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Menschen
Über Grenzen hinweg19.03.2025
Text und Foto: Thea Drexhage
Nach einem Auslandsjahr in den USA widmete sie sich im Studium den Geisteswissenschaften, bevor sie zur Medizin wechseln konnte. Schon während des Studiums in Hamburg wollte Christine Teschke gern noch mehr Auslandserfahrungen sammeln und absolvierte ihre Famulatur, also ein Praktikum in Krankenhäusern oder Arztpraxen für Student*innen, erneut in Amerika.
Als dann in Hamburg wegen der Ärzteschwemme die Jobs für Allgemeinmediziner*innen knapp wurden, ging es erst nach England, dann in ein Kleinkrankenhaus ins Rheiderland und schließlich Anfang der 2000er nach Oldenburg, wo sie bis heute in einer hausärztlichen Praxis angestellt ist. Zu dieser Zeit stellte sie auch den Wunsch, mehr im Ausland zu wirken, zurück und priorisierte die Familienplanung. Mit dem Erwachsenwerden der Kinder ist die Zeit gekommen, doch noch einmal über den Tellerrand hinauszublicken. Über die German Doctors kam Christine Teschke im Januar für 6 Wochen nach Kenia – ein Engagement, welches sie und ihre Ansicht auf die Welt nachhaltig geprägt hat. Nicht nur die Konfrontation mit völlig neuen Krankheitsbildern, denen man in der deutschen Schulmedizin eher selten begegnet, sondern auch die bedingungslose Gastfreundschaft der Menschen vor Ort, machten den Aufenthalt einerseits sehr herausfordernd aber andererseits auch so einprägsam. „Das alles geschieht ehrenamtlich. Man muss auch selbst Fortbildungen bezahlen, doch vor Ort merkt man schnell, dass man sich auch dort stetig selbst fortbilden muss. Eine große Herausforderung war das Erkennen von Hautkrankheiten auf schwarzer Haut, aber auch Malaria, gerade bei Kindern. Solch kranke Kinder habe ich in Deutschland selten gesehen.“, blickt sie zurück. Dazu kommt die Armut und das Wissen, dass viele der Menschen, die Christine Teschke für kurze Zeit behandeln konnte, nur selten die finanziellen Mittel für eine Weiterbehandlung in den lokalen Krankenhäusern haben. Die Gedanken daran und das Erlebte zu verarbeiten ist nicht einfach. „Mir hat der Austausch mit Kolleginnen geholfen. Teilweise habe ich auch Tagebuch geschrieben, aber ich denke am meisten hat mir meine Lebenserfahrung gebracht. Es gibt sicher auch Leute, gerade jüngere, die das nicht so gut kompensieren können. Man muss sich vorher gut überlegen, ob man das machen möchte und dabei nicht nur an den Lebenslauf denken.“, erklärt die 59-Jährige. Zurück in Deutschland hat sich das Denken der Ärztin nicht nur über den Luxus der medizinischen Versorgung hier vor Ort verändert, sondern auch über den allgemeinen Wohlstand, den Überfluss und auch über die Isolation, in der man sich hier im Alltag bewegt. Man geht arbeiten, und dann oft direkt nach Hause, schließt dann hinter sich die Tür und ist für sich allein. „In Kenia leben die Menschen draußen, in Gemeinschaften. Die Kinder spielen mit dem, was sie haben. Hier wollen viele einfach immer mehr. Für mich hat sich auch der Konsum geändert, seit ich zurück bin. Vieles reizt mich nicht mehr.“, erzählt sie. Freude findet sie hingegen in ihrer Familie, in ihren Freunden und beim Sport – letzterer auch als Weg für eine gute Gesundheit. Denn man brauche nicht für alles sofort Tabletten, wenn man stattdessen auf sich und die Signale des Körpers achtet. Fit und gesund bleiben, das ist für Christine Teschke ein wichtiger Weg, denn auch in Zukunft möchte sie gern wieder mit den German Doctors im Ausland wirken, denn der Punkt, in dem sich alle Länder sicher selbst versorgen können, der ist leider noch lange nicht erreicht.