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MoX-Portrait: Hat die Lizenz für eine rote Nase07.12.2021
Wenn man in Ostfriesland aufwächst, dann lernt man nach der Schule etwas „Anständiges“. Bankfachangestellte vielleicht. Auch Andrea Voermann hat sich diesem ungeschriebenen Gesetz untergeordnet und eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht, auch wenn sie schon immer gern im Schauspiel oder im Zirkus gearbeitet hätte. Aber irgendwann löst man sich dann doch von bestehenden gesellschaftlichen Prinzipien und geht seinen eigenen Weg. Dieser führte im Falle von Andrea Voermann nach Hannover auf die Schule für Tanz, Clown und Theater „TuT“, wo sie über drei Jahre berufsbegleitend zur Clownsgesellin ausgebildet wurde, bevor sie noch eine Masterklasse bei einem Clown des Roncalli Zirkus abgeschlossen hat. Nun steht die Oldenburgerin aber nicht in der großen Manege, sondern in Krankenzimmern der Kleinen. Vor 20 Jahren gründete sie die Klinikclowns NordWest und verzaubert mit einem rotnasigen Team den Krankenhausalltag, zumindest dann, wenn keine Pandemie herrscht. Auch in diesem für Außenstehende eher belastenden Umfeld, vergeht Andrea Voermann das Lachen nicht. „Wir sehen die Kinder als Kinder, auch wenn wir immer eine Übergabe bekommen, wenn wir in die Zimmer gehen und auch wissen, welches Krankheitsbild das Kind jeweils hat, aber a) haben wir eine Nase auf, das ist schon mal Schutz, denn ich gehe nicht als Andrea in das Zimmer, sondern als Carlotta und b) alles was man da sieht, an Krankenhauskontext bietet natürlich Spielfläche. Wenn da diese Spuckschalen sind, oder ein Hausschuh, diese Galgen mit Medikamenten – alles kann irgendwas sein, was beispielsweise aus der Raumfahrt kommt.“, erklärt sie. Und wenn es doch mal ernst wird, ist auch das Schimpfen und Fluchen kein Problem: „Als Clown darf man das!“ Alles ist aus freien Stücken improvisiert und darauf ausgelegt, den Kindern oder auch älteren Menschen in Heimen, einen kurzen Moment die Sorgen zu nehmen und auf ihre individuelle Situation zu reagieren. Doch es ist nicht immer alles lustig, denn auch Angst vor Clowns ist so eine Sache. „Als diese Zeit war mit dem neuen ES-Film, das war ganz furchtbar, alle Welt hat irgendwie von Horrorclowns gesprochen und dann kommen wir da um die Ecke.“, gesteht sie lachend. Dabei gibt es gravierende Unterschiede. „Wir sind aber immer noch als Mensch erkennbar. Wir haben nicht diese große Schminke wie Zirkusclowns. Klar gibt es immer mal Kinder die Angst haben, aber in der Regel finden Kinder das gut, weil es einfach was Anderes ist, weil wir sie da abholen, wo sie stehen.“
Aber auch ohne die rote Nase ist Andrea Voermann sehr um das Wohl von Kindern bemüht. Nach Beraterin für Kitas im evangelisch-lutherischen Kindertagesstättenverband in Leer ist sie außerdem die ehrenamtliche Geschäftsführerin der kleinen Raupen. Einer von ihr gegründeten Großtagespflegestelle. „Die Kleinen Raupen ist aus meiner Bachelorarbeit entstanden. Ich habe Kindheitspädagogik studiert und mein Thema war ein Qualitätskonzept für die Tagespflege. Das wollte ich nicht nur für die Schublade geschrieben haben und habe dann diese Großtagespflegestelle gegründet.“, so Voermann. Wenn es dann doch mal nicht um Kinder geht, sondern das eigene Wohl, lenkt sie sich ab mit Literatur, Musik, Konzerten und ihrem Garten. Auch dort geht es fantastisch zu, aber nicht mit Clowns, sondern einem Piratenthema. All das ist ja schön und gut, dennoch wünscht sie sich vor allem, bald wieder als „Carlotta“ Freude in Kliniken und Altenheime bringen zu können und findet zum Abschluss noch warnende Worte: „Derzeit sammeln Menschen Spenden an Türen, angeblich für die Oldenburger Klinikclowns, aber das stimmt so nicht. Es wird für internationale Organisationen gesammelt.“ und bittet um Obacht.
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