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MoX Kino-Tipps:31.08.2022









Namaste Himalaya
Der eigentliche Plan sah vor, dass Michael Moritz zusammen mit einem Kumpel per Rad zum Nordkap fahren wollte – ein Trip, den Filmemacherin Anna Baranowski mit der Kamera begleiten und dokumentieren sollte. Während das Trio unterwegs war, kamen sich Michael und Anna näher. In Norwegen beschlossen die ineinander frisch Verliebten dann spontan, mit der Transsibirischen Eisenbahn bis Peking weiterzureisen. Anschließend folgte ein Trip quer durch Asien – bis Anna sich schweren Herzens den Heimflug buchen musste. Michael hingegen setzte seine Reise weiter fort und filmte seine Erlebnisse. Gut fünf Monate später fand Anna endlich wieder Zeit zu einem Wiedersehen, das in einer kleinen Stadt in Nepal über die Bühne gehen durfte. Aus vier Wochen, die man gemeinsam in Pokhara verbringen wollte, wurde ein halbes Jahr – denn Corona schmiss Annas Pläne total übern Haufen. Dem harten Lockdown entkam das Paar, indem man sich in ein kleines Dorf flüchtete. Und dort begannen Anna und Michael, Teil der Gemeinde zu werden. Die Kamera lässt uns teilhaben am Experiment der beiden Deutschen, wie sie bei Saat und Ernte helfen, sich mit dem Alltag der Dörfler ganz allmählich vertraut machen – und während man nicht nur auf der Leinwand dem Zauber der Natur erliegt, verblasst Corona mehr und mehr.
D ´22: R: Anna Baranowski, Michael Moritz. Ab 1.9. Wertung: 4 von 5 Sternen
Bild: mindjazz pictures

Over & Out
Mit zwölf Jahren hatten sich vier allerbeste Freundinnen versprochen, den Hochzeiten der jeweils  anderen beiwohnen zu wollen - koste es, was es wolle. Gut 26 Jahre später meldet sich Maja (Tschirner) bei Steffi (Becker), Lea (Schwarz) und Toni (Schmidt-Schaller) per Videobotschaft, um diesen Mädels-Schwur einzufordern. Da Ausreden nicht akzeptiert werden, bucht sich das Trio einen Mietwagen, um in Italien der Heirat von Maja mit Ahmed (Moschitto) beizuwohnen. Statt Jubel, Trubel, Hochzeitsheiterkeit spendiert die Braut den Neuankömmlingen jedoch eine Überraschung, die sie auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle katapultiert, in deren Verlauf frau sich erneut zusammenraufen muss. Erst mit dem Genuss von reichlich Alk und anderen Drogen sowie Gesprächen, Gesprächen, Gesprächen scheint die Wiederannäherung der sich im Grunde längst nicht mehr gewogenen Freundinnen machbar – während Filmerin Julia Becker reichlich unentschieden und arg dialoglastig zwischen Drama und Komödie hin und herschaltet.  
Deutschland ´22: R: Julia Becker.
D: Julia Becker, Jessica Schwarz, Nora Tschirner, Petra Schmidt-Schaller, Dennis Moschitto, Axel Stein.
2 von 5 Sternen
Bild: Warner Bros GmbH
Ab 1.9. im Kino

Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors
Seit mehr als 60 Jahren sind Erika und Ulrich Gregor nicht nur glücklich miteinander verheiratet, sondern vor allem ein bestens aufeinander eingespieltes Paar – und glühende Cineasten. Man hat deutsche Kino- und Kulturgeschichte geschrieben – als Begründer der Freunde der deutschen Kinemathek, des Kinos Arsenal in Berlin und der Berlinale-Sektion Internationales Forum des jungen Films.
Die Doku lässt die Vergangenheit des Paares lebendig werden, bettet sie in Zeit- und Filmgeschichte ein – und ergänzt um Interviews und Filmausschnitte.
Deutschland ´22: R: Alice Agneskirchner
Bild:  Ehlermann und Agneskirchner Filmproduktion

Freibad
Die ehemalige Schlagerkönigin und Alt-68erin Eva (Sawatzki) und Fashion-Fan Gabi (Happel) lieben es, im Freibad Zeit zu vertrödeln und dabei permanent über ihre Umgebung zu lästern. Als Stammgäste im einzigen Frauenfreibad der Republik zielen ihre verbalen Spitzen notgedrungen auf all die anderen Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts entlang der Liegewiese. Zwar hätte das Duo damit schon mehr als genug Stoff, um ein paar Knigge-Bibeln zu füllen, da aber jede Frau ihre Benimm-Richtlinien anders auslegt, lassen sich Konflikte kaum ausblenden. Wann immer die Sticheleien überhand nehmen, schreitet Bademeisterin Steffi (Wakivuamina) ein. Als geborene Vermittlerin fühlt sie sich zwar längst wie im Kindergarten, erträgt die üblichen Reibereien gleichwohl ziemlich gelassen. Zu viel wird es ihr erst nachdem eine türkischstämmige Großfamilie im Bad auftaucht, die mit ihren mächtig qualmenden Grill-Eskapaden auf der Liegewiese die restlichen Badegäste verärgern. Dass sich eins der Großfamilien-Mädels obendrein erdreistet, ihre Bahnen im Becken ausschließlich im Burkini absolvieren zu wollen, provoziert Freigeist Eva dazu, ihrerseits oben ohne in die Wellen zu hechten.  Ein Wort gibt das nächste, die Lage eskaliert – und zuguterletzt schmeißt Steffi ihrerseits das Handtuch. Dass damit wenig gewonnen ist, angesichts vom einzigen männlichen Bewerber um die freiwerdende Becken-Sheriff-Stelle, und dem jetzt erst recht hochköchelnden Problem, das eine Gruppe komplett verhüllter Frauen in den Augen der anderen Badegäste darstellt, nutzt Komödien-Profi Doris Dörrie zu einer Openair-Studie über Toleranz und Diversität. Als Vorlage dienen ihr Ereignisse im Freiburger Loretta-Frauenfreibad, wo vor einigen Jahren Ganzkörper-verhüllte Musliminnen, Grillgelage und ein neuer männlicher Bademeister die Gemüter erhitzten. Schade nur, dass Stammtisch-Blödeleien und Slapstick-Einlagen überhand nehmen, sich „Freibad“ zusehends mehr im Klamaukigen verheddert.
Deutschland ´22: R: Doris Dörrie. D: Andrea Sawatzki, Nilam Farooq, Maria Happel. Lisa Wagner, Melodie Wakivuamina.
Ab 1.9. im Kino, Wertung: 3 von 5 Sternen
Bild: Constantin Film Verleih / Mathias Bothor

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