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MoX - Veranstaltungsjournal
Die Kleidung erhalten
Inga Kuck, Schneiderin06.12.2018

<i>MoX - Veranstaltungsjournal</i><br />Die Kleidung erhalten<br />Inga Kuck, Schneiderin

Das Schneideratelier von Inga Kuck wirkt elegant und stilvoll. Neben einer magentafarbenen, mit Ornamenten versehenen Tapete findet man einen großen Spiegel mit einem schweren, goldenen Rahmen vor, in dem sich die Kunden und Kundinnen ihres Ateliers während der Anproben und dem Maß nehmen betrachten können. Und selbstverständlich dürfen die Schneiderpuppen nicht fehlen, die die Schneiderin aus Hallen in Rastede Lehmden zu ihrem Markenzeichen gemacht hat. „Entweder machst du etwas zu hundert Prozent oder du machst eben gar nichts. “
Das Motto von der in Lettland geborenen Inga Kuck zeugt von ihrer Einstellung, für ihre Arbeit alles erdenklich Mögliche zu geben und zu leisten. Seit 2008 betreibt sie ihr Atelier in Oldenburg und kann auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Arbeiten und Kunden zurückblicken. Doch wie fing das eigentlich alles an, der Weg zur Schneiderei? Ganz klassisch legte schon die Mutter den Grundstein für die sich später entfaltende Leidenschaft. „Meine Mutter nähte viel und als kleines Kind interessierte ich mich dafür. Für meine Puppen nähte ich die Kleider selbst und als junges Mädchen fing ich damit an, meine eigenen Röcke zu nähen. So entwickelte sich mein Hobby.“ Als die Jahre in Lettland voranschritten – das damals noch zur Sowjetunion gehörte - versuchte sich die Jugendliche Inga auch am Nachahmen von Markenkleidung aus dem Westen: „Alle wollten diese Marken haben und tragen.“ Wider Erwarten entschied sich Inga Kuck zunächst aber nicht für eine Ausbildung als Schneiderin sondern als Kinderkrankenschwester. Auf Anraten der Eltern absolvierte sie also  eine dreijährige medizinische Ausbildung und sammelte anschließend prägende Erfahrungen auf der Intensivstation, die sie nachdenklich stimmten: „Zwar habe ich den Menschen gerne geholfen, aber die Arbeit im Kinderkrankenhaus war grundsätzlich sehr schwer, sowohl in psychischer als auch physischer Hinsicht. Nachdem mein Kind auf die Welt kam, musste ich erst mit meiner Arbeit pausieren. Theoretisch hätte ich später wieder in diesem Beruf einsteigen können, doch ich entschied mich dagegen.“ Nach der Geburt ihres Kindes widmete sich Inga Kuck wieder vermehrt ihrem einstigen Hobby, dem Schneidern. In ihr wuchs der Gedanke, das Hobby zum Beruf werden zu lassen. „Ich wollte mich mit schönen Sachen umgeben und nicht mehr einem Beruf nachgehen, der mich seelisch so belastet.“ Nachdem sie wusste, dass die Arbeit als Krankenschwester für sie nicht mehr in Frage kam, lernte Inga Kuck professionell das Schneidern und besuchte daraufhin eine Meisterschule in Riga. „Nach meinem Abschluss bekam ich sofort Kunden. Ich verstand, dass ich mit dieser Arbeit Geld verdienen und gleichzeitig sehr zufrieden und glücklich sein konnte.“ Seit 14 Jahren lebt Inga Kuck nun in Deutschland und profitiert nach wie vor von ihren Erfahrungen mit verschiedenen Materialien und Techniken. „Ich arbeite mit Leder, Seide, Pelz und vielem mehr. Tendenziell kommt zumeist die Maschine zum Einsatz, aber wenn ich beispielsweise Abend- oder Hochzeitskleider bearbeiten muss, bedarf es aufgrund der Applikationen der Arbeit von Hand.“ Die reine Handarbeit bereitet Inga Kuck sehr viel Spaß, wie sie sagt, doch die abwechslungsreiche Tätigkeit stellt für sie einen großen Anreiz dar. Sogar Sofa- und Sesselbezüge aus Leder stellte sie schon her. Ihre Kenntnisse mit dem Material Leder erwarb sie bereits in Lettland, wo sie damals auch ihr erstes Atelier eröffnete. „Die Arbeit mit Leder ist ganz anders: Wenn du damit nähst, fügst du Kleber hinzu und bearbeitest die Naht anschließend mit einem weichen Hammer, damit sie glatt wird und keine Wellen schlägt.“ Neben Änderungsarbeiten zählen auch Neuanfertigungen zu Inga Kucks Aufträgen. Grundsätzlich geht es in Inga Kucks Arbeit viel darum, alte Stoffe neu zu verwerten. „Mit der Änderungsschneiderei retten wir die alten Lieblingsstücke der Kunden.“ Eine gute Verarbeitung von Textilien besitzt einen großen Wert, gerade wenn sie langen halten sollen. Dieses Grundanliegen scheint nicht im Sinne der großen Modeindustrien zu liegen. Stichwort Fast Fashion: Quantität statt Qualität.      

Text und Foto: Dana Hubrich

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