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MoX Buchfavorit: „Aus den Fugen“ von Alain Claude Sulzer
Vorgestellt von Heide Witting-Fries, Inhaberin Elsflether Leselust09.11.2021



Interview und Foto: Thea Drexhage


Schon im Klappentext wird deutlich, dass er das Konzert ohne Begründung abbricht. Kurz vor der Pause sagt er: das war’s und geht ab. Die Leser*innen lernen neben dem Musiker reihum Leute kennen, die in Verbindung mit dieser Veranstaltung stehen. Das sind Menschen, die entweder planen, in das Konzert zu gehen oder seine Assistentin, die für den Pianisten agiert und Vorbereitungen trifft. Sie ist einer der Charaktere, deren Handlung auch im Ausgang des Buchs unklar bleibt.   Sie hat immer stark mit Migräne zu kämpfen, so dass sie sich, während der Pianist mit seinem Auftritt beginnt, hinter der Bühne hinlegt. Das weiß der Künstler auch. Sie verschläft dann das ganze Drama um den Abbruch. Es sind auch Sponsoren beschrieben, die das Konzert ermöglicht haben. Wir erleben zudem den Agenten, der gerade in einer Beziehung zu einem Mann steckt, dieser war ehemals der Geliebte des Pianisten und will nun seinen neuen Lover vorführen, und wir lernen zwei Freundinnen kennen, von welchen eine gerade von ihrem Mann verlassen wurde. So reihen sich verschiedene Persönlichkeiten aneinander, die alle diesen Termin am Abend haben und wir kriegen in kleinen Miniaturen Aspekte aus dem Leben dieser Menschen mit. Sehr gut und elegant gemacht, auch von der Sprache her, so knapp, wie er das macht. Wir wissen zwar, dass bei dem Konzert etwas passiert, aber was vorher mit den Menschen passiert, macht er so raffiniert, dass man unbedingt dranbleiben will.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Heide Witting-Fries: Das ist in der Tat diese Aneinanderreihung der Handlungsstränge. Dabei gab es nie ein Durcheinander, wie man es ja manchmal hat, wenn eine Geschichte mit vielen Charakteren und Perspektiven breit angelegt ist. Der Autor hat alles so geschickt angeordnet, dass man immer sofort weiß, bei welcher Figur man gerade ist. Der Klappentext signalisiert eigentlich eine etwas andere Geschichte, aber ich habe das Buch anders gelesen. Ich fand gar nicht mal die Handlung nach dem Konzertabbruch am interessantesten, sondern die Vorgeschichten, die den Weg dahin beschreiben. Die Sprache ist außerdem sehr elegant und fein gewählt, gar nicht vulgär. Viele Autoren schreiben ja mittlerweile sehr drastisch.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Heide Witting-Fries: An einem Tag in Papierform. Aufmerksam geworden bin ich darauf über eine Buchbesprechung.Vor einem Jahr habe ich schon ein anderes Buch von Alain Claude Sulzer gelesen, das hat mich aber lange nicht so gepackt.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Heide Witting-Fries: Die Figuren in dem Buch sind zwar alle mittleren Alters, aber ich denke, dass man sich auch in seinen 20ern schon in diesen Beziehungsthemen wiederfinden kann. Es ist angenehm lesbar geschrieben, was mich sehr überrascht hat und damit eine sehr breite Leserschaft ansprechen sollte.

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