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Kompetenz durch Erfahrung07.02.2023



Interview und Foto: Thea Drexhage

Seit Januar hat der Landesverband Soziokultur Niedersachsen einen neuen Berater für den Raum Nord/West-Niedersachsen. Daniel van Lengen steht nun Kulturschaffenden aus Delmenhorst, Emden, Oldenburg, Wilhelmshaven, sowie den Landkreisen Ammerland, Aurich, Cushaven, Friesland, Leer, Oldenburg, Osterholz, Rotenburg, Stade, Verden, Wesermarsch und Wittmund als Ansprechpartner in zahlreichen organisatorischen Fragen zur Verfügung. Im MoX Interview stellt er sich vor.



MoX: Wie wird man Kulturberater?
Daniel van Lengen: Ich fang mal ganz von vorn an. Meine Grundschullehrerin hat damals beim Verlassen der vierten Klasse schon gesagt: Daniel, du machst was mit Sozialem. Darüber habe ich viele Jahre immer wieder nachgedacht und ein bisschen drüber geschmunzelt. Mein Weg führte über die Kommunikationselektronik zu einer schulischen Ausbildung zum technischen Assistenten für Informatik an der BBS in Leer. Dort am Theater an der Blinke gab es ein Projekt für Schüler*innen, sich an einer Technik-Ag zu beteiligen und das habe ich eine ganze Weile gemacht. So bin ich in der Veranstaltungstechnik gelandet. Später habe ich dann eine Umschulung zum Veranstaltungsmanager gemacht und bin dann im Zollhaus in Leer gelandet und habe dort den Posten der Geschäftsleitung übernommen, das war 2018. Ich war in einem Hamsterrad in dem wuchs was alles zu tun ist: riesiges Haus, viel zu wenig Personal, ganz viele Veranstaltungen jeglicher Art und dann kam die Coronakrise und alles war auf Halt. Das nötigste wurde noch gemacht und als es dann gar keine Veranstaltungen mehr gab, hatten wir Zeit, im Haus ein bisschen aufzuräumen. Im Juni habe ich dann eine Fotografin kennengelernt, die gesagt hat, dass es Zeit wird, den Kopf aus dem Sand zu ziehen und etwas zu machen. Aus diesem Aktionismus heraus haben wir geguckt, was es schon alles gibt. Den Kontakt zum Landesverband Soziokultur Niedersachsen gibt es schon seit 30 Jahren. Diese Beratergeschichte wurde seit 1993 auch zehn Jahre lang gepflegt, dann gab es eine lange Phase, wo es gar keinen Kontakt mehr gab, den habe ich dann wieder aufleben lassen und das Gespräch mit meinem Vorgänger Dieter Hinrichs gesucht, an verschiedenen Seminaren und Austauschformaten teilgenommen und gemerkt, wie wichtig diese Verbandsarbeit ist. Wie viel Halt die mir als Kulturschaffenden gibt und gezeigt hat, dass man mit Problemen nicht allein ist und es Lösungsansätze und die Möglichkeiten für Austausch gibt. Auf Grund dieser Erfahrung bin ich dann beim Landesverband aktiver geworden, auf einer Jahreshauptversammlung hieß es dann auf einmal, dass Dieter in Rente geht und ein Nachfolger gesucht wird. Ich bin auf Dieter zugegangen und er hat mich dann ermutigt, dass ich genug Erfahrungen habe, die ich weitergeben könnte. Also habe ich eine Bewerbung geschrieben.
MoX: Warum braucht es diese Stelle?
Daniel van Lengen: Diese Stelle ist wichtig und mit ihr sind wir in Niedersachsen einzigartig und Vorreiter. Es gibt unheimlich viele Kulturschaffende in den Städten, aber gerade auch im ländlichen Raum und diese Strukturen sind häufig auch ehrenamtlich besetzt. Für eine Person, die sich mit Anträgen oder diesen gesamten Prozessen nicht auskennt, ist es eine riesige Hürde. Um allen Menschen zu ermöglichen, ihre Projekte durchführen zu können und zu zeigen, welche Möglichkeiten und Ansprechpartner sie haben, ist diese Stelle, von der wir 5 Stück für die verschiedenen Regionen haben, ganz wichtig.
MoX: Wie wird die Stelle finanziert?
Daniel van Lengen:   Der gesamte Landesverband Soziokultur wird vom Land Niedersachsen bezahlt, über das Ministerium von Wissenschaft und Kultur. Deshalb ist unsere Beratung auch kostenlos, weil der Landesverband nicht wirtschaftlich arbeitet, sondern rein gemeinnützig.
MoX:  Mit dem Zollhaus haben Sie ja selbst ein sehr großes Haus an der Hand. Gibt es da keine Konkurrenzgedanken?
Daniel van Lengen: Nein. Ich hoffe, dass es in der Soziokultur allgemein wenig Konkurrenzgedanken gibt. Ich persönlich bin in meinem Leben noch nie mit irgendeinem Herrschaftswissen rumgelaufen, sondern freue mich immer über die Synergien, die entstehen können. Ich sehe immer Vorteile darin, wenn man voneinander weiß und vielleicht auch zusammen Projekte beantragt, das bietet große Chancen in diesem ganzen Förderdschungel, um vielleicht auch langfristig und nachhaltig Projekte zu etablieren, die vielleicht allein als freier Künstler oder als freie Künstlerin niemals möglich wären. In Kombination mit Institutionen oder Vereinen kann sich da was entwickeln und so handeln wir in Leer auch.
MoX: Wie planen Sie, ihre beiden großen Aufgaben, einmal in Leer und einmal hier, zu vereinen?
Daniel van Lengen: Seit Dezember ist das meine größte persönliche Aufgabe. Bislang habe ich mit einer Vollzeitstelle in Leer gearbeitet, die Stunden habe ich nun reduziert, sodass ich im Zollhaus mit meinem Team daran arbeite, die Aufgaben neu zu verteilen und zu schauen, wo vielleicht noch eine neue Stelle benötigt wird. Auch im Landesverband ist der Gedanke, dass die Stelle der Beratung nur 20 Stunden umfasst und wir Berater*innen weiterhin mit einem Fuß an der Basis sind und selbst Projekte planen und umsetzen, selbst Förderanträge schreiben, damit man den Kontakt behält und auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann. Auch wir beraten uns gegenseitig, ich kann von hier das Zollhaus z.B. nicht mehr beraten, da hole ich einen Kollegen aus dem Bereich West dazu.
MoX: Haben Sie Pläne und Ideen für diese Stelle für die Zukunft?
Daniel van Lengen: Dazu kann ich noch gar nicht so viel sagen, sondern muss erstmal Erfahrungen sammeln. Ich merke jetzt, wo es öffentlich gemacht wurde, dass Dieter in Rente geht, dass bei mir einige Anfragen auf dem Tisch landen.  Auf diese gilt es erstmal zu reagieren und das Mitgliederverhalten im Verein kennenzulernen. Mir ist wichtig, dass man sich nach außen hin zeigt, da gehört auch diese Pressearbeit dazu. Ich hoffe, meine Arbeit so gut zu machen, dass man darüber spricht. So erfährt man voneinander und so wird meine Tür hoffentlich bald für viele neue Menschen offen stehen.



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