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Buch-Tipps

Buch-Tipps KW 1830.04.2024









Texte: Joachim Mittelstaedt


Bodo Kirchhoff:
„Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“, dtv,
24,00 €
Schongauer ist alt geworden. Seine Frau ist verstorben und er hat sich in ein kleines Haus oberhalb vom Gardasee, inmitten von Olivenbäumen gelegen, zurückgezogen. Er will das Leben mit seiner Hündin teilen, für ihn eine einfache Beziehung. Dann aber erwartet er eine Autorin, die ein Porträt über ihn und sein früheres Wirken in der Filmbranche verfassen will. Gleichzeitig strandet eine junge Reisebloggerin mit ihrem defekten Wohnmobil in seiner Straße. Die Zweisamkeit ‚Mann mit Hund‘ wird jäh unterbrochen. Schongauer muss sich zwischen den Gefühlen von Störung und Anziehung entscheiden. Beide Frauen, mit ihren altersbedingt sehr unterschiedlichen Erfahrungen, haben ein gutes Gespür für seine Lebenswunden. Natürlich gibt es auch bei ihm und in seinem Alter diese Sehnsucht. Die Sehnsucht nach anderen Menschen, Sehnsucht nach Leben und Austausch und, auch das, nach Liebe. Und kaum ein Autor kann solche Prozesse besser in schöne, manchmal verschachtelte Sätze gießen wie der Frankfurter Bodo Kirchhoff.


Hans Gerlach:
„Probier doch mal“, Brandstätter, 30,00 €
Der Autor schreibt regelmäßig eine Kolumne über das Essen und Genießen für das Magazin der Süddeutschen Zeitung. Dabei erzählt er nicht nur nette Geschichten vom Herd sondern entwickelt immer wieder mit seinen Rezepten und Rezepturen wahre Geschmacksfeuerwerke für die Zunge. Es geht Gerlach aber nicht nur um tolle Rezeptideen und neue Entdeckungen. Immer schwingt auch das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ mit. Denn vieles, was man scheinbar nicht gebrauchen kann und als ‚Abfall‘ wegwirft, lässt sich lecker und gesund verarbeiten und auf den Tisch bringen. Einen besonderen Schwerpunkt findet der Leser beim stark italienisch beeinflussten Koch bei seinen kreativen Pasta-Rezepten. Und auf jeder Seite dieses schön bebilderten Buches wird klar: Kochen und Essen hat immer etwas mit Freunden und Familie und mit ‚Sinnlichkeit‘ zu tun.


Hendrik Cremer:
„Je länger wir schweigen, desto mehr Mut werden wir brauchen“
Berlin-Verlag, 22,00 €
‚Wie gefährlich ist die AfD wirklich? ‘ Hendrik Cremer arbeitet beim Deutschen Institut für Menschenrechte seit Jahren zu den Themen Rassismus und Rechtsextremismus. Ihm ist mit diesem Buch ein besonderes ‚Aufklärungsstück‘ zu den Gefahren rechter Populisten und deren geradliniger Entwicklung zu rechtsextremen Positionen gelungen. Denn noch immer wird die Gefahr, die von der AfD ausgeht, eher verharmlost. Besonders die häufig anzutreffende Bereitschaft, auch mit Gewalt zu agieren, wird unterschätzt. Im Buch beschreibt Cremer genau, mit welchen Strategien und Taktiken die Partei arbeitet. Und er zeigt Lösungen, wie andere Parteien und auch die Medien mit dem AfD-Problem besser umgehen könnten.


Elena Fischer:
„Paradise Garden“, Diogenes, 23,00 €
Wer weiß schon immer so ganz genau, was sie/er will vom Leben. Besonders wenn man gerade nicht mehr Kind und noch nicht Jugendlicher ist. Die 14-jährige Billie ist eine starke Persönlichkeit. Meist verbringt sie ihre Zeit in der Hochhaussiedlung, in der sie wohnt. Oft ist am Ende des Geldes noch viel zu viel ‚Monat‘ übrig. Aber Billies Mutter hat ein großes Herz und noch mehr Fantasie. Das bringt das Leben der Halbwüchsigen immer wieder zum Leuchten. Bis die Großmutter aus Ungarn anreist, sich ‚einnistet‘ und später die Mutter stirbt. Das bringt einiges durcheinander. So macht sich Billie im alten Nissan auf den Weg. Sie will endlich wissen, wer ihr bislang unbekannter Vater ist.
Ein rasant erzähltes Buch voller Zauber, lässig geschrieben. Man mag es einfach nicht aus der Hand legen. Und trotz aller Widernisse springt einen die Hoffnung zwischen den Zeilen immer wieder unerwartet und lebensstark an.

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