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Gauner tragen gern Krawatten10.12.2022



Text und Foto: Britta Lübbers


Von Haus aus ist Ennow Strelow Lichtbildner. Lange war er in Hagen Porträt- und Theaterfotograf. Auch für das Oldenburgische Staatstheater hat er gearbeitet und so seine Liebe zur Stadt entdeckt. Seit mehr als 20 Jahren lebt er schon hier.
Neben dem Bild spielt immer auch das Wort eine wichtige Rolle für sein Werk, Strelow hat mehrere Gedichtbände veröffentlicht. Wer seine Fotoarbeiten kennt, weiß um seinen hintergründigen Humor. So ist es auch mit seinen Texten. Kostprobe: „Tante Ruth ist Nymphomanin/ Onkel Karl ist Kleptomane/ Nichte Rita Psychopathin/ Opa ist ein Pyromane/ Oma eine Anarchistin/“. Die hier vorgestellte Verwandtschaft möchte ein Geldinstitut in die Luft jagen und schafft das auch. In Strelows Gedichten geht es mit Freude gegen Bosse und Bonzen. „Gauner tragen gern Krawatten/ kleiden sich in feinsten Zwirn/ von Brioni gibt’s den Anzug/ grau und blau sind heißbegehrt/ aus drin.“ dem Darknet weißes Pulver/ gutes Koks ist topmodern/“, heißt es in „Heuschrecken“. Fragen nach Vorbildern – etwa Robert Gernhardt oder die Neue Frankfurter Schule – verneint Strelow. Was er macht, macht er aus sich heraus. Zu seinen Lieblingsgedichten zählen „John Maynard“ von Theodor Fontane und „Die Frauen von Nidden“ von Agnes Miegel. Er liebe gute Sprache, betont er. Woher nimmt er seine Ideen? „Ich kann zuhören. Und beobachten. Das muss ich auch als Fotograf. Ich lese Zeitung und sehe mir spätabends Diskussionen im Fernsehen an. Da ist genug Stoff
Egal ob Gedicht oder Geschichte, Strelows Texte machen Spaß. Etwa „Ein Albtraum“. Hier schildert er eine Fahrradtour, die der Ich-Erzähler mit seinen Freunden unternimmt. Die Freunde sind: „Günni, der ewig depressive Schalke-Fan. Jean Claude: Besitzer einer Gürteltierfarm. Pille: der in den 70ern ein paar Pillen zu viel eingeworfen hatte, und Hartz IV: Er war früher bei VW Manager. Der im roten Trikot, das bin ich.“ Die Fünf radeln zum Geburtsort von Heinrich Lübke (der mal Bundespräsident und ziemlich peinlich war) und treffen dabei auf einen Dinosaurier. Illustriert sind dieser und andere Texte mit Strelows Fotos. Und die sind Hingucker. Da verfolgt eine Riesenechse die winzige Radlergruppe, da winken Pinguine von Eisschollen, da trifft eine Giraffe einen Schimpansen. Wie macht er das, diese kleinen Szenen so echt wirken zu lassen? Strelow schmunzelt. „Ich gehe zu Herrn Bente in den Spielwarenladen und hole mir, was ich brauche.“ Etwa einen Spielzeug-Dino. Oder eine Spielzeuggiraffe und einen Spielzeugschimpansen. Dazu eine Schippe Sand und ein weiter Himmel als Hintergrund – fertig ist die perfekte Täuschung. Schein und Sein – ein großes Thema bei Strelow. Auch im Gedicht „Alte Männer“ variiert er es meisterlich: „Tolstoi sitzt im Hinterzimmer/ setzt sich eine Larve auf/ (…) Puschkin trinkt Kamillentee/ (…) Gogol malt in Oel auf Leinen/ heiser grölende Kosaken/ Dostojewski speist im Totenhaus/ streichelt müde Katzen/ Trotzki schaut zur Tür herein/ leckt ahnungslos ein Erdbeereis/“.

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