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Buch-Tipps

MoX- Buchtipps Ausgabe 1415.07.2022









Joja Wendt:
„Spiel doch mal leiser!“
Nullviernull, 20,-

Ein  Buch volle Träume und ein Leben voller Ereignisse. In seiner Autobiografie beschreibt der Ausnahmemusiker an den Tasten, 1964 in Hamburg geboren, sein bisheriges Leben. Ungeschönt schreibt Wendt über Tiefpunkte genauso wie über besondere und unerwartete Begegnungen. Immer haben ihn diese Situationen ein Stück weiter gebracht auf der Suche nach dem perfekten Spiel. Der weltweit erfolgreiche Live-Pianist lässt die Leser in kleinen und großen Berichten und Anekdoten an seinen musikalischen Erlebnissen teilhaben. Er zeigt dabei große Phantasie und vor allem: eine große Kraft und eine ebenso große Liebe zur Musik. Vor allem weiß Joja Wendt genau, dass ein solches Leben und eine solche Zufriedenheit nur mit viel Glück möglich ist.

Herr & Speer
„Europe for future“
Droemer, 16,99 €

Überall in Europa wächst  der Nationalismus. Wenn in den Nationalstaaten mal etwas schlecht läuft, ist nach Aussagen vieler Politiker ‚Europa‘ schuld. Das ist nicht nur besonders einfach sondern auch besonders dumm. Nach Finanz- und Flüchtlingsproblemen kam der Brexit. Und dann der Krieg in der Ukraine, der möglicherweise den europäischen Gedanken wieder stärker belebt, auch wenn er in diesem Buch noch keinen Eingang finden konnte. Die Autoren sehen die EU als eines der ambitioniertesten und erfolgreichsten Projekte zur Sicherung von Frieden und Freiheit. In 95 Reformthesen zeigen sie auf, wie Kleinstaaterei, Dummheit und Rassismus durch eine Stärkung der europäischen Ideen angegangen werden können. Und kommen zu dem Mut machenden Ergebnis: ‚Europa könnte seine besten Tage noch vor sich haben‘.

Bettina Tietjen:

„Früher war ich auch mal jung“,

Piper, 22,- €
Die NDR-Fernsehmoderatorin (DAS oder NDR-Talkshow) nimmt die Leser hier mit auf eine Zeitreise. Hintergrund sind ihre alten Tagebücher, die sie eines Tages  – gut ‚abgehangen‘ – im Keller wiederfindet. Sehr offen und persönlich beschreibt Bettina Tietjen an Hand dieser alten Unterlagen die Entwicklung vom 14-jährigen Mädchen bis zu den wichtigen Jahren der Abnabelung vom streng gläubigen Elternhaus. Besonders wichtig war dabei die Musik. Logisch, dass am Ende eine Playlist über den ‚Soundtrack meiner Jugend‘, von Patti Smith bis zu Hannes Wader, abgedruckt ist.  Lebendig erzählt Tietjen von ihrer Suche nach dem Glück im Leben. Im Rückblick ist das Ganze eine schöne Reise und eine Erinnerung an all das, was wichtig war beim Älterwerden.

Brigitte Glaser:
„Kaiserstuhl“
List, 23,- €


Die Autorin, studierte Sozialpädagogin, lebt seit vielen Jahren in Köln. Sie schreibt historische Romane mit politischem Hintergrund, wobei dieser Hintergrund allerdings nie den Lesefluss und Lesegenuss schmälert. Diesmal widmet sich Glaser einer Region an der deutsch-französischen Grenze. Es ist das Jahr 1962. In der Geschichte geht es um zwei Menschen, die die Zeit des Krieges einst trennte. Gelebte deutsche Zeitgeschichte also. Der eigentliche Plot ist eine legendäre Flasche Champagner, eine besondere und recht teure Rarität, die zum ersten Staatsbesuch von Charles de Gaulle verschenkt werden soll. Daran entwickelt sich die Romanhandlung, bei der alte Nazi-Seilschaften ebenso eine Rolle spielen wie eine alte Liebe. Vor allem aber ist dies eine Geschichte, die sich der Bedeutung der europäischen Verständigung annähert, eine Annäherung, die gerade jetzt wichtiger denn je ist.


Texte: Joachim Mittelstaedt

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