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MoX - Veranstaltungsjournal
„Im Meer schwimmen die Krokodile – ...“ von Fabio Geda
Vorgestellt von Annika Gehle, Assistenzärztin19.12.2018

<i>MoX - Veranstaltungsjournal</i><br />„Im Meer schwimmen die Krokodile – ...“ von Fabio Geda<br />Vorgestellt von Annika Gehle, Assistenzärztin

MoX: Wovon handelt das Buch?
Annika Gehle: Das Buch beinhaltet die Ich-Erzählung des Jungen Enaiat aus Afghanistan. Darin schildert er, wie er sich auf eine schwierige und lange Flucht begibt. Als er ungefähr neun Jahre alt ist, eröffnet ihm seine Mutter, dass sie aus dem Land fliehen müssen. Mit seinen noch recht jungen Jahren ist er kaum in der Lage, die Gründe dafür zu verstehen. Doch wir erfahren, dass er einer ethnischen Gruppe angehört, die in Afghanistan verfolgt und sogar umgebracht wird. Sein Vater fiel den Verfolgern bereits zum Opfer. Seine Mutter nimmt Enaiat also nun mit auf eine Reise nach Pakistan, während sie seine Geschwister in Afghanistan zurücklässt. Dort angekommen, verbringen sie die Nacht in einer Unterkunft. Als der Junge am nächsten Tag aufwacht, ist seine Mutter auf einmal spurlos verschwunden. Von nun an muss er sich in dem fremden Land alleine durchschlagen, dabei spricht er kaum die Landessprache. Nach einiger Zeit findet er Arbeit und kann etwas Geld verdienen. Allerdings bietet ihm Pakistan keinen dauerhaften sicheren Aufenthaltsort, so dass er sich erneut und völlig auf sich allein gestellt auf eine weitere Fluchtroute in den Iran begibt. Hier wird Enaiat mit Durchsuchungen und Ausweisungen von illegalen Flüchtlingen konfrontiert, weshalb ihn das auch zu einer weiteren Flucht zwingt. Seine nächste Reise, die recht kritisch verläuft, führt ihn in die Türkei. Als afghanischer illegaler Einwanderer hat er dort ebenfalls schlechte Karten. Auf Anraten macht er sich auf, zum europäischen Festland zu gelangen. Alsbald befindet er sich in einer gefährlichen Situation: In einer Schlauchbootüberfahrt vom türkischen Festland nach Lesbos.
MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Annika Gehle: Auf dem Papier. Ich habe es geschenkt bekommen. Ich wüsste auch nicht, ob ich es gekauft hätte, wenn ich es im Buchladen gesehen hätte. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich durch die Schenkung auf das Buch aufmerksam geworden bin. Diese Geschichte hat mich in den letzten zwei Jahren sehr beschäftigt. Solche Schicksale wie die des afghanischen Jungen Enaiat sind an Brisanz kaum zu überbieten, weswegen solchen Geschichten unbedingt mehr Gehör verschafft werden müsste.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut an dem Buch gefallen?
Annika Gehle: Die Authentizität. Immerhin basieren die darin geschilderten Ereignisse auf wahren Begebenheiten. Durch die mediale Dauerpräsenz der Geschichten von Geflüchteten verstärkt sich das Gefühl, dass wir dringend etwas tun und daran ändern müssen. Obwohl die Geschichte des Jungen sehr tragisch ist, werden auch schöne Momente im Buch offenbart: So trifft er etwa auf Menschen, die ihn in materieller als auch in anderer Hinsicht helfen und unterstützen.
MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Annika Gehle: Allen Menschen, die wenig bis kein Verständnis für Geflüchtete haben und die meinen, sie hätten einen persönlichen Nachteil dadurch, dass Geflüchtete in europäische Länder kommen und dies als Bedrohung empfinden. Das Buch ist insofern wichtig, da es der ganzen Debatte, die sich seit Jahren in den Medien abspielt, ein Gesicht und einen Namen verleiht.
MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Annika Gehle: Der Autor des Buches ist nicht der afghanische Junge selbst, in dem es in der Geschichte geht. Der italienische Schriftsteller Fabio Geda lernte ihn eines Tages kennen und erfuhr von seiner jahrelangen Flucht. Daraufhin beschloss er, die Erlebnisse von Enaiat niederzuschreiben. Ab und zu tauchen in dem Buch auch Passagen auf, die aus der Ich-Perspektive des Jungen herausfallen und die wohl echte Gesprächsfetzen zwischen ihm und dem Autor wiedergeben.

Text und Foto: Dana Hubrich

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