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Jeden Tag neue Erfahrungen23.02.2022



Text und Foto: Thea Drexhage
Seit über 30 Jahren arbeitet Goldschmiedemeister Andreas Speckmann in seinem Beruf, doch von Langeweile fehlt noch immer jede Spur. Dass der heute 55-jährige Goldschmied werden möchte, war ihm schon immer klar. Denn auch sein Vater ist Goldschmied. „Er hat schon in Südafrika einen Betrieb gehabt und ich habe als kleiner Junge bei der Arbeit zugeschaut.“, erzählt er. Wie das in Familien manchmal so ist, hielt der Vater anfangs nicht viel von der Idee, nahm seinen Sohn dann aber doch in die Ausbildung, als er erkannte, dass er es ernst meinte. Nach abgeschlossener Gesellenprüfung in Oldenburg zog es Andreas Speckmann und seine Frau 1989 mit einem Arbeitsvisum für zwei Jahre zurück nach Südafrika. „Ich hatte nicht damit abgeschlossen. Ich wurde im Prinzip von meinen Eltern entwurzelt und hatte kein Mitentscheidungsrecht, als wir nach Deutschland zogen. Die haben gesagt aus politischen Gründen gehen wir wieder zurück nach Deutschland und meine Schwester und ich mussten mit. Wir hatten keine Freunde mehr, die Kultur und Sprache waren eine andere, das Schulsystem war völlig neu. Das war schon eine schwierige Nummer.“, erklärt er.
Doch am Ende führen alle Wege wieder nach Oldenburg. Schnell machte der Goldschmied seinen Meister und bildet seitdem selbst aus. Seit 2018 ist er außerdem Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Ammerland. In der Ausbildung liegt für Andreas Speckmann der Schlüssel. Feingefühl und Geduld, zwei Dinge, die in diesem Beruf unabdinglich sind, können nur durch sehr viel Übung erlernt werden. „Ich habe zwei Auszubildende, die lernen sägen und feilen und dürfen erst nach Monaten an die richtigen Edelmetalle ran. Die Ursprungstechniken, die muss man richtig lernen. Fingerfertigkeit und dieses muskuläre Gedächtnis, das kommt mit der Zeit.“
Das Spannende an dem Beruf sind jedoch nicht die Goldschmiedearbeiten an sich, sondern der Kontakt mit den Kunden. „Ich habe immer wieder mit anderen Menschen zu tun. Es ist wie eine große Geschichte. Der Kunde kommt rein, man unterhält sich und erfährt was er möchte, man entwirft etwas, kalkuliert es durch, erhält den Auftrag und führt es aus. Dieser Prozess ist immer anders. Ich kann mit Fug und Rechtsagen, dass ich in den ganzen 35 Jahren, die ich das jetzt mache, kein Stück doppelt gemacht habe. Das ist immer wieder etwas Neues. Der krönende Abschluss ist, wenn der Kunde sein fertiges Stück bekommt. Da stecken ja auch Emotionen drin. Wir verarbeiten auch Materialien von den Kunden, Erbstücke zum Beispiel, da ist es nicht schwer, den Beruf spannend zu halten.“, so Andreas Speckmann. Damit hat sich der Goldschmied eine Position erarbeitet, in der es ihm gut geht. Mittlerweile fühlt er sich vollkommen als Oldenburger und möchte daher auch der Stadt etwas zurückgeben.
Er ist Mitglied des Oldenburger Rotary Clubs und engagiert sich außerdem über die sozialen Medien in der „Oldenburger Spendengruppe“, wo Lebensmittel für die Tafel, die Straßenengel und andere Organisationen gesammelt werden. „Die Gruppe ist 2015 aus einer Not geboren. Meine Frau hat zu der Zeit bei der Tafel gearbeitet. Es war die Zeit der Flüchtlingskriese, da war ja auch hier einiges los und die Tafel wurde einfach überrannt. Die brauchten dringend haltbare Lebensmittel und vor allem auch Lebensmittel aus den jeweiligen Kulturkreisen, um zumindest etwas Vertrautes für die Geflüchteten zur Verfügung zu stellen.“, berichtet er. Seitdem stehen in zahlreichen Supermärkten große Kisten der Spendengruppe, die von zahlreichen Freiwilligen verwaltet werden und dort hinkommen, wo sie am meisten benötigt werden.

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