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Wo der Schafbock mit der Zibbe tanzt28.07.2022



Text und Foto: Karin Eickenberg
Das Projekt „Lieblingsorte“ entstand im Rahmen des Dorfentwicklungsprogramms Niedersachsen. Ziel dieser Aktion war es, den Tourismus anzukurbeln. Aber auch, das Gemeinschaftsgefühl der aus vielen kleinen Ortschaften bestehenden Gemeinde zu stärken. So wurde die Bevölkerung von Anfang an in die Planung einbezogen. Los ging es bereits 2017 mit einer großen Bürgerbefragung. Alle waren aufgerufen, die für sie reizvollsten Plätze in Apen zu benennen. Aus über 60 Vorschlägen wurden 15 Top-Favoriten ausgewählt. Schnell einigte man sich darauf, diese Lieblingsorte mit Skulpturen ins Blickfeld zu rücken. Aussagekräftig sollten sie sein – aber sie sollten auch Spaß machen. Und hier kam der Oldenburger Metallgestalter Jörg Ridderbusch ins Spiel…
Kunst vom Schrottplatz
Der freischaffende Künstler und Schmiedemeister ist überregional bekannt für seine „Schrottis“ – Kunstobjekte aus Altmetall vom Schrottplatz, die einfach gute Laune machen. Er war sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Bei den Entwürfen tat er sich mit der Künstlerin Ilona Schumacher zusammen. Gemeinsam fuhren die beiden alle Lieblingsorte ab und überlegten, was inhaltlich passt.Die größte Herausforderung sei gewesen, sich bei den Figuren nicht zu wiederholen, so Ridderbusch. Jeder Ort, jedes Thema sollte in einem einzigartigen, unverwechselbaren Objekt zum Ausdruck kommen. Mal figürlich, mal abstrakt, mal hintergründig oder witzig.
In seiner denkmalgeschützten Schmiede am Oldenburger Lappan ließ er die Funken sprühen. Die ersten Skulpturen verließen 2020 die Werkstatt. Für das Aper Tief, einem natürlichen Flusslauf zwischen Hengstforde und Holtgast, fertigte er gleich mehrere Kunstobjekte an. Das hier durch eine Deichverlegung entstandene Süßwasserwatt ist das Highlight der Gemeinde und einzigartig im Nordwesten! „Das ist wirklich ein ganz außergewöhnliches Naturschutzgebiet“, begeistert er sich, „zu bestimmten Tageszeiten denkst du, du bist am Wattenmeer!“ Tausende Zug- und Rastvögel könne man hier beobachten, Rotschenkel, Austernfische, Bekassine. Sogar den Seeadler habe er schon gesichtet.
Einige Lieblingsorte befinden sich auch in Brückennähe. Über 40 gibt es davon im wasserreichen Apen! An der Bokeler Brücke zum Beispiel stehen die „tanzenden Schafe“. Und für die Staaßenbrücke bei Augustfehn, der einzigen noch original erhaltenen Klappbrücke in der Gemeinde, hat sich der Künstler einen Rastplatz ausgedacht, bei dem Besucher auf stilisierten Sumpfdotterblumen zwischen Fröschen und Libellen sitzen.
Sprechende Mehlsäcke und Wotans Raben
Zusätzlich lassen sich an manchen Skulpturen kleine Hörspiele über QR-Codes aktivieren. Sie informieren auf unterhaltsame Art über Hintergründe und Besonderheiten. Ritter Herbord, der hoch zu Ross den Aper Marktplatz schmückt, meldet sich sogar persönlich zu Wort: „Vorsicht! Hier in Apen befindet sich der letzte Außenposten der Zivilisation! Noch ein Stück weiter westlich oder nördlich, dann ist man, ich wage es kaum auszusprechen, in Ostfriesland – jawohl, bei den wilden Friesen!“ Stolz berichtet er vom Mittelalter, als Apen noch zu den wichtigsten Festungsorten der alten Grafschaft Oldenburg gehörte und die Ritter der Burg sich immer wieder mit den bösen Nachbarn schlagen mussten.
Noch mehr Historie erwartet die Besucher bei den sprechenden Mehlsäcken an der Hengstforder Mühle oder dem Eichenkönig in Klauhörn. Bei der Plaggenhütte am Nordloh-Kanal erinnert ein abstraktes Kunstobjekt an die ersten Moorkolonisten, die unter ärmlichsten Bedingungen das Land kultivierten. Auch Godensholt zählt zu den auserwählten Orten. Der steinzeitliche Siedlungsplatz gilt als Keimzelle der Gemeinde. Es gibt Urkunden aus dem 13. Jahrhundert, in denen das Dorf noch Wodensholte hieß, also Wotans Wald. Jörg Ridderbusch entschied sich hier für einen sechs Meter hohen Baum aus Stahl, in den er Wotans Raben und die Insignien des Göttervaters installiert hat.
Heimat neu entdeckt
Augustfehn ist der jüngste Teil von Apen. Die Ortschaft wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Ihr Wahrzeichen ist der Eisenhüttenturm vom historischen Stahlwerk. Es sorgte von 1855 bis 1932 für den wirtschaftlichen Aufschwung der ganzen Region. Diesen Lieblingsort markiert jetzt eine eiserne Stele mit der Aper Weltkugel, dem Logo der Touristik. Sie dreht sich aber nicht nur um ein wichtiges Stück Industriegeschichte. Es geht auch um die schönen Dinge des Lebens. Denn das einstige Kesselhaus dient jetzt als Restaurant und Kulturzentrum.
[font="Liberation Serif", serif]Es lohnt sich also tatsächlich, mal einen kleinen Ausflug in den Landstrich mit den endlos grünen Deichen, schnurgeraden Kanälen und malerischen Flussauen zu machen. Mit ihren Lieblingsorten ist der Gemeinde jedenfalls ein echter Coup gelungen. Schon jetzt gibt es viele positive Rückmeldungen. Auch von Einheimischen, die ihre Heimat plötzlich neu entdecken. Längst sind die originellen Skulpturen von Jörg Ridderbusch fester Bestandteil der Dorfkultur und ein Bindeglied zwischen den einzelnen Bauernschaften. Selbst Ridderbusch fühlt sich dort fast schon zuhause. „Ich bin ganz in das Projekt eingetaucht, bin immer wieder hingefahren – und war am Ende ganz verliebt in dieses Apen!“[/font]

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