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MoX Soundcheck KW4325.10.2023











Texte: Horst E. Wegener
Tolyqyn: SILVER SEED (VÖ: 20.10.)
In jenen quirligen vor-Corona-Zeiten dürfte Berlins Musiklandschaft extrem anziehend auf experimentierwillige Künstler gewirkt haben. Und mit etwas Glück brachte die sich darauf einstellende Impro-Szene dann Weltklasse-Cracks in der deutschen Kapitale zum gemeinsamen Jammen zusammen - wie beispielsweise das israelische Gitarren-Wunderkind Tal Arditi mit dem Kanadier Roland Satterwhite, der seine Bratsche gern im Stil der Delta-Blues-Größen der 1930er Jahre zupft, um sich komplettiert durch handverlesene Mitstreiter hinterm Schlagzeug als Power-Combo namens Tolyqyn dem weiten Spektrum unterschiedlicher Genres widmen zu können. Nachdem das Debütalbum glänzende Kritiken einfuhr, bringt die Wahlberliner Truppe jetzt mit „Silver Seed“ einen würdigen Nachfolger heraus, bei dem man uns erneut einen Mix aus Pop, Indie, Rock und Jazz mit afro-kubanischen Rhythmen und technoartigen Grooves unterlegt. Virtuos gelungen!


Beharie: ARE YOU THERE, BOY? (VÖ: 20.10.)
Was für eine Stimme! Der in einer westnorwegischen Landkommune aufwachsende Christian Roger Baharie sang von klein auf im Chor, bevor er sich im Teeniealter dem Schreiben eigener Songs widmen mochte. In Oslo winkte dann eine Hauptrolle in einem Musical, bis dem talentierten Stimmwunder die Zeit endgültig reif erschien, alles auf eine Karte zu setzen und im Singer-Songwriter-Business durchzustarten. Diese Entscheidung brachte Beharie prompt eine von Norwegens Grammy-Alternativen, den Spellerman Award ein und verhalf ihm obendrein zu einer Nominierung  als International Newcomer of the Year bei den schwedischen Gaffa-Awards. Einladungen etwa zum Montreux Jazz Festival oder zum Eurosonic-Spektakel folgten. Wer sich jetzt das Debütalbum des Ausnahme-Crooners anhört, kann dem Kritiker des britischen Guardian nur beipflichten, der Beharie kürzlich als „Artist to watch“ einstufte. Dessen „Are you there, Boy?“ ist Soulpop vom Allerfeinsten.


The Grogans: FIND ME A CLOUD (VÖ: 20.10.)
Den Grundstein zur musikalischen Karriere legte dieses australische Trio, das durch gemeinsame Freunde miteinander bekannt gemacht wurde, während ausgiebiger Jam-Sessions schon zur Highschool-Zeit. Dem folgten erste Auftritte auf Feten und Familienfeiern sowie in der lokalen Clubszene von Melbournes Vorstadtbezirken, ergänzt durch eine Debüt-EP von anno 2016. Mit ihrem erfrischend rotzigen Mix aus Surf-Rock und Blues, unterlegt mit Reggae-Rhythmen und präsentiert mit Punk-Attitude, schien der Durchmarsch hin zu weiteren EPs, CDs, Tourneen durch down under für The Grogans so folgerichtig, wie die Erweiterung der Fan-Base durch Abstecher ins Ausland. „Find me a Cloud“ ist gleichermaßen draufgängerisch wie unpathetisch und gehört gehört.

Versacer: NOTHING WAS GONNA HAPPEN IF I DIDN´T SAY ANYTHING (VÖ: 27.10.)
Gottlob scheinen jene Zeiten vorbei zu sein, in denen Puristen hierzulande das Einhalten von Genregrenzen auch in der Musik einfordern konnten. Im Fall der Wahlberliner Musiktausendsassas mit Namen Versacer switcht die sich der Generation der Millennials zugehörig fühlende Vierertruppe beileibe nicht nur in manchen ihrer Songtexte so gekonnt wie augenzwinkernd zwischen Englisch und Deutsch hin und her, sondern kobolzt nicht minder lustvoll durch die unterschiedlichsten Stile. Weder kommen die Texte gekünstelt oder gar verkopft rüber, noch klingt der eigenwillig zusammengerührte Cocktail aus nostalgietrunkenen Hippie-Balladen, schamlosem Hit-Pop und eingängigem Indie-Rock gewollt sperrig – worauf einen der überlange Albumtitel des Versacer-Debüts mitnichten vorbereitet. Gut zu wissen – oder?


Black Pumas: CHRONICLES OF A DIAMOND (VÖ: 27.10.)
Schlaumeier mögen ja einwenden, dass es schwarze Pumas nirgendwo auf dieser Welt gibt; aber was soll´s! Zumindest Soundtüftler Adrian Quesada und Straßenmusiker Eric Burton erschien der Name passend, um ihr Duo in der Öffentlichkeit weit übers US-Musikermekka Austin hinaus vermarkten zu können. Und kaum war die Debütscheibe der Black Pumas im Handel erhältlich, sahnten die beiden musikalischen Senkrechtstarter sechs Grammy-Nominierungen ab, wurde ihnen die Ehre zuteil, bei der Amtseinführung von Präsident Joe Biden mit einem ihrer Tracks präsent sein zu dürfen – zu Recht jubeln seither sowohl Kritiker als auch das Publikum. Das US-Magazin Rolling Stone empfahl die Black Pumas der Leserschaft als eine der besten neuen Live-Bands, der britische Guardian nennt ihr Debütalbum „schlichtweg perfekt“ – und das Szeneblatt Mojo schlußfolgert: „Die Welt braucht mehr Bands dieses Formats“. Wer wollte da wiedersprechen!

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