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Zuverlässige Produktionsschmiede26.11.2020



TEXT: CHRISTIAN LUKAS


Die Filme des Atze Brauner  Als Atze Brauner im letzten Jahr im Alter von 100 Jahren verstarb, verneigte sich die Filmwelt. Zu recht. Brauners CCC-Film gehört zu den großen Reanimatoren des deutschen Kinos nach 1945, er hat einen Oscar-Gewinner („Der Garten des Finzi Contini“, Bester ausländischer Film 1972) co-produziert, er sammelte Goldene Lein-wände, er trug das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Allerdings war er bei der Wahl seiner Filmstoffe nicht wirklich wählerisch. „Josefine, das liebestolle Kätzchen“ (1969)? „Jungfrauen-Report“ oder der „Hochzeitsnacht-Report“ (beide 1972)? Brauner war kein Trendsetzer. Jedoch erkannte er Trends frühzeitig und dann sprang er auf den Erfolgszug auf. Das Bahnhofskinos um 1970 brauchten kleine Ferkeleien? Die lieferte seine Pro-duktionsschmiede ebenso zuverlässig wie Edgar Wallace-Filme. Das Problem: Als die um 1960 eine Welle in Gang setzten, besaß die Rechte an den Wallace-Roma-nen sein Konkurrent (und ehemaliger Lehrling) Horst Wendtland. Doch Brau-ner, stets kreativ, wenn es darum ging Lösungen zu finden, fand diese in Person von Bryan Edgar Wallace, dem Sohn des berühmten Edgar Senior. Bryan war kein sonderlich erfolgreicher Autor, 1960 war noch keiner seiner Romane in Deutsch-land erschienen. Aber es ging Brauner auch gar nicht um die Romane. Es ging ihm um den Namen. Er erhielt von Bry-an Edgar Wallace das Recht, nicht nur dessen Romane sehr frei fürs Kino inter-pretieren zu dürfen, nein, er bekam das Recht am Namen: Brauner war es gestat-tet auch auf Filme, die auf Originaldreh-büchern ohne Wallace Juniors Beteili-gung entstanden, dessen Namen zu druk-ken. Als Gegenleistung erhielt der dafür einen fetten Scheck und beide Seiten waren glücklich. Alle Filme sind in den letzten 20 Jahren bereits auf DVD in verschiedenen Edi-tionen erschienen, der kleine Verleiher Pidax hat aktuell noch einmal einige der Titel neu aufgelegt. Darunter den ersten Film der Reihe, „Das Geheimnis der schwarzen Koffer.“ Ein Messermörder mordet sich in diesem Film durch die dunklen Gassen Londons, bevor er jedoch zuschlägt – packt er seinen Opfern einen Koffer. Was will der Mörder damit sagen? 1961 entstanden, sieht der Film nicht nur wie ein echter Edgar-Wallace-Film der Entstehungszeit aus, er wirkt in vielen Momenten jünger, frischer, unbekümmerter und wird von einem grandiosem Soundtrack von Gert Wilden unterlegt. Insgesamt sind die Filme in ihrer Qualität sehr unterschiedlich zu bewerten. Wo der erste Film tatsächlich auf Augenhöhe mit den Originalen spielt, inklusive des Fantasie-Londons der deutschen Walla-ce-Filme, womit er Fans solcher Filme auch fast 60 Jahre nach der Entstehung noch viel Freude bereitet, hat „Das Phan-tom von Soho“ (1964) schon deutlich Federn gelassen. Auch hier ist ein Serien-mörder unterwegs und mordet sich – offenbar gleichfalls nicht ganz zufällig – durch die dunklen Tarvernen der Gemeinde. Obwohl das Drehbuch von Ladislas Fodor richtig gut ist und manche Haken schlägt, ist die Inszenierung selbst nur Regalware. Regisseur Franz Josef Gottlieb war ein Vielfilmer ohne Hand-schrift. Ob Bahnhofskinobums oder Schmonzetten fürs junge Privatfernsehen: Was vor die Kamera kam, wurde weg-gefilmt. Dafür brachte die Serie einen Meister des italienischen Thrillers, des Giallo, hervor: Dario Argento verfilmte mit Stil 1970 „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ und lieferte damit sein Regie-Debüt ab. Die Jagd auf einen ver-hinderten Messermörder, der an seinem Tun nur durch die zufällige Anwesenheit eines Amerikaners gehindert wird, ist ein Werk, das weniger die Story als die Insze-nierung feiert. Mit Kamerafahrten, mani-pulierenden Detaileinstellungen, einer überlegten Farbdramaturgie. Für den ita-lienischen Psychothriller der 70er gilt dieser Film als Blaupause: dass er in der Reihe Bryan Edgar Wallace lief, war eher ein Marketingcoup einer Reihe, die mit dem nächsten Film, „Der Todesrächer von Soho“, einem billigen, in Portugal runtergekurbelten Remake von „Das Geheimnis des schwarzen Koffers“ an die Wand gefahren wurde. Noch wäh-rend der Film in den Kino derbe floppte, gab Brauner die Reihe, die aus insgesamt elf Filmen besteht, auf; ein letzter Titel, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits in der Produktion befand, „Das Geheimnis des gelbenGrabes“, erhielt in Deutsch-land nur noch einen kleinen Kinostart und lockte kaum Zuschauer in die Kinos. Alle Filme ca. 10 Euro als DVD / Stück

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