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„Zwischen hin und her“08.03.2023



Text und Foto: Thea Drexhage



Hier geht die heute 14-jährige auf die IGS Flötenteich. Dort wurde sie im Unterricht inspiriert, die Geschichte ihres langen Weges aufzuschreiben, im Unterricht zum Thema „Memoiren“.
„Meine Arbeit wurde länger als der verlangte Umfang. Im Unterricht wurde ich gebeten, die erste und die letzte Seite vorzulesen. Am Ende haben alle geweint, ich, die Klasse und auch meine Lehrerin. Danach brauchten wir eine Pause und all meine Mitschüler haben sich bedankt, da sie ihre Arbeiten nicht mehr präsentieren mussten.“, scherzt Malak. Daraus entstanden ist schließlich ein ganzes Buch „Zwischen Hin und Her – Meine Flucht aus Syrien“ (Global Music Player Verlag), für welches die Schülerin den Niedersächsischen Jugendkulturpreis gewann. Darin schreibt sie, für ihr Alter recht schonungslos, über ihre Erfahrungen, ihre Verluste, teils mit kindlicher Naivität, teils mit erwachsener Weisheit, aber auch über einige schöne kleine Dinge, die ihr auf dem Weg begegneten. In erster Linie ging es ihr darum, nicht zu vergessen. Viele ihrer Familienangehörigen leben noch immer in Syrien und obwohl ihre Eltern sich wünschen, das Malak nach vorn schaut und sich auf ihre Zukunft hier konzentriert, fällt ihr der Gedanke nicht leicht, nicht auch auf die schönen Zeiten ihrer Kindheit zurückzuschauen. Die gemeinsamen Wochenenden voller Freude, Tiere und leckerem Essen mit ihrer großen Familie auf dem Bauernhof ihrer Oma zum Beispiel. Aber das Buch ist auch ein Mahnmal. „Überall auf dieser Welt schreien Menschen nach Hilfe und ich möchte, dass das gesehen wird. Dass man weiß, wer sie sind und wie sie leben.“, so Malak Kadour. Auch über die ersten Monate in den Auffanglagern in Oldenburg berichtet sie. Über das Gute und über die Schattenseiten, bevor es in die Sicherheit der eigenen Wohnung ging. Seitdem sind einige Jahre vergangen und sie konnte sich mit ihren Eltern und ihren beiden Brüdern in der Huntestadt einleben. Dass sie die Sprache nicht konnte, als sie hier ihre Schullaufbahn in der dritten Klasse begann, hört man Malak heute nicht mehr an. Sie ist selbstbewusst und aufgeweckt. „Nur die Rechtschreibung fällt mir immer noch schwer.“, bemerkt sie. Wenn Malak an ihre Zukunft denkt, dann sieht sie viele Möglichkeiten, das Schreiben möchte sie bisher aber lieber nur als Hobby nebenbei betreiben. „Nach meinem Abitur möchte ich auf jeden Fall studieren, aber was genau, kann ich noch gar nicht sagen. Archäologie vielleicht. Es soll mir auf jeden Fall Freude bereiten.“, erzählt sie. Ihre Interessen sind schon jetzt vielfältig, was die Möglichkeiten in der Zukunft nahezu unendlich scheinen lässt. Sie ist tätig in der Zirkus AG ihrer Schule, spielt Querflöte und möchte am liebsten noch Klavier lernen. Außerdem engagiert Sie sich beim Open Sunday, um mit kleinen Kindern Sport zu machen. Nach der Ganztagsschule geht es noch zum eigenen Sport, denn sie übt auch die Kampfkunst Jiu Juitsu. „Und ich interessiere mich viel für Geschichte und Kultur, weshalb ich an Archäologie denke.“, ergänzt Malak. Wie unterschiedlich Kulturen sein können, lernte sie schon sehr früh. In Deutschland angekommen war nichts mehr, wie sie es kannte. Die Sprache, das Essen, die Menschen. „Ich war sehr verwirrt. In Syrien küsst man sich zur Begrüßung auf die Wange und hier ist es meist nur ein `Hallo` und erst kürzlich wurden mir Lakritze angeboten und es hieß, die wären lecker. Nie wieder!“, lacht sie.


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