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MoX Soundcheck KW4720.11.2024
Texte: Horst E. Wegener
The Sarandons: DRAWING DEAD (VÖ: 15.11.)
Sich den Herausforderungen des Erwachsen- und Älter-werdens auch musikalisch zu stellen, ist unter Musikern ein beliebtes Thema, das allerdings von der 2019 in Toronto gegründeten Folkrock-Combo The Sarandons auf ihrem zweiten Studioalbum gekonnt eigenwillig gelöst wird. Denn so tiefschürfend manche ihrer hintersinnig poetischen Texte bei genauerem Hinhören geraten sind, eingebettet werden auch diese bittersüßen Lyrics stets in federleicht ausbalancierte Melodien und einen dicht gewebten Klangteppich - weshalb die Tracks völlig schwerelos rüber kommen. Obwohl sich die fünf Frankokanadier auf „Drawing Dead“ fortwährend als Spezialisten für Lebensweisheiten mit Dornen outen, lässt sie ihr unerschütterlicher Optimismus stoisch Ausschau halten nach dem Licht am Ende des Tunnels. Herzerwärmend.
T. Bone Burnett & Elvis Costello: THE COWARD BROTHERS (VÖ: 15.11.)
T. Bone Burnett wird längst als lebende Legende im Musikbusiness verehrt. Weniger wegen der paar Alben, die er unter seinem Namen als Solo-Tausendsassa oder Frontmann ganz unterschiedlicher Bands mal in diesem, mal in jenem Genre unters Volk bringen mochte, sondern eher aufgrund der unzähligen Projekte, an denen der Kreativ-Allrounder seit den 1970er Jahren als Instrumental-Zampano, Songschreiber oder Produzent in Zusammenarbeit mit Größen wie Bob Dylan, B.B. King oder dem Independent-Kino-Gespann der Coen-Brüder beteiligt war. Bereits anno 1985 hoben er und Crossover-Multitalent Elvis Costello, der sich seinerseits mal mit Burt Bacharach und mal mit Diane Krall zusammenschließen mochte, das Americana-orientierte fiktive Coward Brothers-Duo aus der Taufe. Letzterem Gespann gönnen Burnett und Costello jetzt ´nen Abenteuer-Nachschlag: Für ihren Musical-Comedy-Hörbuch-Soundtrack lässt man Henry und Howard Coward in die tiefsten Tiefen ihrer musikalischen Bibliothek abtauchen, bekommen wir vergessene Hits und Demos leidenschaftlich und klangprächtig kredenzt. Hallelujah!
UnREDog: THOUGHTS THAT SHOULD NOT HAVE BEEN (VÖ: 22.11.)
Hinter dem abgehoben anmutenden Bandnamen verbirgt sich ein Solo-Projekt der israelischen Singer-Songwriterin Adi Bitran, die einem auch über Tel Aviv hinaus auf dem Alten Kontinent als Frontfrau der Prog-Metal-Combo Orpheus Blade ein Begriff sein könnte. Mit ihrer einzigartigen, mehrere Oktaven umfassenden Gesangsstimme schaltet die Bitran mühelos von sanften, warmen Vocals zu harschen Screams um, hätte sie von Klassik über Rock hin zu Metal buchstäblich alles drauf. So gesehen muss man selbst im Fall jener „Thoughts…“-Lyrics, die im BDSM-Milieu verankert sind, mitnichten Fan dieser Szenerie sein, um dem mit Herzschmerz-Wahnsinn aufgetischten Lebenstheater der Darkroom-Lady nichts abgewinnen zu können. Luzide, beschwingt, pompös!
13Suns: 13SUNS (VÖ: 22.11.)
Das fünf-Track-Debüt-Minialbum des Dresdner Quintetts ist beseelt vom Dark-Rock der 1990er Jahre und mischt gekonnt 80er Gruftie-Melancholie sowie 70er Gothic-Elemente mit unter, um den daraus zusammengerührten Klangkreationen ein energetisches Update zu verpassen. Im Ergebnis fühlt sich das selbstverständlich und organisch an, solange einem die Sound-Alchemisten neue Interpretations- und Denkräume eröffnen. Dann lassen die vertrackt konstruierten Klangknäuel auf noch viel mehr hoffen, ähneln die Tracks der Wirkung, die einem das Abstoppen vor einer weißen Wand vermittelt, um jenen wunderbar zentrierenden Moment genießen zu können.
Black Pumas: LIVE FROM BROOKLYN PARAMOUNT (VÖ: 22.11.)
Mit ihrem temperamentvollen Musik-Mix aus Blues, Rock, Soul und Retro-Folk überzeugten die 2017 in Austin, Texas gegründeten Black Pumas vom Start weg zunächst das regionale und bald auch das internationale Publikum, begeisterten sie obendrein die Kritikerszene – und bekamen etwa vom britischen Guardian fürs ´21er Debütalbum den Stempel aufgedrückt: „schlichtweg perfekt!“ Da man nach Ansicht des US-Magazins Rolling Stone unbedingt „zu den besten neuen Live-Bands“ gerechnet werden sollte, hat die Motown-orientierte Power-Combo um den einstigen Prince-Mitstreiter Adrian Quesada und den Crossover-interessierten Ex-Straßenmusiker Eric Burton ihre letzte US-Tournee erfreulicherweise aufzeichnen lassen. Das Ergebnis: Latin-lastige Rhythmen, enzyklopädisch- anspruchsvolle Texte, vielschichtige Melodien. Und gerade deswegen genau der richtige Longplayer für frostig-trübe Winterabende.