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Den Dingen auf den Grund gehen11.01.2023



Text und Foto: Thea Drexhage
„Das hat meine Eltern öfter mal verwundert. Nachdem wir in einem Museum waren, wo jemand gesponnen hat, habe ich damit zuhause auch angefangen, weil ich Wolle gefunden habe. Oder ich habe Stroh gesammelt, um mir eine Bogenschussscheibe selbst zu bauen. Computermuseen haben wir auch besucht, aber die Dinge lassen sich nicht so einfach nachbauen.“, lacht er. In seinem heutigen Leben spielen aber sowohl die alten Dinge als auch die technische Moderne eine tragende Rolle. Neben seinem Philosophie- und Soziologiestudium arbeitet Hinrichs in der IT-Beratung der Universität. Und während die moderne Technik sowohl beruflich als auch privat eine bedeutende Rolle spielt, gilt seine große Leidenschaft dem historischen Reenactment um die Zeit der Wikinger von 900 bis 1000 mit all seinen Facetten: Kampfkunst, Darstellung, Handwerk und Forschung. Wie ausufernd dieses Hobby werden würde, war vielleicht in der Anfangszeit um das Jahr 2003 noch nicht ersichtlich. Damals wurde sich hier und da für ein Fechttraining mit Sportgeräten, welche historischen Waffen wie Speeren und Schilden nachempfunden sind, getroffen. Einzelne Gruppen fanden zusammen und so gründete sich um 2007 „Heydenwall“ – eine Gruppe, die heute um die 42 Mitglieder in Oldenburg umfasst, die sich regelmäßig zum Training, normalerweise in der Sporthalle der Universität, wenn diese nicht gerade saniert wird, trifft. „Früher war ich gar nicht so der sportliche Typ, das hing mit meiner schiefen Nasenscheidewand zusammen, wodurch ich schnell ins Schnauben kam. Aber das Fechten ist so ein Schnellschachding. Man muss die Person gegenüber einschätzen, die richtigen Bewegungen abrufen und auf die Bewegungen der Menschen gegenüber reagieren und ganz feinfühlig den anderen Körper lesen. In Sekunden werden da etliche Züge gemacht und das nicht im Duell, sondern in ganzen Gruppen.“, so Hinrichs. Während einige Leute dabei nur Interesse am sportlichen Aspekt finden, geht Friedrich Hinrichs Faszination tiefer. „Das historische Wissen, das man dabei findet, ist spannend. Man kann aktiv an Forschung teilnehmen. Der Rückblick in die Historie ist dabei super interessant. Wie sah das damals aus? War das wirklich so primitiv? Und dann stellt man fest, dass das teilweise fortschrittlicher war als heute und rätselt, wann die Menschen falsch abgebogen sind.“, erklärt der 46-Jährige und bezieht sich dabei vor allem auf die Nachhaltigkeit, mit welcher zu dieser Zeit gelebt wurde, sowie die niedrigschwelligen sozialen Strukturen. Auch der handwerkliche Aspekt ist nicht zu vernachlässigen. Vom Nachbau der Sportgeräte, Holz- und Metallverarbeitung, bis zum Nachempfinden von Möbeln, dem Herstellen von Seilen, dem Erforschen von historischen Kochrezepten oder gar dem Segeln auf Schiffen aus genannter Epoche ist alles dabei. Mit der Gruppe „Heydenwall“ ist Friedrich Hinrichs damit längst nicht nur Teil eines lokalen Phänomens, sondern einer länderübergreifenden Interessengemeinschaft. So gibt es europaweit große Treffen und Zusammenkünfte der verschiedensten Gruppierungen für Kampf, Wettbewerb und Austausch. Aber auch lokal ist die Gruppe sehr aktiv, vor allem in Vechta, wo sie neben dem Mitorganisieren der Burgmannen-Tage auch in diesem Jahr wieder zwei Burgbelegungen am Tag des Museums und am Tag des Denkmals durchführen werden. Nach kurzer Anmeldung über www.heydenwall.de kann  problemlos ins Training  reingeschnuppert werden.

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