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Aufstehen12.01.2021



Mitch Hillford ist Musiker mit Leib und Seele. Egal ob als Gitarrist und in verschiedenen Bands, als Produzent für Künstler wie Stenz oder Mattea Diamanti oder eben als Songwriter. Die Leidenschaft für die Musik, für Blues und Country zieht sich durch sein Leben. Zuletzt veröffentlichte der Wahloldenburger eine EP mit dem Titel „Broken and Back“, eine Anspielung auf ein sehr persönliches Ereignis im letzten Jahr.

„Ich mache mein ganzes Leben lang schon Musik, es hat schon im Kindheitsalter angefangen, denn auch meine Eltern waren musikalisch“, erinnert sich Mitch Hillford. Sein Vater besaß damals eine umfangreiche Plattensammlung, die sich vor allem aus alten Blues-LPs zusammensetzte. Der junge Mitch saß oft begeistert vor den LPs und durfte sogar ab und an eine aus dem Regal fischen, um sie anzuhören. „Das waren natürlich die heiligen Scheiben und es war für mich eine sehr schöne Belohnung, besser als Süßigkeiten.“ So wurde der Grundstein gelegt für die Begeisterung für die amerikanische Musik der 60er und 70er Jahre. „Also nicht nur die großen Erfinder der Blues-Musik aus den 30ern, sondern eben Eric Clapton, Derrick and the Dominos, The Allman Brothers und dann eben Bob Dylan oder Chris Christofferson, das waren meine Highlights.“ Diese Musik prägt Mitch Hillford bis heute und macht ihn aus. Dennoch ist nicht etwa die Gitarre das erste musikalische Instrument, mit dem sich Hillford auseinadersetzt, sondern die Geige. „Da habe ich es aber nie wirklich weit drauf gebracht, auch wenn ich die Geige immer  noch spiele.“ Zum Glück findet sich aber im damaligen ostwestfälischen Haushalt eine Gitarre, mit der sich Mitch Hillford auf eine lange musikalische Reise begibt. „Ich habe damit experimentiert und alles was ich kann, habe ich mir selber beigebracht.“ Was nun noch fehlte, waren Gleichaltrige, die sich ebenfalls für handgemachte Musik interessierten. In der Provinz war dies aber gar nicht so leicht zu bewerkstelligen. Dennoch entsteht irgendwann die erste Blues Band Mystery Train.
Nach dem Abitur zieht es den Musiker nach Jena und später nach Oldenburg. Hier hat Hillford seine musikalische und familiäre Heimat gefunden und sich als Produzent und Songwriter etabliert. „Inzwischen bin ich ein wenig weg vom Livespielen, sondern habe mich auf das Produzieren verlegt.“ Ein Leben ohne Musik ist für den Musiker in keinem Fall vorstellbar. Die Musik ist längst Teil seiner DNA geworden. Doch wie schnell sich alles ändern kann, musste Hillford im vergangenen Jahr erfahren. „Ich hatte Anfang des Jahres einen schweren Unfall, bei dem ich aus dem Dachgeschoss gefallen bin und mir den Rücken gebrochen habe.“ Diese Erfahrung hat Hillford inzwischen in einer EP verarbeitet. „Broken and Back“ heißt die Scheibe und ist damit auch sehr persönlich geworden. „Natürlich war der Sturz keine schöne Erfahrung, aber was jetzt für mich dabei herausgekommen ist, dafür bin ich doch fast dankbar.“ Während der langen Zeit im Krankenhaus und in der Reha reflektiert Hillford viel und schreibt Songs. „Für mich war diese Zeit auch eine Erinnerung dran, dass man mit dem Talent was man hat, etwas sinnvolles machen sollte.“ Ohne Druck und ohne allzu große Ambitionen erstellt er Skizzen, die einfach das wiedergeben sollen, was er erlebt und erfahren hat. Singt während der Reha leise in sein Mikrofon und arbeitet am Laptop. „Ich habe die Stücke dann langsam immer weiter aufgearbeitet und oft fesgestellt, dass die ersten Aufnahmen schon so gut waren und so viel unmittelbare Emotionen enthielten, dass man sie nicht mehr toppen konnte.“ So bleibt die EP auch auf 5 Stücke beschränkt, als Zeugnis eines Jahres, das viele Spuren hinterlassen hat. „Wir leben ja in einer digitalen und durchgetakteten Welt und unser Job als Künstler ist es ja, dieser Welt noch eine analoge Sahnehaube zu verpassen und das hört man hoffentlich auch auf der Platte.“ Broken and Back soll für Mitch Hillford ein Statement der Dankbarkeit bleiben, das aber keinesfalls ein Endpunkt sein soll. „Man sagt sich oft, man kann die Dinge später noch machen, aber während meines Falls habe ich gedacht, jetzt ist es zu spät und dann doch wieder aufzuwachen und zu verstehen, jetzt gibt es eine zweite Chance und so ist die EP ein Cliffhanger für den Rest meines Lebens.
Text und Foto: Christoph Kienemann



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