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Provokation? Ja, bitte.04.11.2022



Text und Foto: Thea Drexhage
Schnell stellt sich dabei heraus, dass die Kombo aus Berlin für deutlich mehr gut ist, als nur die Frauenquote zu erfüllen. Mit Kritik, Witz und einer großen Menge Sarkasmus geht es auf der Bühne mit gut choreografierten Songs der Männerwelt dezent an den Kragen und weil der Electro-Punk-Sound der Band so gut ist, tanzen die Männer freudig mit, statt vor Scham im Erdboden zu versinken – ob dabei ihre Toleranz für die Texte sehr groß ist, oder es am fehlenden Sarkasmusverständnis liegt, sei einmal dahingestellt.
Das Quartett, bestehend aus Lulu, Doreen, Kristin und Ilay, veröffentlichte 2021 ihr letztes Album „Gefühle“. Darauf befinden sich starke Songs wie „Bewerte mich“, eine knackige Abhandlung über Kommentare, die sich Flinta* oftmals vom anderen Geschlecht gefallen lassen müssen. In „Bau mir einen Schrank“ drehen sie hingegen clever den Spieß um und singen überspitzt von einer utopischen Welt, in der der Mann auf sein einziges Talent, dem Umgang mit Werkzeug und bestenfalls einem guten Gesäß, reduziert wird. Mit auf diesem Track ist auch die Band Blond vertreten, welche erst kürzlich mit „Männer“ einen neuen Song über die bittere Bookinglage in der Festivallandschaft veröffentlicht hat. Auch auf „Gefühle“ wurde diese Thematik von T.C.H.I.K. aufgegriffen. So heißt es in „Punkrock hat mein Herz gebrochen“: „Jetzt spiel ich in einer Band und dacht' ich lebe meinen Traum, Doch wenn uns mal jemand bucht, sind wir oft die einzigen Frauen, Auf den Bühnen nur Männer Ü40 mit wenig bis keinem Haar, Willst Du als Girl mal auf die Bühne, dann wirst du halt Schlagerstar, Ja Punk, du hast mich verloren, und jetzt guck was du verpasst, Wir sind die toten Crackhuren und machen Schlager die ganze Nacht.“ Das wäre durchaus witzig, wäre die Realität dahinter nicht so traurig. Dabei fasst diese Textstelle den Stil der Band ganz treffend zusammen. Wichtige Themen: ja bitte. Richtiger ernst: eher nicht. Das passt ja auch nicht zur bunten Bühnengestaltung. Glitzer, Federboas, einfache Choreografien mit großem Effekt. T.C.H.I.K. sind ein Gesamtkunstwerk, das es verdient, gesehen zu werden.
Abseits der Bühne wird die Band dann doch direkter und ernster. So nutzt sie ihre Social Media Kanäle, um über Ungerechtigkeiten, die ihnen im Touralltag begegnen, sei es durch Booker oder andere Musikerkollegen, zu sprechen, denn die Zeit, solche Dinge hinter Verschluss zu halten, die ist vorbei.
Größte Bekanntheit erlangte T.C.H.I.K. im Jahr 2013, als sie in Stefan Raabs BuViSoCo für Sachsen angetreten sind. Für den Durchbruch in den Mainstream hat es jedoch nicht gereicht. So bleiben Songperlen wie „Jobcenterfotzen“ oder „Ich und mein Pony“ nur einem exklusiven Kreis vorbehalten. Schade eigentlich.


Die Aktuelle Tour führt die Band leider nicht in den Nordwesten, so sind die dichtesten Termine am 9.11. in Hamburg oder am 12.11. in Lüneburg.

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