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Buchkunst vom Feinsten - Landesbibliothek kauft wertvolle Sammlung24.05.2022



Eine Doppelseite wie ein Paukenschlag: Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ in verschwenderisch schöner Ornament-Gestaltung. Der Insel Verlag aus Leipzig hatte dieses Kleinod 1908 auf den Markt gebracht. In der Nebenvitrine liegt das Blumenbuch der Ernst-Ludwig-Presse von 1923, nur 135 Exemplare des feingezeichneten Botanik-Führers wurden hergestellt. An der Wand gegenüber ist ein farbiges Faltbuch ausgestellt, „Was ich in Rom sah und hörte“ von Ingeborg Bachmann. Carivari in Leipzig hat das Kunstwerk 2004 produziert, es ist kaum größer als ein Kartenspiel. Diese drei Schönheiten gehören zur wertvollen Künstlerbuchsammlung von Dr. Onno und Christa Feenders, die Landesbibliothek hat den bibliophilen Schatz jetzt erworben. Mehr als 1100 Pressedrucke und Künstlerbücher hat die Bibliothek mit Unterstützung des niedersächsischen Kulturministeriums aus dem Besitz des Emder Kinderarztes gekauft, der eine Leidenschaft für Buchkunst hatte und ausgezeichnete Kontakte ins Verlagswesen besaß. Die Originalausgaben der wichtigsten deutschen Pressen und bibliophilen Verlage wechselten für 300.000 Euro den Besitzer und wurden während eines Festakts übergeben. „Mit der Sammlung Feenders entsteht ein neuer Leuchtturm der Buchkunst im Nordwesten“, erklärte Kulturminister Björn Thümler. „Die Sammlung Feenders ist die schönste und bedeutendste Erwerbung der Landesbibliothek Oldenburg in den letzten drei Jahrzehnten“, freute sich Bibliotheksleiterin Corinna Roeder. Berühmte Pressen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie die Königin der deutschen Presse, die Bremer Presse, und die Rupprecht-Presse sind vollständig versammelt. Nach 1950 liegen die Schwerpunkte bei norddeutschen Pressen und Künstlern wie den Hamburgern Otto Rohse und Roswitha Quadflieg. Gut vertreten sind auch Buchkünstler aus der ehemaligen DDR.
Rund 40 Jahre lang nutzte Otto Feenders seine Kontakte und sammelte Bemerkenswertes. Die Bibliophilie war für ihn ein schöner Ausgleich zu seiner Arbeit als Arzt. Eines der kostbarsten Bücher seiner Sammlung machte Feenders der Landesbibliothek nun zum Geschenk: „Die Verfassung des Deutschen Reiches von 1919“ ist eines von nur 24 auf feinstes Pergament gedruckten Exemplaren, das die Bremer Presse 1929 herausbrachte.
Die Landesbibliothek will ihre neue Sammlung aktiv vermitteln, die Katalogisierung im Online-Verbund soll die Voraussetzung schaffen, die Bücher für Forschung zu Kunst, Literatur und Mediengeschichte zu nutzen. Zudem wird die Sammlung Feenders in die Dauerausstellung einbezogen und in Wechselausstellungen präsentiert. Auch Schulen dürften profitieren, denn die Künstlerbücher werden in Klassenführungen erläutert. „Die Sammlung Feenders vermittelt wichtige Kenntnisse über das gedruckte Buch als Leitmedium der letzten 500 Jahre, die als kulturelle Basis für eine fruchtbare Auseinandersetzung mit der digitalen Zukunft unverzichtbar ist“, sagt Corinna Roeder.

Text und Foto: Britta Lübbers

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