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„Wem erzähl ich das“ von Ali Smith20.11.2024



Interview & Foto: Thea Drexhage

MoX: Wovon handelt das Buch?
Sonka Hinders: Ich finde es ein bisschen schwierig, das Buch stilistisch und genre-mäßig zu kategorisieren, weil es essayistisch ist, aber auch eine fiktionale Handlung hat. Es basiert auf vier Reden, die die Autorin an der Oxford University gehalten hat mit den Überschriften: Zeit, Form, Ränder und Angebot & Wider-spiegelung. Diese Begriffe reflektiert sie anhand verschiedener kultureller Sachen, überwiegend Literatur aber auch Film und bildende Kunst. Das Besondere dabei ist, dass diese vier Reden nicht einfach abgedruckt sind, sondern eingebettet wurden in eine fiktionale Handlung. Sie werden einer Figur zugeteilt, die gestorben ist. Ihre hinterbliebene Ehefrau findet dann ihre Texte und liest sie. Deshalb geht es auch viel um Trauer und Erinnerung. Ich finde es sehr schön, weil dadurch Kultur, Kulturwissenschaft und Kultur-essays mit etwas persönlichem emotional verknüpft werden.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Sonka Hinders: Generell mag ich die Autorin sehr gern. Ich habe viele ihrer Romane gelesen, weil diese auch sehr experimentell geschrieben sind, und viele Wortspiele und Referenzen beinhalten, was hier auch der Fall ist. Was ich auch sehr sympathisch finde, ist, dass sie sich in ihren Anlehnungen nicht nur auf Hochkultur beschränkt, mit der nur Kenner etwas anfangen können, sondern auch Popkultur berücksichtigt oder auch mal so total nischige Sachen bespricht. In diesem Buch geht es an einer Stelle um so eine griechische Schauspielerin, die in den 50er oder 60er Jahren berühmt wurde – so Sachen, auf die man allein nie kommen würde. Man lernt also auch, sich für neue Themen zu interessieren.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Sonka Hinders: Entdeckt habe ich es über die Uni. Als ich noch im Bachelor war (Sonka Hinders studierte Anglistik/Amerikanistik Anm. d. Red.). In einem Seminar haben wir zuerst ein anderes Buch der Autorin gelesen und die Dozentin mochte Ali Smith wohl auch gerne und konnte so ihre Begeisterung richtig gut rüberbringen, weshalb ich noch mehr Bücher von ihr gelesen habe. Ich habe es auf englisch und in gedruckter Form gelesen. Ich mag es gern, Sachen im Original zu lesen, das ist natürlich kein muss, aber wenn es sich anbietet, bevorzuge ich das, weil ja schon etwas in der Übersetzung verloren gehen kann - wobei ihre Werke eigentlich sehr gut übersetzt wurden.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Sonka Hinders: Ich würde es Leuten empfehlen, die gern Sachen lesen, die vielleicht ein bisschen essayistischer sind, gerade weil ich weiß, dass manche lieber einen Roman lesen wollen, wo sie sich direkt reinfühlen können in die Story, für die ist das nicht 100% was. Auch generell Leute, die gern, wenn sie ein Buch gelesen haben, Musik gehört haben oder einen Film gelesen haben, dieses gern noch in sich nachwirken lassen und darüber nachdenken möchten und sich dafür interessieren, was es für Verknüpfungen innerhalb von Kulturen gibt.
MoX: Was wissen Sie über die Autorin?
Sonka Hinders: Sie kommt aus Schottland, lebt aber inzwischen zusammen mit ihrer Frau in England. Sie hat auch in die Richtung Literaturwissenschaft studiert und auch einen Doktor angefangen, diesen aber abgebrochen, weil sie dann als Autorin erfolgreich war. Für ihre Arbeit hat sie unzählige Preise gewonnen, darunter den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur.

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