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„Der Report der Magd“ von Margaret Atwood24.05.2022
MoX: Wovon handelt der Roman?
Wiebke Gärtner: Es handelt von einer dystopischen Zukunft in Amerika. Eine Welt in der Klimakatastropen und verschiedene weitere katastrophale Umstände die Welt geprägt haben und dafür gesorgt haben, dass die Fruchtbarkeitsrate der Menschen drastisch gesunken ist. Es wird davon ausgegangen, dass viele Frauen keine Kinder mehr bekommen können. Gleichzeitig übernimmt eine Gruppe christlich fundamentaler Menschen die Macht und den neuen Staat Gilead. Es werden religiös getarnte Gesetze verabschiedet, die dann dazu führen, dass Frauen die als fruchtbar gelten, zu Handmaids werden. Ihre Aufgabe ist es dann, die Kinder von ihren Commandern, also den Menschen, denen sie unterstellt sind, zu gebären und Nachwuchs zu produzieren.
MoX: Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Wiebke Gärtner: ‚Gut gefallen‘ ist bei dieser Thematik schwierig ausgedrückt, aber ich denke besonders wichtig ist bei diesem Buch noch immer die Relevanz, gerade, wenn man aktuell beispielsweise nach Amerika schaut. Es zeigt, dass solche Dystopien gar nicht so weit weg sind, wie wir denken, auch, wenn in dem Buch natürlich ein sehr extremer Zustand geschildert wird. Das Buch zeigt aber auch, wie dieser Zustand entstanden ist und dass es kleine Schritte sind, die nicht von heute auf morgen passieren, sondern, dass sich so ein Regime langsam aufbaut. Es zeigt, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein und sich klarzumachen, was die Freiheit, in der wir leben und leben wollen, eigentlich wert ist. Was ich gut finde ist, dass es ja oft jetzt in der Diskussion in dieser Roe v. Wade (Abtreibungsrecht) in Amerika so getan wird, als wäre das eine noch nie dagewesene Form von Unterdrückung, aber das ist ja auch eine sehr weiße Perspektive das zu sehen, denn genau das ist in der Vergangenheit mit indigenen Völkern u.a. gemacht worden. Solche Bücher helfen dann schon dabei, dass man sich selbst ein bisschen zurechtrücken kann.
MoX: Wie haben Sie den Roman gelesen?
Wiebke Gärtner: Auf englisch und in Papierform. Mehrfach, das sieht man auch. Ich lese gerne Bücher aus Papier und mache gern Randnotizen.
MoX: Wem würden Sie den Roman empfehlen?
Wiebke Gärtner: Ich glaube fast jedem - mit Einschränkung. Es ist ja schon ein krasses Buch mit expliziten Schilderungen. Wenn man das nicht abkann, sollte man das vielleicht mit Vorsicht genießen oder besser nicht lesen, aber ich denke, dass jede*r aus diesem Buch etwas rausziehen kann, denn es zeigt ja nicht nur das Leid der Frauen, sondern wie alle unter diesen Strukturen leiden, bis auf die wenigen Prozente der Machthabenden. Am Ende schildert die Geschichte die Beschneidung von Persönlichkeitsrechten aller. Es gibt noch immer die Diskussion darüber, wie viel Feminismus es noch braucht. Der Roman zeigt dabei sehr deutlich, dass wir das alle brauchen, finde ich.
MoX: Was wissen Sie über die Autorin?
Wiebke Gärtner: Margaret Atwood ist Kanadierin und 1939 geboren. Ich weiß, dass sie zahlreiche historische Romane und philosophische Essays geschrieben und sich auf einer wissenschaftlichen Ebene mit Literatur beschäftigt hat.
Interview und Foto: Thea Drexhage
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