, die man so am Anfang nicht vermutet. Das ist recht clever, womit es der Serie auch gelingt, sich von seinen bekannten Vorbildern zu lösen, zwischendurch aber fällt es der Story schwer, die Spielzeit zu füllen. Mit zwei oder drei Episoden weniger wäre sie besser gefahren.

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