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Da läuft was nicht rund30.04.2025



Text und Foto: Thea Drexhage

Schaut man sich die Clips in den sozialen Medien an, sieht man, wie die Massen feiern zu den Frauen im Musikbusiness, ob nun die ganz großen wie Lady Gaga Missy Elliot, Meghan Thee Stallion und Charlie XCX oder Newcomer wie Lola Young. Beim Coachella beherrschen Frauen die Bühne, vor allem in den späten Abendstunden und niemand hinterfragt es. Gleichzeitig wird dort nicht von Quoten gesprochen, das Line-Up wirkt selbstverständlich. Wieso tun sich dann die großen Festivals in Deutschland noch immer so schwer damit? Inspiration wird sich von diesem großen US-Festival doch in anderen Bereichen auch geholt? So werden Musikfestivals auch hierzulande immer mehr zu Influencer-Hot-Spots. Sehen und gesehen werden, Glamping statt Camping, Aperol Spritz statt Dosenbier, Glitzer statt Staub und dazu fragwürdige Sponsoren und Konsum wohin das Auge reicht. Das Drumherum scheint mittlerweile wichtiger als die Musik. Doch für jene, die sich tatsächlich noch um den künstlerischen Teil bei Festivals scheren, könnte man sich doch in Line-Up Fragen etwas mehr ins Zeug legen, davon abgesehen, dass es gefühlt immer die gleichen Acts sind, die sich Jahr für Jahr auf den großen Festivals des gleichen Veranstalters abwechseln, läuft es mit der Gleichberechtigung noch immer nicht so gut. An Genregrenzen und einem Mangel an Flinta* kann es nicht mehr liegen. Megafestivals wie das Hurricane und das Deichbrand haben sich längst von ihrem Image als Rockfestival gelöst und sind viel offener geworden für ganz verschiedene Stilrichtungen. Doch im Line-Up sieht es noch immer düster aus. 20%-30% Flinta*-Anteil schaffen beide Events in diesem Jahr, doch je größer die Schrift auf den Plakaten wird, desto weniger Vielfalt ist zu finden. Stattdessen gibt es Jahr für Jahr die gleichen Headliner, die sich zwischen Cuxhaven und Scheeßel abwechseln zu scheinen. Dadurch scheinen Aktionen wie der Gamechanger Contest des Hurricane-Festivals wie ein schlechter Witz. Ein Wettbewerb für Flinta*-Nachwuchsacts, für ein vielfältigeres Line-Up. Doch als Headliner wird dann eher ein Jan Böhmermann eingeladen, der jetzt nebenher mit dem Rundfunktanzorchester
Ehrenfeld auch mal Lust auf Musikmachen hat. Unter ihm auf dem Plakat immerhin eine Nina Chuba, die vermutlich bald als deutsche Quotenheadliner*in komplett verbrannt wird. Dazu kommt die Ironie, Flinta*-Nachwuchs unterstützen zu wollen aber gleichzeitig Jahr für Jahr Acts einzuladen, die durchaus kritisch zu betrachten sind. Cancel Culture hin oder her, man kann doch nicht auf der einen Seite jungen Flinta*-Nachwuchs fördern wollen und auf der anderen so unreflektiert buchen. In der Vergangenheit geriet das Hurricane in die Kritik für den Auftritt von Marsimoto/Marteria, der eingeladen wurde, kurz nachdem bekannt wurde, dass er wegen Körperverletzung an seiner Partnerin in den USA verhaftet wurde. Die Kontroverse in diesem Jahr stellen Jeremias dar die sowohl auf dem Deichbrand als auch dem Hurricane spielen werden. Diese haben scheinbar nicht die Zusammenarbeit mit ihrem Fotografen beendet, nachdem dieser seine Machtposition an der Seite der Band ausnutzte, und jungen Frauen und Mädchen aus dem Publikum Backstagepässe gegen Nacktfotos angeboten haben soll. Kontrovers diskutiert wird auch der Deichbrand-Headliner Macklemore. Der Zentralrat der Juden bat den Veranstalter, dessen Auftritt wegen antisemitischer Äußerungen in seinen Songs wieder auszuladen. Macklemore ist bekannt für politisches Engagement und seinen Einsatz für die Rechte der Menschen im Gaza-Streifen, dabei zieht er jedoch recht krasse Vergleiche und setzt das dortige Leid beispielsweise mit dem Leid im Warschauer Ghetto gleich, ohne dabei jedoch ebenfalls Kritik an der Hamas zu üben. Am Ende liegt es wie bei vielem in Verbraucherhand, diese Vorgehensweisen der großen Festivals zu kritisieren. Während die Megaevents noch immer Zehntausende Gäste erwarten, zeichnet sich auch ab, dass die Ticketverkäufe langsamer laufen. Man sollte meinen, dass der Trend hingeht zu kleineren Festivals mit günstigeren Eintrittspreisen, weniger problematischem Booking und alternativen, nachhaltigen Konzepten - Doch auch dort laufen die Vorverkäufe oftmals schleppend. Wo liegt also insgesamt die Zukunft der Festivalbranche?
(*) Flinta*: steht für Frauen, Lesben, Inter, Nonbinär, Trans und Agender und bezieht sich damit nicht nur auf biologische Frauen per se.

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